200 Kilo Oliven geerntetDer nördlichste Olivenhain Europas liegt in Pulheim

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Zwei Frauen stehen in einem Olivenhain. Der Eimer, in dem sie die reifen Oliven sammeln, ist halbvoll.

Carmen Sánchez-Garcia (rechts) freut sich, dass die Kultur des Olivenhains auch in Stommeln geschätzt wird.

In dem Olivenhain des Gartenhofes Becker haben viele fleißige Helferinnen und Helfer rund 200 Kilo reife Oliven geerntet.

115 Bäume voller reifer Oliven, Sonnenschein und lachende Gesichter – nicht nur Michael Becker fühlte sich beinahe wie in Apulien. Die Gegend im Süden Italiens ist sein Sehnsuchtsort, seine Leidenschaft sind die Oliven in seinem eigenen Hain. Gemeinsam mit Freunden hat der Inhaber des Gartenhofes Becker nun das leckere und gesunde Steinobst geerntet.

Rund 200 Kilo grüne und schwarze Oliven kamen so in wenigen Stunden zusammen. Carmen Sánchez-García, die mit Freundinnen gut gelaunt einen Eimer nach dem anderen füllte, half bei der Ernte. Ihr ungewöhnlicher Beruf, Oliven-Sommelière, macht sie in dem 1500 Quadratmeter großen Olivenhain zur Fachfrau.

Mein Vater sagte damals, du hast sie nicht mehr alle
Michael Becker, Geschäftsführer des Gartenhofs Becker

„Eigentlich führe ich hauptsächlich Olivenöl-Verkostungen durch“, erklärte die Pulheimerin. „Aber hier fühle ich mich gerade wie am Mittelmeer. Schön, dass die Kultur des Olivenhains in Stommeln geschätzt wird.“ Michael Becker schmunzelte, das hörte er gern. Als er vor 20 Jahre auf die Idee kam, einen Olivenhain anzulegen, hielten ihn alle für verrückt.

„Mein Vater sagte damals, du hast sie nicht mehr alle“, erinnert er sich lachend. Beirren ließ er sich davon jedoch nicht. Er pflanzte robuste Olivenbäume mit klangvollen Namen wie Leccino, Pendolino und Cipressino und bereits 2006 gab es das erste Olivenblütenfest auf dem Gelände des Gartenhofs.

Bei Minusgraden gingen viele Olivenbäume in Pulheim ein

Die erste Ernte ein Jahr später war vielversprechend, Michael Becker erntete gut 35 Kilo feinste Stommelner Oliven. Doch dann folgten Rückschläge. In den darauffolgenden kalten Wintern gingen bei zweistelligen Minusgraden viele Olivenbäume ein. Michael Becker pflanzte neue und seitdem ist sein Olivenhain eine reine Erfolgsgeschichte.

Er gilt als der nördlichste Olivenhain Europas. „Vielleicht sogar der ganzen Welt“, vermutet er sogar. „Es gibt noch einen an der kanadischen Westküste bei Vancouver, aber das ist etwas südlicher. Wir sind ja hier auf dem 51. Breitengrad.“ Michael Becker wird nachdenklich. „Sicher liegt es auch am Klimawandel, dass unsere Oliven hier immer besser gedeihen“, sagt er.

Die Olivenbäume lieben die Sonne und sind äußerst genügsam. Gegossen werden sie praktisch nie. Sogar Hochzeitspaare haben neuerdings den üppigen, mediterran anmutenden Olivenhain als Fotokulisse entdeckt. Nur einen Traum konnte sich Michael Becker bisher noch nicht so recht erfüllen. „Olivenöl!“, ruft er. Versucht hat er es schon, vor drei Jahren.

Doch der Ertrag sei damals äußerst überschaubar gewesen, was wohl auch an der Ölmühle lag. Doch auch da gibt Michael Becker nicht auf. Irgendwann wird es sein „Olio de Cologne“ aus Stommeln geben, daran glaubt er. Bis es so weit ist, werden die Stommelner Oliven in Rosmarin, Thymian, Zitrone und Orangensud eingelegt.

„Sehr lecker“, fand Oliven-Sommelière Carmen Sánchez-García, als sie von den eingelegten Steinfrüchten vom vorigen Jahr einige probierte. Die soeben geernteten Oliven können am 8. und 9. Juni 2024 beim Olivenfest auf dem Gartenhof Becker gekostet werden. 

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