Verkehrs-Serie in Rhein-ErftKinder-Coach Rausch: „Eltern müssen ein Vorbild sein“

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In der vierten Schulkasse machen die Kinder eine Fahrradprüfung. In diesem Jahr sind nahezu alle wegen der Corona-Pandemie ausgefallen.

In der vierten Schulkasse machen die Kinder eine Fahrradprüfung. In diesem Jahr sind nahezu alle wegen der Corona-Pandemie ausgefallen.

  • Jörg Rausch ist Fahrsicherheitstrainer - vor allem für Kinder - bei der Verkehrswacht Rhein-Erft.
  • Er beklagt, dass die Straße für Kinder unsicherer geworden ist und er sieht die Schule in der Verantwortung zur Aufklärung.
  • Der Auftakt der neuen Verkehrs-Serie in Rhein-Erft.

Rhein-Erft – Jörg Rausch ist Fahrsicherheitstrainer bei der Verkehrswacht Rhein-Erft. Mit ihm sprach Udo Beißel. Herr Rausch, warum ist die Verkehrserziehung in der Schule so wichtig? Rausch: Leider haben sich in den vergangenen 30 Jahren die Möglichkeiten für das selbstständige Erkunden des Wohnumfeldes und für das Spielen auf der Straße für Kinder in Deutschland deutlich verschlechtert. Die starke Zunahme des Straßenverkehrs trägt dabei eine gewisse Schuld. Deshalb ist der Sachunterricht in der Schule zur Verkehrserziehung so wichtig. Dabei werden die wichtigsten Vorschriften und Regeln vermittelt. Unterrichtsinhalte sind dabei vor allem die Gegebenheiten, die die Schulanfänger auf ihrem Weg vorfinden.

Was können Eltern und Großeltern unternehmen, um Schulkinder auf den Straßenverkehr vorzubereiten?

Fahrtrainer Jörg Rausch

Fahrtrainer Jörg Rausch

Eltern und Großeltern können einen großen Beitrag dazu leisten, damit die Kinder sicher zur Schule kommen. Sie sollten den Schulweg ein paar Mal gemeinsam abgehen und auf die Gefahren hinweisen. Bei nächster Gelegenheit übernimmt das Kind die Führung und der Erwachsene greift bei Fehlern ein. Bei einem weiteren Übungsgang kann das Kind allein etwas vorgehen und der Erwachsene kontrolliert es aus etwas Entfernung. Wichtig ist, dass die Eltern oder Großeltern sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sind und sich an die Regeln im Straßenverkehr halten.

Was sollten andere Verkehrsteilnehmer beachten, wenn sie Kinder mit und ohne Fahrrad im Straßenverkehr sehen?

Der wichtigste Punkt ist, dass der Fahrzeugführer sich wieder auf seine Hauptaufgabe konzentriert, nämlich die Führung des Fahrzeuges. Bei Begegnung mit Kindern auf einem Fahrrad ist immer von einer Gefahr auszugehen, da ich nicht weiß, wie sicher das Kind sich auf dem Fahrrad verhält. Genügend Abstand, mindestens 1,50 Meter innerorts, und angemessene Geschwindigkeit sowie beim Vorbeifahren und Überholen eine erhöhte Vorsicht walten zu lassen wären die ersten Schritte in die richtige Richtung.

Ist die Helmpflicht für Kinder auf dem Fahrrad überfällig?

Nach wie vor sind Kopfverletzungen die Haupttodesursache bei Fahrradunfällen bei Kindern und Jugendliche. Allein 71 000 Kinder und Jugendliche erleiden jährlich Kopfverletzungen.

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Mit einem Helm lässt sich dieses Risiko um 80 Prozent reduzieren. Wir als Verkehrswacht empfehlen allen das Tragen eines Fahrradhelmes in jedem Alter.

Dürfen Erwachsene, die ihre kleinen Kinder begleiten, auch mit dem Fahrrad auf dem Bürgersteig fahren?

Eltern dürfen ihre bis zu achtjährigen Kinder mit dem Rad seit Ende 2016 auf dem Bürgersteig begleiten. Dabei müssen Erwachsene und Kinder jedoch insbesondere bei viel Fußgängerverkehr auf dem Bürgersteig vorausschauend und in Schrittgeschwindigkeit fahren. Fußgänger dürfen nicht behindert werden.

Sollten Schülerlotsen vor allen Grundschulen stehen?

Das ist Wunschdenken. Leider ziehen viele Schulen den Schülerlotsen ein, da es einfach zu gefährlich geworden ist. Der Verkehr vor den Schulen hat in den vergangenen Jahren dermaßen zugenommen, dass immer mehr Verbote ausgesprochen werden müssen.

Die Kinder werden einzeln von ihren Eltern vor die Schule und am liebsten bis ins Klassenzimmer gefahren. Hier müsste das Halten und Parken verboten werden und durch Baumaßnahmen ein sicherer Schulweg ermöglicht werden.

Inzwischen gibt es schon E-Bikes für Kinder. Was stehen Sie dazu?

Oft ist beim Kinderradeln einfach weniger mehr. Besser wäre es, wenn die Kinder erst einmal mit einem normalen Bike die Welt erobern könnten, bevor sie auf ein E-Bike umsteigen. Weniger Zeitdruck, weniger Höhenmeter, weniger Strecke, dafür viel Lob und Anerkennung sowie viel Geduld, bis die Kids groß genug sind, um Erwachsenenstrecken zurücklegen zu wollen. Man sollte sich genau überlegen, ob das Kind bereit ist für ein E-Bike.

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