Nur NotdienstWarum die Apotheken in Rhein-Erft am 14. Juni geschlossen bleiben

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Das Foto zeigt Nadine Freialdenhoven in ihrer Apotheke. Im Regal hinter ihr sind verschiedene Medikamente zu sehen. Die Kerpenerin spricht für die Apothekerinnen und Apotheker im Rhein-Erft-Kreis.

Nadine Freialdenhoven spricht für die Apothekerinnen und Apotheker im Rhein-Erft-Kreis.

Die hohen Kosten würden viele Apotheken in den Ruin treiben, sagt ihre Sprecherin. Seit 2012 haben in Rhein-Erft 18 geschlossen.

Im Rhein-Erft-Kreis bleiben am Mittwoch, 14. Juni, fast alle Apotheken geschlossen. Darauf haben sich die Apotheker im Kreis geeinigt. Mit ihren Kollegen aus ganz Nordrhein-Westfalen demonstrieren sie vor dem Landtag für bessere Arbeitsbedingungen.

Für die Kerpener Apothekerin Nadine Freialdenhoven kommt der Streik nicht überraschend. Schon seit Jahren deute er sich an, sagt sie. „Seit 2013 hat der Staat unsere Honorare nicht angepasst. Unsere Ausgaben sind aber immens gewachsen.“

Verantwortlich dafür seien Inflation und Energiepreise, aber vor allem die gestiegenen Personalkosten. „Medikamentenverkauf ist sehr beratungsintensiv. Apotheken brauchen deshalb gutes Personal. Und das hat seinen Preis.“ Die hohen Kosten würden viele Apotheken in den wirtschaftlichen Ruin treiben. Zum Vergleich: 2012 gab es 110 Apotheken im Rhein-Erft-Kreis. Zurzeit sind es noch 92.

Kleinere Apotheken sind nur eingeschränkt lieferfähig
Nadine Freialdenhoven

Das betrifft laut Freialdenhoven auch die Patienten. „Die Versorgung mit Medikamenten kann so nicht mehr gewährleistet werden“, sagt die Apothekerin, die auch Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Nordrhein ist. Sie selbst leite vier Apotheken. Deswegen habe sie mehr als 90 Prozent der Medikamente immer vorrätig. „Kleinere Apotheken sind aber nur eingeschränkt lieferfähig. Sie haben vielleicht die Hälfte der Medikamente immer vor Ort.“

Die Folge: Kunden müssen warten. In den meisten Fällen ist das nur ärgerlich. Fehlten aber Antibiotika oder Herzmedikamente, könne der Mangel lebensbedrohlich werden, sagt Freialdenhoven.

Auf der Internetseite der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände gibt es eine Beispielrechnung, wie sich der Medikamentenpreis zusammensetzt. Apotheker erhalten für jedes verkaufte Medikament einen Zuschlag von 8,35 Euro plus drei Prozent des Einkaufspreises.

Bei bestimmten Medikamenten greifen Rabattverträge zu Ungunsten der Apotheker

Hinzu kommt ein weiterer Zuschlag für den Notdienst und der Förderzuschlag für pharmazeutische Dienstleistungen. Sie betragen 20 und 21 Cent. Die Marge ist also nicht besonders hoch. Bei bestimmten Medikamenten greifen zudem Rabattverträge, die Apotheker mit Krankenkassen abschließen. So soll gewährleistet werden, dass Patienten möglichst wenig für Medikamente zahlen.

Die Rabattverträge können aber auch zu Problemen führen. Die Krankenkasse könne nämlich die Erstattung eines Medikaments verweigern, das die Apotheke bereits an einen Patienten verkauft hat – die Apotheke mache dann Verlust, sagt Freialdenhoven. Stichwort: Retaxation. Zu ihr kommt es, wenn der Rabattvertrag nicht eingehalten wurde oder es kein korrektes Rezept gibt.

Für die Krankenkasse sind wir eine Art Inkassobüro
Nadine Freialdenhoven

Die Krankenkassen würden den Apothekern ohnehin das Leben schwer machen, klagt Freialdenhoven. „Wir sind für sie eine Art Inkassobüro.“ Hinzu kommt: Zwei Jahre lang müssen Apotheken für jedes verkaufte Medikament einen erhöhten Abschlag an die Krankenkassen zahlen, um deren Finanzen zu stabilisieren.

Aus all diesen Gründen protestieren die Apotheker am 14. Juni. Die Versorgung der Patienten wollen sie trotzdem sichern. Die Apotheken, die Notdienst haben, streiken nicht.


Diese Apotheken (www.aponet.de) haben am 14. Juni Notdienst (alle vom 14. Juni, 9 Uhr, bis zum 15. Juni, 9 Uhr)

  • Stifts-Apotheke, Thüringer Platz 4d, 50321 Brühl
  • Apotheke am Bürgerplatz,  Theodor-Heuss-Straße 21, 50374 Erftstadt
  • Saturn-Apotheke, Dr.-Tusch-Straße 26-32, 50226 Frechen
  • Löwen-Apotheke, Langeler Straße 13, 53859 Niederkassel
  • Arnoldus-Apotheke, Gladbacher Straße 41, 50189 Elsdorf
  • Center-Apotheke, Moselstraße 6-8, 41540 Dormagen

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