Kundgebung in Wesseling„Das alles hatten wir schon und das wollen wir auf keinen Fall wieder“

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Auf dem Foto sind Teilnehmer der Demonstration gegen Rechtsextremismus in Wesseling zu sehen. Auf einem Banner steht „Wesseling bleibt bunt!“

Mit bunten Schirmen demonstrierten die Wesselinger Bürger für ein buntes Wesseling.

Rund 2500 Menschen sind trotz Dauerregens auf die Straße gegangen, um ein Zeichen gegen Intoleranz und für Vielfalt zu setzen. 

Für die Demokratie und die demokratischen Werte sind am Sonntagnachmittag (18. Februar) auch in Wesseling mehr als 2500 Menschen auf die Straße gegangen. Von der Flach-Fengler-Straße in der Fußgängerzone zog der bunte Demonstrationszug unter dem Posttunnel hindurch bis zum Rathausplatz. Dort spielte am Nachmittag die Band Cayu, zudem wurden Reden gehalten.

Aufgerufen hatte das Aktionsbündnis „Wesseling bleibt bunt“. Ihm angeschlossen sind die demokratischen Parteien der Stadt, die Kirchenverbände, viele Vereine und Sportinstitutionen. Gekommen waren aber längst nicht nur Mitglieder der verschiedenen Gruppierungen.

Aufgemacht hatten sich trotz des Regens auch viele Privatpersonen, junge und ältere Menschen, die teilweise mit der ganzen Familie kamen. Viele hatten so wie die Geschwister Auraya (6) und Nerea (12) zu Hause Plakate gebastelt und beschriftet: „Wir sind bunt“ war darauf zu lesen, aber auch „Lieber braun auf dem Brot, als braun im Kopf.“ Und: „Rote Karte für die AfD“.

Sie demonstrieren gegen Menschen, die die Demokratie zerstören wollen

„Wenn man sieht, was sich in den letzten Wochen und Monaten hier im Land entwickelt, das Geheimtreffen, wo über eine Remigration gesprochen wurde, dann müssen wir einfach auf die Straße gehen“, erklärte Ferdinand Heimerl (69) sein Kommen.

Für ihn und seine Frau Adelheid sei es die erste Demonstrationsteilnahme in ihrem Leben. Doch es müsse jetzt einfach sein. „Wir leben in einem wunderbaren Land, das ist ein Geschenk und das soll auch noch in Zukunft so bleiben“, erklärte Adelheid Heimerl. Franz Wiszniewsky verwies auf die Entwicklungen ab 1933: „Das alles hatten wir doch schon und das wollen wir auf gar keinen Fall wieder.“

Auch Jani Nakos (74) war gekommen, um gegen die Menschen zu demonstrieren, die die Demokratie in Deutschland zerstören wollen. „Wesseling ist eine bunte Stadt, wir leben hier multikulturell und kommen auch ziemlich gut miteinander klar“, ergänzte Georg Fischer.

Auf dem Foto sind Teilnehmerinnen der Demonstration mit selbst gebastelten Plakaten zu sehen.

Auch diese Teilnehmerinnen machten rechtsextremen Politikern eine klare Ansage.

„Ich bin hier, um Flagge zu zeigen und um deutlich zu machen, dass wir mehr demokratisch denkende Menschen sind als die, die uns in die Vergangenheit zurückbringen möchten“, betonte Dirk Pokorny. Mit unterwegs waren viele Menschen mit Migrationshintergrund: „Wir sind hier, um ein Zeichen gegen jeden Extremismus und für die Demokratie zu setzen“, erklärte zum Beispiel Jasmail Celik.

Bürgermeister Ralph Manzke (SPD) freute sich über all die vielen Demokraten, die trotz des Wetters gekommen waren. Und er sprach angesichts der vielen weit aufgespannten bunten Regenschirme vor ihm von einem wirklich bunten Wesseling, das er von der Bühne aus sehen konnte. „Es ist wichtig, dass wir alle für Demokratie, Vielfalt und Toleranz aufgestanden sind und hier sind“, betonte er.

„Nur zusammen ist es richtig, woher ihr kommt, ist uns nicht wichtig“, zitierte er dann einen Reim der Kindertollität aus der zurückliegenden Session. „Die Junge hat die Sache auf den Punkt gebracht“, merkte er an. In Wesseling leben Menschen aus 111 Nationen. Und keiner von ihnen dürfe Angst haben, in Deutschland zu leben oder nach Deutschland zu kommen.

Auf dem Foto sind Musiker der Band Cayu zu sehen.

Auf der Bühne spielte die Band Cayu.

„Die Blauen wollen unsere Demokratie aushebeln, dabei ist das unser höchstes Gut“, betonte Bettina Tanneberger als Vertreterin der Initiative „Runder Tisch gegen Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus“. Pfarrerin Verena Miehe rief auf, entschlossen und gemeinsam ein Klima der Verständigung, des Respekts und der Solidarität zu fördern. „Demokratie lebt von Orten, an denen Menschen sich begegnen“, hob Marcel Kebekus stellvertretend für die Sportvereine hervor.

Der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbund des Rhein-Erft-Kreises, Hans Schnäpp, betonte, dass die AfD keinerlei Lösungen für Zukunftsfragen habe. „Sie will uns in die Vergangenheit katapultieren – aber nicht mit uns.“

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