WiedereröffnungEine neue Zeitrechnung für die Erftlagune in Kerpen beginnt

Lesezeit 3 Minuten
In der sanierten Erftlagune kann wieder geschwommen und geplanscht werden .

In der sanierten Erftlagune kann wieder geschwommen und geplanscht werden .

Kerpen – Nachdem in den vergangenen drei Jahren so vieles zeitlich aus dem Ruder gelaufen war, sollte zumindest der letzte Akt der fast unendlichen Geschichte absolut termingerecht über die Bühne gehen. Deshalb zählten Bürgermeister Dieter Spürck und Dutzende erwartungsfrohe Schwimmerinnen und Schwimmer im rappelvollen Foyer die letzten zehn Sekunden mit gebanntem Blick auf die Wanduhr lautstark gemeinsam herunter.

Um Punkt 14 Uhr war es dann endlich soweit: Nach 33-monatiger Sanierungszeit mit massiven Verzögerungen, erheblichen Kostensteigerungen, endlosen politischen Diskussionen und einigen Streitigkeiten mit beteiligten Handwerkern durfte der erste Badegast der neuen Zeitrechnung unter allgemeinem Beifall die runderneuerte Erftlagune kapern. Der Bürgermeister von der CDU riss jubelnd die Arme hoch und zog später gemeinsam mit SPD-Fraktionschef Andreas Lipp fröhlich ein paar Bahnen im frisch gefliesten Hauptbecken des in neuem Glanz erstrahlenden Kerpener Vierjahreszeiten-Bades.

Feuchtfröhlich: Bürgermeister Spürck und SPD-Sprecher Lipp.

Feuchtfröhlich: Bürgermeister Spürck und SPD-Sprecher Lipp.

Dass der Andrang bei der feierlichen Wiederöffnung recht groß war, dürfte sicherlich auch am freien Eintritt gelegen haben. Den gewährt die Stadt den Badefreunden als kleinen Ausgleich für ihre große Geduld nun für eine ganze und mit einigen Überraschungen gespickte Festwoche bis einschließlich nächsten Dienstag.

Aber auch Neugier dürfte viele Besucher in die so lange geschlossene Erftlagune getrieben haben. Neue Attraktionen gab es zwar nicht zu bestaunen; die Beckenaufteilung hat sich nicht verändert. Neu sind aber unter anderem die Fliesen, das technische Innenleben, die Deckenverkleidung und vor allem die Dusch- und Umkleidetrakte. Für die ansprechende Gestaltung und die nun noch angenehmere Atmosphäre gab es viel Lob von den ersten Gästen. Kritisiert wurde der Wegfall des überaus beliebten Solebeckens. Hier sei das letzte Wort aber vielleicht doch noch nicht gesprochen, besänftigt der Bürgermeister: „Das Becken ist aus Kostengründen stillgelegt, aber nicht abgebaut worden. Ob man es irgendwann wieder eröffnen kann, wird sicherlich auch vom Besucherzuspruch in der neuen Erftlagune abhängen.“ Gute Neuigkeiten aus dem Stadtrat brachte Spürck in Sachen Öffnungszeiten mit. Die beschränken sich zum Leidwesen vieler Frühschwimmer vorerst und auch in der laufenden Festwoche zwar wochentags noch auf die Zeit von 14 bis 21 Uhr (am Wochenende ab 10 Uhr). Doch sobald die händeringend nach Bäderfachpersonal suchende Stadt fündig geworden ist, soll in der Woche wieder ab 6.30 Uhr geschwommen werden können.

Der Plan, durch die reduzierte Öffnungszeiten Personalkosten zu sparen, hat sich offenbar als Schuss in den Ofen erwiesen. Denn: Es hat sich trotz mehrerer Ausschreibungen als äußerst schwierig erwiesen, Fachkräfte zu finden, die durchweg nachmittags und abends arbeiten möchten. Kommen aber zusätzliche Zeiten am Vormittag hinzu, könnten die Mitarbeiter sich abwechseln. Die Einführung einer solchen Wechselschicht würde die Chancen, gute Fachleute für die Erftlagune zu finden, nach Einschätzung der Stadt erheblich vergrößern. Und vielen Badegästen dürfte das auch sehr recht sein.

Viele Baumängel zwangen zur Sanierung

Die Geschichte der Erftlagune ist voll von Problemen und Auseinandersetzungen: Das rund 20 Jahre alte Bad sollte das Horremer Freibad und das Sindorfer Hallenbad ersetzen. Besonders um die Schließung des Freibades wurde jahrelang gestritten. Es gab zum Thema sogar einen Bürgerentscheid, den die Stadt gewann. Die dann mit dem Bau der Erftlagune beauftragte Firma schluderte in vielen Bereichen. Es mangelte an Kontrolle. Für die vielen Baumängel konnte sie nicht mehr haftbar gemacht werden, da die Firma bald darauf in Konkurs ging.

Die Stadt Kerpen bekam so für 17 Millionen Mark ein von Anfang an marodes Bad, das immer wieder repariert werden musste. Sie entschloss sich schließlich zu einer großangelegten Sanierung, die nun mit knapp vier Millionen Euro zu Buche geschlagen ist und nach knapp drei Jahren mit der Neueröffnung endet.

KStA abonnieren