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Räumungsverkauf gestopptBürger wollen das Descanso in Much retten

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Gibt es eine Rettung für das Descanso? Wirtin Monika Weyer und Rolf Scheider vor dem Lokal auf dem Mucher Kirchplatz.

Gibt es eine Rettung für das Descanso? Wirtin Monika Weyer und Initiator Rolf Scheider vor dem Lokal auf dem Mucher Kirchplatz.

Nach 18 Jahren soll Schluss sein am Kirchplatz mit Tapas, Wein und Gemütlichkeit.  Doch eine Bürgergruppe will das Descanso retten - und sucht Mitstreiter.  

Die Schiefertafel mit dem Wort „Räumungsverkauf“ schreckte die Stammgäste von Monika Weyer auf. Dass die 67-Jährige in den Ruhestand wechselt, gönnt ihr wohl jeder. Doch dass das Descanso, eine Institution am Kirchplatz, nach 18 Jahren Geschichte sein könnte, dass ihr Lieblingstreff dicht macht: nur schwer vorstellbar.

Sechs fanden sich zusammen, begeisterten weitere, sammelten Ideen und suchen noch mehr Mitstreiter. „Vieles ist denkbar“, sagt Mitinitiator Rolf Scheider: ein Verein, eine Genossenschaft, oder aber Starthilfe und Unterstützung für jemanden, der die Gastronomie in dem Fachwerkhaus verantwortlich übernimmt.

Die Gruppe hat für Samstag auf den Mucher Kirchplatz eingeladen

Die Gruppe hat für Samstag, 20. Dezember, 18 Uhr, zum Glühwein auf den Kirchplatz eingeladen. Und hofft auf viele Gäste, die sich ein Gemeinschaftsprojekt vorstellen könnten. Unterstützung ist auf vielerlei Arten möglich, hinter der Theke, in der Küche, beim Einkauf, organisatorisch und finanziell.

Mit 100 Euro, so die erste Idee, könnte man dabei sein. Als Spende, um ein Stück Kultur in der kleinen, bergischen Gemeinde zu erhalten. Oder als zinslosen Darlehen. Oder als Genossenschaftsanteil. 

Beispiele, dass so etwas gelingen kann, gibt es in der näheren Umgebung. So schmeißt in Windeck-Herchen eine Bürgergenossenschaft seit 2022 den Siegtaler Hof. Auch in Lindlar im Rheinisch-Bergischen Kreis habe sich eine Dorfgemeinschaft zusammengetan, um eine Kneipe zu übernehmen, weiß Monika Weyer.

„Dafür ist aber nicht nur Enthusiasmus nötig, sondern ein langer Atem“, sagt die erfahrene Gastronomin. Es gibt schon eine Liste, auf der sich potenzielle Helfer eingetragen haben. Und eine Ideensammlung: Kulturcafé, Flaschenbier, Stillcafé, Lesungen, Treff nach dem Sonntagsgottesdienst ist da aufgelistet. Auch mögliche Öffnungszeiten.

Denn etliche Interessierte sind noch berufstätig und haben erst nach Feierabend Zeit. Nicht jeder kann alles, das ist Rolf Scheider klar. Der Künstler aus Tillinghausen ist durchaus handwerklich begabt, hätte für Küche oder Theke aber nicht das richtige Händchen.

Andere trauten sich durchaus zu, für eine ganze Gästeschar zu kochen, doch nicht jeden Tag, sondern vielleicht zwei- bis viermal im Monat, berichtet er. 34 Plätze hat die Tapas-Bar innen, im Sommer 34 weitere draußen auf dem neu gestalteten Kirchplatz. Viele Kunden ließen sich auch gern mit einem Wein oder Cocktail auf den runden Bänken unter den Bäumen nieder, erzählt Rolf Scheider.

Der Räumungsverkauf ist erstmal abgesagt. Ein neuer Betreiber könnte die komplette Tapas-Bar samt Stammkundschaft übernehmen.

Der Räumungsverkauf ist erstmal abgesagt. Ein neuer Betreiber könnte die komplette Tapas-Bar samt Stammkundschaft übernehmen.

Der Räumungsverkauf, angekündigt für Sonntag bis Dienstag kommender Woche, ist erstmal gestoppt. Warum fand sich trotz monatelanger Suche kein Nachfolger? Laut Monika Weyer hätten viele Interessenten den Aufwand unterschätzt: Sie mache fast alles allein, „Küche, Einkauf, Buchhaltung, Putzen“, beschäftige nur im Service Aushilfen.

Einige der professionellen Köche hätten andere Vorstellungen gehabt, so sei die recht kleine Küche nicht geeignet, um größere Mengen Fleisch zu lagern und zu verarbeiten. An den Bilanzen habe es nicht gelegen: „Der Laden läuft, es gibt eine stabile Stammkundschaft.“ Und eher zu viel als zu wenig zu tun.

Die Tapas-Bar im Herzen von Much geht nun erstmal in die Winterpause

Am Samstag, 20. Dezember, wird das Descanso erstmal nicht geschlossen, sondern in die Winterpause gehen. Die komplette Ausstattung bleibt drin. So bleibt der Bürgergruppe ein wenig Zeit, und die Nachfolger könnten nahtlos anschließen. 

Falls der Plan aufgeht, wird Monika Weyer nicht komplett aufhören, sondern den Rettern des Restaurants mit Rat und Tat zur Seite stehen, das verspricht die 67-Jährige. Auch die Vermieterin sei sehr angetan von dem Bürgerengagement. 

„Ohne das Descanso ist der Kirchplatz tot“, meint Stammgast Rolf Scheider, der immer mittwochs nach der Sauna hier einkehrt. Mitstreiterin Nicole Striegan ist dem Lokal besonders eng verbunden: Die Tapas-Bar ist ihr Kind, nach der Eröffnung von 18 Jahren übergab sie vor zehn Jahren an Monika Weyer.