Airbnb-Vermieter sitzen Krise ausIn Bonn stehen zahlreiche Wohnungen leer

Auch in Bonn werden zahlreiche Wohnungen über die Plattform Airbnb vermietet.
Copyright: Benjamin Westhoff
Bonn – Für Sabine Kohlwey war die Corona-Krise nicht einfach. Sie vermietet ein Apartment über die Internet-Plattform Airbnb. „Ab Mitte März kam eine Stornierung nach der anderen rein“, sagt sie. Zwar lebe sie nicht allein von der Vermietung, aber 800 bis 1000 Euro im Monat nehme sie damit ein. Auf die musste sie verzichten, als das Land NRW Touristen am 18. März verbot, in Hotels und anderen Unterkünften zu übernachten.
Ende März hatte Airbnb angekündigt, Gastgebern mit 250 Millionen Dollar helfen zu wollen. Kohlwey sagt, sie habe bis heute kein Geld bekommen. Gleiches berichten mehrere der Bonner Airbnb-Gastgeber, die die Redaktion kontaktiert hat. Zwei Gastgeber sagten, dass sie Hilfen bekommen haben. Es sei ein kleiner Betrag gewesen, schreibt einer per Nachricht auf der Plattform. Er habe einen erheblichen finanziellen Ausfall gehabt, anderweitig habe er nicht vermieten können.
Fehlende Einnahmen treffen nicht stark
Was also tun, wenn die Touristen ausbleiben? Die Wohnungen leerstehen lassen? Dauerhaft vermieten? „Es sind nicht wirklich mehr Wohnungen auf dem Markt als vor Corona“, sagt Roland Kampmeyer, der das gleichnamige Immobilien-Unternehmen führt, das auch in Bonn sitzt. In anderen Teilen der Welt versuchten Airbnb-Gastgeber ihre Wohnungen und Apartments längerfristig zu vermieten, nachdem der Tourismus eingebrochen war. Kampmeyer sagt, die fehlenden Einnahmen würden viele deutsche Gastgeber nicht so stark treffen. Viele hätten noch andere Einnahmequellen. Ein weiterer Faktor sei das starre Mietrecht in Deutschland. „Es ist schwierig einen Mieter wieder aus der Wohnung zu bekommen“, sagt Kampmeyer.
Das Portal Immobilien Scout hat untersucht, welche Auswirkungen Corona weltweit auf den Immobilienmarkt hatte. „In Dublin, New York und Paris sind viele Airbnb-Wohnungen wieder auf den regulären Markt gekommen“, sagt Sprecher Axel Schmidt. „Für Deutschland war das am Anfang der Krise nicht in ähnlichem Maß feststellbar.“ Im April habe das Unternehmen aber in den Top-Sieben-Städten einen Zuwachs von 63 Prozent in der Kategorie „Wohnen auf Zeit“ verzeichnet. Vermieter können ihre Immobilien in dieser Rubrik für mehrere Monate anbieten. Dieser Trend gehe aber seit Mai wieder zurück. Bei Immobilien Scout geht man davon aus, dass die kurzfristigen, zusätzlichen Angebote keine Trendwende auf dem Wohnungsmarkt eingeleitet haben und nicht den Mangel an Wohnraum in den Großstädten lösen.
Airbnb für Mietanstiege verantwortlich
Mit dem Thema hat sich Wissenschaftler Felix Mindl vom Institut für Wirtschaftspolitik an der Uni Köln beschäftigt. Er hat untersucht, welchen Einfluss Airbnb auf den Wohnungsmarkt in Berlin hat. Dabei stellte er fest, dass mehr als die Hälfte der Wohnungen für mehr als 90 Tage vermietet wurde. „Für mich ein Zeichen, dass es sich um einen professionellen Anbieter handelt“, sagt Mindl. Für viele Airbnb-Vermieter sei das ein gutes Geschäft. Die Einnahmen würden deutlich höher liegen als bei einer regulären Vermietung (siehe Infokasten). Mindl stellte fest, dass Airbnb in einigen Stadtbezirken für 17 Prozent des Mietanstiegs verantwortlich war – bei einer Steigerung von 100 Euro also für 17 Euro. Airbnb kommt der Bitte nicht nach, Mindls Ergebnisse zu kommentieren. Eine Sprecherin teilt aber in einer E-Mail mit, eine vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie habe gezeigt, „dass es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Airbnb und Wohnraummangel gibt.“ In der Studie heißt es jedoch: Es werde deutlich, „dass potenzieller Wohnraumentzug ein lokales Thema ist, das mit den vorhandenen Daten nicht abgebildet werden kann.“
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Mindl hat auch für Köln eine ähnliche Untersuchung gemacht. „Meine bisherigen Analysen in Berlin und Köln zeigen, dass die Miete in den Vierteln steigt, wo es besonders viele Airbnb-Wohnungen von professionellen Vermietern gibt“, sagt Mindl. „Ob sich das auch in Bonn zeigt, müsste man untersuchen.“ Die Analysefirma Airdna führt derzeit für Bonn knapp 500 Angebote auf Airbnb auf, 300 davon sind ganze Wohnungen, die übrigen Zimmer. Die Airbnb Sprecherin schreibt: „Die Mehrheit der Gastgeber in Bonn sind Homesharer, die ihr eigenes Zuhause mit Gästen teilen.“ Das zeigen auch Daten, die Mindl im Januar für Bonn gesammelt hat. Allerdings zeigen erste Auswertungen: Es gibt 80 Anbieter, die mehr als eine Wohnung oder ein Zimmer vermieten – insgesamt bieten sie 230 der 500 Immobilien an.
Auch wenn die Corona-Beschränkungen gelockert werden, Gastgeberin Sabine Kohlwey hat derzeit noch nicht viele Anfragen. An jeweils drei Tagen im Juli und August hat sie bisher Gäste. Sie sagt: „Das macht mir schon Sorgen.“