Neozoen in Köln-Bonner BuchtVerbreitungsgebiete von Spinnen verschieben sich in „rasantem Tempo“

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Die Wespenspinne wurde früh vor allem im Bonner Raum gesichtet.

Die Wespenspinne wurde früh vor allem im Bonner Raum gesichtet.

Die Verbreitungsgrenzen von Spinnen verschieben sich deutlich. Manche Tiere aus warmen Erdteilen hätten hier früher keinen Winter überlebt.

Kreuzspinne, Weberknecht, Zitterspinne: Über Jahrzehnte war das Spinnenvorkommen in Deutschland eher überschaubar. Doch es häufen sich Meldungen, dass auch immer mehr exotische Tiere sich bei uns in den eigentlich eher kälteren Gefilden ausbreiten – auch in Köln und Umgebung.

Warum sich neue Spinnenarten im Köln-Bonner Raum ausbreiten

So teilte der NABU erst kürzlich überraschend mit, dass die aus dem Mittelmeergebiet stammende Nosferatuspinne sich innerhalb weniger Jahre in fast ganz Deutschland ausgebreitet hat. Über 16.000 solcher Nosferatuspinnen wurden nach einem NABU-Aufruf im September 2022 gemeldet. 2005 war sie erstmals in Freiburg im Breisgau entdeckt worden.

Eine Ausnahme? Auf lange Sicht vermutlich eher nicht. Gerade auch der Großraum Köln-Bonn scheint aufgrund seiner geografischen Lage ein idealer Ort für wärmeliebende Tiere. So ist Bonn am südöstlichen Ende der Kölner Bucht von Mittelgebirgen eingekesselt, weswegen es hier im Vergleich zum direkten Umland oft wärmer wird.

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Da verschieben sich gerade die Verbreitungsgrenzen und das in einem recht rasanten Tempo
Birgit Königs

Der Klimawandel bietet die perfekte Grundlage für diese Entwicklung der Neozoen. Als Neozoen werden Tierarten bezeichnet, die durch direkte oder indirekte Mitwirkung des Menschen in ein ihnen zuvor nicht zugängliches Gebiet gelangt sind.

So breiten sich wärmeliebende Spinnenarten im Zuge der stetig steigenden Temperaturen immer weiter in den Norden oder in größere Höhenlagen aus. „Da verschieben sich gerade die Verbreitungsgrenzen und das in einem recht rasanten Tempo“, erklärt Birgit Königs vom NABU Nordrhein-Westfalen.

Wespenspinne im Bonner Raum weit verbreitet

Wem etwa eine schwarz-gelb gestreifte Spinne über den Weg gelaufen ist, der ist vermutlich einer Wespenspinne begegnet. Aufgrund ihrer auffallenden Markierung wird sie auch Zebraspinne oder Tigerspinne genannt.

Früher war sie in NRW äußerst selten. Heute findet man die Wespenspinne in allen Landesteilen. „Der Bonner Raum war sogar einer der ersten Bereiche in NRW, wo diese hübsche Spinne gesichtet wurde“, so Königs weiter gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Entwarnung bei der hochgiftigen chilenischen Winkelspinne

Die für den Menschen durchaus gefährliche chilenische Winkelspinne hat es noch nicht bis in die Region, doch ihr Verbreitungsraum verschiebt sich ebenfalls. Dr. Roland Mühlethaler, freischaffender Entomologe und Bioakustikspezialist, gibt Entwarnung für Köln. Weiter als bis in den Mittelmeerraum habe es die chilenische Winkelspinne wohl noch nicht geschafft.

Doch ganz von der Hand zu weisen sei die Möglichkeit der Ausbreitung auch im Köln-Bonner Raum allerdings nicht. „Arten wie die Chilenische Winkelspinnen kommen durch den weltweiten Handel in andere Regionen. Früher hätten einzelne Tiere den Winter hier nicht überlebt. Heute kann man das nicht mehr mit solcher Sicherheit sagen“, gibt NABU-Sprecherin Königs zu bedenken.

Im Gegensatz zur Wespenspinne handelt es sich bei diesem Exemplar um eine hochgiftige Art, die urprünglich vor allem in Südamerika verbreitet war. Für den Menschen kann der Biss einer chilenischen Winkelspinne ein tödliches Ende nehmen.

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