Hoch hinaus mit HolzFranz Stommel blickt auf 50 Jahre Schreinern zurück

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Das erste Holzhaus entstand 1972. Für das Werbefoto posierte Franz Stommels Cousine auf der Veranda.

Das erste Holzhaus entstand 1972. Für das Werbefoto posierte Franz Stommels Cousine auf der Veranda.

  • Vor exakt 50 Jahren übernahm Franz Stommel den elterlichen Schreinerbetrieb.
  • Für das Familienunternehmen brach er sogar die Schule ab.
  • Womit der letztendliche Durchbruch kam.

Neunkirchen-Seelscheid – Schon als kleiner Junge war klar, was Franz Stommel von Beruf werden wollte. Er baute Holzschiffchen, Windvögel und andere kleine Spielzeuge aus dem Baumaterial, das später sein Leben maßgeblich prägen sollte. Die Liebe zu Holz liegt in der Familie: Großvater Wilhelm und Vater, ebenfalls Wilhelm, waren Zimmermänner, arbeiteten als Stellmacher und Schreiner.

Franz Stommel beim Anfertigen des ersten Entwurfs für ein Blockhaus, das Foto entstand im Jahr 1971.

Franz Stommel beim Anfertigen des ersten Entwurfs für ein Blockhaus, das Foto entstand im Jahr 1971.

Auch Franz Stommel ergriff den Beruf des Schreiners. Vor exakt 50 Jahren übernahm er den elterlichen Betrieb im Dörfchen Eischeid in der heutigen Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid und baute ihn zu einem mittelständischen Unternehmen aus.

Großbrand wütete in Schreinerei

„Ich hatte die Lehre als Schreiner fertig und habe mich danach für Innenarchitektur interessiert. Ich war gerade im zweiten Semester einer Innenarchitektur-Schule in Beckum, als meine Mutter mich bat, dem Vater zu helfen“, erinnert sich Franz Stommel, der sechs Schwestern hat, an die Anfänge. Das war 1966. Die Schreinerei war gerade von einem Großbrand verwüstet worden. Sägewerk, Kuhstall und Scheune waren betroffen, immerhin konnte die Feuerwehr das Wohnhaus retten. Der Vater hatte mit drei Angestellten den Betrieb wieder aufgebaut, doch es gab reichlich Konkurrenz, und mit 65 Jahren war er auch nicht mehr der Jüngste.

In Oberhorbach wurden 1974 rund 20 „Fjord-Blockhäuser“ gebaut, wie sie damals noch hießen.

In Oberhorbach wurden 1974 rund 20 „Fjord-Blockhäuser“ gebaut, wie sie damals noch hießen.

„Ich habe die Schule natürlich abgebrochen. Dank der zwei Semester konnte ich 1968 die Meisterprüfung ablegen und habe dann den elterlichen Betrieb 1969 übernommen“, berichtet der heute 75-Jährige im Obergeschoß der Firmenzentrale. Hier hängen in Reih’ und Glied die Bilder von der Familie, von seinem Großvater und Vater, das Familienbild aus dem Jahr 1945, ein Foto des abgebrannten Betriebs, Bilder der ersten Holzhäuser, mit denen alles begann und natürlich viele, viele Fotos von Musterhäusern.

Neue Innovationen mussten her

Im Neunkirchener Rathaus stand 1969 die Erneuerung der Holzfenster an, und elf Schreinereien aus der Region beteiligten sich an der Ausschreibung. „Wir haben den Auftrag natürlich nicht bekommen, aber da merkte ich, dass ich was anderes machen muss“, erinnert sich Stommel.

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Schon 1964 hatte sein Vater die Idee, Camping-Häuschen mit Foliendach in der Region aufzustellen. 20 bis 30 gab es damals, sagt Stommel. Irgendwann stieß er auf ein Blockhaus, das jemand aus Finnland importiert hatte und in der Nähe aufbaute. „Da kam ein Schreiner bei uns vorbei, der Material für den Aufbau brauchte. Ich habe mir das dann mit Interesse mal angeschaut.“ Stommel war begeistert und informierte sich in Hannover auf der Messe.

„Stommel-Haus“ als großer Durchbruch

Im Esszimmer entstanden die ersten Zeichnungen, und 1972 war das erste Blockhaus auf dem Hofgelände fertig. Unter dem Namen „Fjord-Blockhaus“ verkaufte er das erste Haus in den Neunkirchener Ortsteil Hasenberg. 1974 entstanden in Oberhorbach gut 20 Häuser. „Den Rohbau bauten wir damals mit vier Arbeitern in gut drei Tagen auf.“ Es lief immer besser. 1975 zogen Franz Stommel und seine Frau Waltraud ins Eigenheim ein – natürlich aus Holz. Bis heute unterstützt ihn Waltraud Stommel im Büro bei der Lohnbuchhaltung und vielen anderen Dingen.

Bis heute ein Familienbetrieb: Sohn Ralf Stommel (l.) und Tochter Kerstin Stommel-Becker arbeiten in der Firma mit, die Franz und Waltraud Stommel seit der Übernahme ausgebaut haben.

Bis heute ein Familienbetrieb: Sohn Ralf Stommel (l.) und Tochter Kerstin Stommel-Becker arbeiten in der Firma mit, die Franz und Waltraud Stommel seit der Übernahme ausgebaut haben.

1978 erweiterte Franz Stommel den Betrieb um die große Halle, 1985 änderte er den Namen von „Fjord-Blockhaus“ in „Stommel-Haus“. Vor zehn Jahren gab er die Geschäftsleitung an seinen Sohn Ralf Stommel (47) ab, der Schreiner-Meister ist und ein Betriebswirtsexamen im Handwerk abgelegt hat. Auch die Tochter Kerstin Stommel-Becker (49) arbeitet im elterlichen Betrieb. Nur die jüngere Tochter Christiane (41) hat einen anderen Berufsweg eingeschlagen.

Heute beschäftigt die Firma Stommel-Haus um die 60 Angestellte. Rund 2500 Holzhäuser sind bislang verkauft worden. 98 Prozent davon stehen in Deutschland, zwei Drittel in der näheren Region. Verkauft hat Stommel aber auch Häuser nach England, Schottland und in die Schweiz. 50 bis 55 Häuser werden aktuell pro Jahr verkauft, jedes Haus werde individuell nach Kundenwunsch hergestellt, betont Ralf Stommel: „Vom Bungalow über ein Einfamilienhaus bis zu mehrgeschossigen Holzbauten.“

Das Jubiläum feiert Franz Stommel am Wochenende (5./6. Oktober) auf dem Firmengelände mit der Belegschaft und geladenen Gästen.

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