Die SchmetterlingexpertenEitorfer Ehepaar beobachtet und dokumentiert Nachtfalter

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Die Suche nach Nachtfaltern: Eine Pyramideneule nascht an dem rotweingetränkten Stoff. 

Troisdorf – Wie in einer billigen Kneipe am Morgen nach durchzechter Nacht riecht es am Leyenweiher in der Wahner Heide. Zahlreiche braun-rote Jutelappen an den tiefen Ästen der Bäume in Ufernähe verströmen diesen Duft. Dr. Brigitte Schmälter hat sie dort platziert. Mit ihrem Ehemann Hajo ist die Diplom-Mathematikerin an dem um 1845 angelegten Stauteich unterwegs. Beide sind fasziniert vom Leben der Schmetterlinge.

In den vergangenen sechs Jahren haben sie dieses zuvor auf wenige Tagfalterarten fokussierte Interesse mit dem Eintritt in den Ruhestand auf Nachtfalter ausgedehnt und intensiviert.

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Hajo und Brigitte Schmälter bei ihrem nächtlichen Einsatz für die Nachtfalter. 

„Auf einen Liter Rotwein kommt ein Kilo Zucker“, berichtet die Hobbyforscherin über die simplen Zutaten der „unwiderstehlichen Lockstreifen“. Die Jutelappen werden in dieser Flüssigkeit getränkt. Auf die Falter wirke der Geruch wie der von überreifem Obst, „eine Delikatesse, die sie sofort anlockt“. Der Trick dabei sei, die Duftlappen am späten Nachmittag kurz vor Eintritt der Dunkelheit an die Äste zu hängen, „damit die Falter beim Aufwachen sofort von ihrem Geruch angezogen werden“, erklärt die 67-Jährige.

Leuchttürme mit UV-Anteil

Zwei Leuchtstoffröhren befinden sich im Inneren der Stofftürme. Eine leuchtet blau, das Licht der anderen ist vom menschlichen Auge nicht wahrnehmbar. Die Lampe strahlt ultraviolett, und auch die blau leuchtende Röhre enthält einen hohen UV-Anteil, ebenso die moderne LED-Leuchte im zweiten Turm. Schmetterlinge sehen dieses Licht besonders gut und werden angezogen – eben wie die sprichwörtlichen Motten vom Licht. (vr)

Die Sonne senkt sich. Für hungrige Mücken ist dies wohl auch die Zeit des Aufwachens. Aber das stört die beiden nicht. Hajo Schmälter ist mit dem Aufstellen von zwei Leuchttürmen beschäftigt. Auch sie locken die Falter an.

Inzwischen ist es dunkel. Fledermäuse fliegen umher. Der Stoff um die Leuchttürme ist voll mit Eintags- und anderen kleinen Fliegen. „Nachtfalter kommen um diese Jahreszeit erst gegen 21 Uhr“, berichtet Hajo Schmälter.

In Deutschland gibt es 1160 nachtaktive Großschmetterlinge

„Es gibt 1160 nachtaktive Großschmetterlinge in Deutschland“, ergänzt Brigitte Schmälter und holt das Standardwerk für die Arbeit draußen vor Ort heraus, dass ihr „Hajo zum ersten Geburtstag im Ruhestand geschenkt hat“.

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Seite für Seite sind die Falter beschrieben und abgebildet. Eine echte Herausforderung. Dabei sind die Kleinschmetterlingsarten noch gar nicht dabei – alle Tag- und Nachtfalter-Arten zusammenbringen es in Deutschland auf die stolze Anzahl von rund 3700.

Früher wurden Nachtfalter aufgespießt – heute fotografiert

Anfangs hatte das Ehepaar aus Eitorf Tagfalter beobachtet. Doch „als Rentner können wir uns die Nächte um die Ohren schlagen“, sagt der 65-jährige Hajo Schmälter schmunzelnd. „Wir können ausschlafen.“ Außerdem sei es spannend, „in die für uns ganz unbekannte und so überwältigend vielfältige Welt der Nachtfalter einzutreten und immer wieder zu staunen“.

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Ultraviolettes Licht lässt den Stoffturm in der Dunkelheit leuchten. Das Licht soll die Nachtfalter anlocken. 

Die ersten Nachtfalter sind aufgewacht und haben sich auf den Jutestreifen niedergelassen. Eine Dunkelgraue Nessel-Höckereule nascht schon. „Abrostola triplasia lautet der lateinische Name“, sagt die Expertin. Ein Foto dokumentiert den Fund. „Früher hat man Schmetterlinge gefangen und die toten Belege aufgespießt in Insektenkästen gesammelt“, berichtet sie. Das sei heute jedoch aufgrund der digitalen Fototechnik meist nicht mehr nötig.

Ein paar Tage später ist alles ausgewertet. „Wir haben an diesem Septemberabend gut 30 Arten gesehen“, berichtet Brigitte Schmälter. In lauen Sommernächten kann es zwar ein Vielfaches sein – „doch wir freuen uns über jedes Tier“. Umso mehr, als an diesem Abend gleich mehrere dabei waren, die auch Fachleute nicht oft zu sehen bekommen. Dies waren neben den unscheinbaren Mausgrauen Flechtenbärchen oder der Grauen Spätsommer-Bodeneule und der braun-bunt gemusterten Kiefernsaateule auch Schönheiten wie der Zweibindige Nadelwald-Spanner und das Vierpunkt-Flechtenbärchen. 

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