„Nachhaltiges Kompetenzareal“Professoren stellen Plan für grünes Gewerbe in Windeck vor

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Autos parken im Hintergrund an einer Gewerbehalle, im Vordergrund steht ein Baum auf einer Wiese

In einem frisch entwickelten Konzept sollen Landwirtschaft und Handwerk nachhaltig zusammengeführt werden.

Das seit einem Jahrzehnt geplante Gewerbegebiet soll neue Partner ansprechen. Dem Gemeinderat gefällt die Idee – bis auf eine Enthaltung.

Seit 17 Jahren im Gespräch, seit einem Jahrzehnt in der Planung: Jetzt soll das neue Gewerbegebiet als „Nachhaltiges Kompetenzareal Leuscheid“ mit einem frisch entwickelten Konzept an den Start gehen. Dieses soll die Themen Landwirtschaft, Energie, Material, Bauen, und Handwerk umfassen und zugleich neue Partner zusammenführen. Im Gemeinderat ernteten Wolfgang Wackerl, Chiara Steinert und Mathias Wirths für ihre Ideen durchweg Zustimmung. Es gab nur eine Enthaltung.

Wackerl und Wirths sind Professoren an der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter. Steinert arbeitet in Wackerls Büro für Stadtplanung und strategische Projektentwicklung in Köln. Wirths ist außerdem an der Universität Siegen tätig. In ihrem Konzept steht außer der Verknüpfung von Landwirtschaft und Handwerk die „kreislauforientierte, nachhaltige Produktion und Wertschöpfung auf dem Land“ im Mittelpunkt.

Ein gezeichneter Modellplan des Gewerbegebiet Leuscheid im Gemeinderat

In etwa so stellen sich die Professoren Wackerln und Wirth das nachhaltige Gewerbegebiet Leuscheid vor.

Produkte und Fertigung im neuen Gewerbegebiet sollten sich möglichst um die heimische Land- und Forstwirtschaft gruppieren, erläuterte Wackerl. Ein Ziel sei es, innovative Technologien bis hin zum Wasserstoff zu etablieren. Denkbar sei Agri-Photovoltaik, also die Gewinnung von Sonnenenergie auf Ackerflächen, ebenso wie eine Naturwertstoffanlage für Biogas. Vorrang habe „nachhaltiges Handwerk der Zukunft“, das auf eine kreislauforientierte Produktentwicklung ausgerichtet sei.

Leuscheid solle auch durch das äußerliche Erscheinungsbild den Inhalt unterstreichen: Bauen mit Holz, Stroh und Lehm sei auch bei Hallen und Gewerbehöfen eine Option, erläuterte Steinert. Sie versprach nach dem Bau des Gewerbegebietes ein qualitätsvolles Landschaftsbild: „Die vorhandene Natur soll bewahrt werden.“

Eingriffe in Natur sollen nachhaltig ausgeglichen werden

Zwischen den Gewerbegrundstücken will die Arbeitsgemeinschaft Wackerl/Wirths Anbauflächen und sogenannte Insektenstraßen erhalten. Damit hat sie der Gemeinde ein Problem abgenommen, das bislang schwer oder nur teuer lösbar erschien: den Ausgleich für die Eingriffe in die Natur. „Wir wollen insgesamt eine Marke kreieren für ein besonderes Gewerbegebiet“, erklärte Wirths.

Holz- und Mischbau seien denkbar, aber auch ein besonderes Recycling, wie der Wiederaufbau einer andernorts demontierten Halle. Wie im linksrheinischen Unternehmerpark Kottenforst seien auch Kooperationen denkbar. So könnten umliegende Hochschulen Grundstücke für „Zwischenprojekte“ nutzen, solange noch nicht gebaut werde, „Lückenfüller, wo sich Unis testen können“, sagte Wirths.

Kritische Töne kamen von Mike Elsen (SPD): ob Firmen gezwungen werden sollten, beispielsweise PV-Anlagen auf die Dächer zu bauen, und ob Interessenten ausgeschlossen würden, die nicht ins Bild passten. „Die Zielsetzung sollte schon sichtbar sein“, antwortete Wackerl und warb für das Konzept als „Einladung für alle, die kreislauforientiert sind“. Die Ratsfraktionen begrüßten das Konzept. Gleich mehrfach hieß es, vielleicht habe sich die lange Planungszeit am Ende ja doch gelohnt.

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