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100 Jahre Freiwillige FeuerwehrIn Hennef-Uckerath wird das volle Jahrhundert mit „Miljö“ gefeiert

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Der Löschzug Lichtenberg machte in den 1950er-Jahren mit dem neu beschafften Fahrzeug eine Übungsfahrt.

Der Löschzug Lichtenberg machte in den 1950er-Jahren mit dem neu beschafften Fahrzeug eine Übungsfahrt.

Am Samstag, 4. Oktober, und Sonntag, 5. Oktober, ist im und am Feuerwehrhaus Partyzeit. „Miljö“ und „Jraaduss“ heizen ein, die Festschrift wird vorgestellt.

Die Quellenlage ist gut, die Gründungsgeschichte der Freiwilligen Feuerwehr Hennef-Uckerath in der ehemaligen Bürgermeisterei Uckerath lässt sich gesichert nachvollziehen. Das Gründungsprotokoll der damaligen Löschgruppe Uckerath vom 23. Juli 1925 liegt vor. Zuvor gab es ein Feuerlösch-Korps, das auf der Grundlage eines Reglements schon 1833  aufgestellt worden war.

Im November 1924 wendet sich Bürgermeister Wilhelm Geilenkirchen an den Geschäftsführer des Kreisfeuerwehrverbandes in Siegburg, um ihn über seine Pläne zu unterrichten, eine freiwillige Feuerwehr in Süchterscheid zu gründen. Er bittet um Rat und erhält ihn auch. Im Juli 1925 sind drei Löschzüge in Uckerath, Süchterscheid und Lichtenberg aufgestellt, nach dem Vorbild der Hennefer Wehr. 

Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Uckerath übten 1931 mit der Motorspritze.

Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Uckerath übten 1931 mit der Motorspritze.

85 Mann gehören dazu, inklusive vier Samaritern und drei Hornisten für die Alarmierung durch Radfahrer. Es dauert bis zum Mai 1926, bis sie alle uniformiert sind. Ein Beispiel von 1927 erzählt davon, dass die Alarmierung seinerzeit  kompliziert war. In Darscheid brannte eine Scheune, ohne dass die Feuerwehr informiert wurde, heute undenkbar.

In großer Offenheit zeichnet die Chronik die Zeit des Dritten Reiches nach

1930 bekommt die Löschgruppe Uckerath eine Motorspritze, die alte geht nach Lichtenberg, den kleineren Löschbezirk. Die Freiwilligen üben regelmäßig, Kontrollen durch den Kreisbrandmeister enden mit Lob. In großer Offenheit informiert die Chronik zum 100-jährigen Bestehen die Durchdringung der Freiwilligen Feuerwehr durch die Nationalsozialisten und Besetzung der Wehrvorstände durch stramme Parteigänger.

In Protokollauszügen wird nachvollziehbar, wie die Vorbereitung eines Krieges schon in den 1930er-Jahren erkennbar sind, schon 1933 wird ein Vortrag über Gasschutz angesetzt, zum Thema "Wie sich der nächste Krieg gestalten würde." Die Freiwillige Feuerwehr wird verkleinert, in den Kriegsjahren aber werden die Wehrmänner vom Kriegsdienst frei gestellt, um löschen zu können .

1997 landeten bei einem Einsatz 520 Schweinehälften nach einem Unfall auf einer Wiese.

1997 landeten bei einem Einsatz 520 Schweinehälften nach einem Unfall auf einer Wiese.

Der Wiederaufbau nach 1945 beginnt erst nach einigen Jahren. Die Löschgruppe Süchterscheid entsteht nicht mehr neu, in Lichtenberg wird im März 1950 nach einem verheerenden Feuer im Februar bei einer Versammlung ein Neustart initiiert. Die Männer des früheren Löschzug  verhelfen den Jüngeren in vielen Übungen zu einer guten Ausbildung. Sie erhalten eine neue Motorspritze und 60 Meter Schlauch.

1957 wird ein Unterstand in Eigenleistung gebaut, 1958 ein Feuerwehrfahrzeug angeschafft und 1963 ein Gerätehaus errichtet. Bei der kommunalen Neuordnung geht der Lichtenberger Zug mit der Löschgruppe Uckerath zusammengelegt. Dort beginnt der Neuanfang etwas früher. 1948 sammeln ehemalige Feuerwehrleute eine Schar Interessierter um sich, die von der Gemeinde beauftragt werden, die neue Löschgruppe an den Start zu bringen.

Im alten Feuerwehr-Ziegelsteinhäuschen standen noch ein Anhänger, Schläuche, Tragkraftspritze und Löscharmaturen. Im Brandfall außerhalb des Ortskerns musste aber erst umgeladen werden, der Fahrer des Lastkraftwagens der Gemeinde musste ihn dann ziehen. 1953 wurde die erste Sirene montiert. 1954 erklärte der Kreis nach Besichtigung der Löschgeräte die Gemeinde Uckerath als Notstandsgebiet.

Ein Tragkraftspritzenanhänger wurde 1954 angeschafft, 1960 ein Feuerwehrhaus gebaut. Der Fahnenmast vor der Tür diente auch zur Schlauchtrocknung. 1961 wird ein Tanklöschfahrzeug in Dienst gestellt, es sicherte die sofortige Einsatzbereitschaft beim Eintreffen am Brandort.

Der Löschzug Uckerath war bei der großen Übung an der Katharinenkirche in Stadt Blankenberg unter anderem  mit Tankwagen und Löschfahrzeug dabei.

Der Löschzug Uckerath war bei der großen Übung an der Katharinenkirche in Stadt Blankenberg unter anderem  mit Tankwagen und Löschfahrzeug dabei.

Die kommunale Neuordnung führt zur Zusammenschließung von Lichtenberg und Uckerath im Juli 1975, pünktlich zur 50-Jahr-Feier der Freiwilligen Feuerwehr. Das neue Feuerwehrhaus lässt aber auf sich warten, die langwierige Suche nach einem geeigneten Standort hätte bald die Auflösung der Wehr verursacht. 1981 wird der Grundstein gelegt, Dank der Eigenleistungen kann der angesetzte Kostenrahmen um 110.000 DM, also etwa 55.000 Euro unterschritten werden.

Die Professionalisierung des Löschzugs schreitet mit dem Aufbau des Fahrzeugparks voran, Wasserschaumkanone, Tanklöschfahrzeug, Löschgruppenfahrzeug, ein Hilfeleistungs- und Löschgruppenfahrzeug (HLF), ein Tankwagen mit 17.000 Liter Löschwasser und weiteres Löschgruppenfahrzeug für die Waldbrandbekämpfung werden im Laufe der Jahre angeschafft.

Spektakuläre Einsätze gab es in Uckerath während der 100 Jahre

Die Einsatzkräfte werden mehr und mehr zu Spezialisten in vielen Bereichen, die reine Brandbekämpfung tritt in den Hintergrund. Technische Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen, Ölspuren, Tierrettung, Hilfe für den Rettungsdienst, das Spektrum ist groß. Zahlreiche spektakuläre Einsätze sind in der Chronik dokumentiert, etwa in Derenbach, wo zwei Bauernhöfe niederbrannten, weil es keine ausreichende Löschwasserversorgung gab.

Schwere Unfälle gehören ebenso zum Einsatzgeschehen wie der Brand de rKatharinenkirche in Stadt Blankenberg 1982. Ein umgestürzter Transporter verlor auf 1997 auf einer Wiese 20 Schweinehälften. Sogar bei einem Kameraden mussten sie helfen, in seinem Pool war eine Kuh gelandet. Der Brand am Brückberg 2018, bei den Schulbränden an der Wehrstraße, bei Pflanzen Breuer, beim Brand des Feuerwehrhauses in Söven oder der Feuerwerksexplosion in der Silvesternacht - überall waren Uckerather mit dabei. 

Ein ganzes Jahrhundert voller Einsatz, Kameradschaft und Engagament liegt hinter uns.
Christian Buchen, Löschzugführer der Freiwilligen Feuerwehr Hennef-Uckerath

Heute hat der Löschzug 66 aktive Mitglieder, mit Ehrenabteilung und Jugendfeuerwehr sind es fast 100 Menschen, die den Dienst am Nächsten in ihrer Freizeit Ernst nehmen, aber auch im Rosenmontagszug mitgehen und sich in die Ortsgemeinschaft einbringen. „Ein ganzes Jahrhundert voller Einsatz, Kameradschaft und Engagament liegt hinter uns“, lobt Löschzugführer Christian Buchen.

Christian Buchen ist der Löschzugführer der Freiwilligen Feuerwehr Hennef-Uckerath.

Christian Buchen ist der Löschzugführer der Freiwilligen Feuerwehr Hennef-Uckerath.