Bürgerinitiative gegründetAnwohner kämpfen gegen geplante Erddeponie in Hennef-Meisenbach

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Fünf Menschen stehen mit einem Protestbanner auf einer Wiese.

Eine Bürgerinitiiative in Meisenbach wehrt sich gegen eine Erddeponie in der Nähe des Dreiherrensteins.

In der Nähe des Dörfchens Meisenbach soll eine Erddeponie entstehen. Die Bürger sind aufgebracht – und wollen gegen die Pläne kämpfen.

Sanft schwingt sich das Maisfeld hinter dem Drei-Herren-Stein nach oben. Hier stießen einst das Herzogtum Berg, die Grafschaft Sayn und das Kurfürstentum Köln aneinander. Heute sind es Buchholz, Hennef, Eitorf und Kircheib. Der Krabach entspringt an dieser Stelle, gleich jenseits der Straße beginnt ein Naturschutzgebiet.

Meisenbach liegt nur wenige Hundert Meter entfernt. Die Bürger des Dörfchens an der Grenze zu Rheinland-Pfalz sind aufgebracht. Denn im Oktober 2022 haben sie erfahren, dass auf der Fläche eine Erdendeponie der RSEB, der Rhein-Sieg Erdendeponiebetriebe, entstehen soll. Das Unternehmen ist eine Tochter der Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft (RSAG), die 51 Prozent hält, sowie einer Gruppe von 16 Straßen- und Tiefbauern inklusive der RSEB.

Zwei Flächen waren für Erddeponie in Hennef-Meisenbach angefragt

Zwei Grundstücke waren angefragt, eins von sieben, ein anderes von 14 Hektar Größe. Der Eigentümer des größeren zog zurück, wie Birgit Boddenberg erzählte. Blieb das am Dreiherrenstein. Mit zahlreichen Mitstreiterinnen und Mitstreitern gründete sie eine Bürgerinitiative. „Was können wir tun?“ Diese Frage stand am Anfang. Sie sammelten Argumente, um sich gegen die nach ihren ersten Informationen bis zu 15 Meter hohen Aufschüttungen zu wehren. Inzwischen ist noch von acht bis zehn Metern die Rede.

„Die Straße ist nicht für Transporter dieser Größe ausgerichtet“, macht Horst Otto deutlich. Sie ist Schulweg, und im Begegnungsverkehr ist es an einigen Stellen eng. Von Navigationsgeräten fehlgeleitete Lastwagen, solche, die Mautzahlungen umgehen wollen, und bei Umleitungen nach Unfällen auf der nahe gelegenen Bundesstraße 8 sorgen schon jetzt für Schwerlastverkehr. Eine Deponie würde die Belastung immens erhöhen, sind sich die BI-Mitglieder einig.

Wichtigste Punkte sind für sie aber Naturschutzgründe. Direkt angrenzend gibt es Landschafts- und Naturschutzgebiete. „Die Fauna und Flora ist sehr schützenswert“, sagt Boddenberg. Roter Milan, Wildkatze, Ameisenbläuling, Feuersalamander, Wolf zahlreiche geschützte Arten hätten nach ihren Informationen hier ihren Lebensraum. Nicht zu unterschätzen sei außerdem, dass sich das Mikroklima ändern würde durch eine solche Anschüttung. Die Belüftung des Dorfes könne sich verändern.

Geplant ist Deponie unbelastete oder nur gering schadstoffhaltige Abfälle

Lärm und Staub würden sich häufen, selbst die Pferde auf den Wiesen hätten darunter zu leiden. Das haben die Meisenbacher von der Bürgerinitiative erfahren, die sich gegen die im Betrieb befindliche Deponie in Petershohn gewehrt habe. „Und nicht zu vergessen ist die touristische Nutzung“, ergänzt Boddenberg, „dort ist der Zuweg zum Natursteig Sieg, und der Westerwaldsteig läuft dort vorbei.“

Geplant ist eine DK 0-Deponie für unbelastete oder nur gering schadstoffhaltige Abfälle, also Boden- und Erdaushub, Bauschutt und mineralischen Bauabfall. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass Schutt herunterfalle, Krach und Dreck entsteht, die Landwirte über die Staubbelastung klagten.

Außerdem gebe es Lärmbelästigung durch Radlader und das Schlagen von Klappen der Transporter. „Warum muss es zwei Anlagen in Hennef geben?“, fragt Boddenberg. Photovoltaikanlagen staubten ein, Häuser verlören an Wert. Immerhin zehn Jahre würde der Betrieb mindestens laufen, hätten sie erfahren.

RSAG und RSEB wehren sich gegen Kritik von Hennefer Bürgerinitiative

Joachim Schölzel, Sprecher von RSAG und RSEB, tritt den Argumenten entgegen. Bauschutt werde nur zur Befestigung der Betriebswege verwendet. „Sollten dennoch einzelne Fremdteile auf die Deponie gelangen, werden diese von Hand aussortiert und fachgerecht entsorgt.“ Der überwiegende Teil des Verfüllmaterials werde Bodenaushub sein.

Als Standort ausgesucht würden so weit wie möglich Ackerflächen, die eine deutlich geringere ökologische Wertigkeit hätten als etwa Steinbrüche oder Grünland. Der aktuelle Maisanbau habe ökologisch den geringsten Wert. Er geht von einer positiven Auswirkung auf die Umwelt durch die Auffüllung und die vorgesehene, ökologisch hochwertige Bepflanzung der Randstreifen und Böschungsbereiche aus. Bodenerosion werde vermieden und neuer Lebensraum für einheimische Arten geschaffen.

Hennefer Bürgerinitiative plant Aktionen gegen geplante Erddeponie

Durch die geplante Randbepflanzung verspricht Schölzel eine ökologische und optische Verbesserung. Nach den Einwendungen der Meisenbacher sei im Vergleich zum ersten Entwurf eine kleinere Deponiefläche und eine geringere Aufschütthöhe vorgesehen.

Die Verkehrsanbindung werde mit den zuständigen Behörden eng abgestimmt, mehr als durchschnittlich zehn bis 15 Touren täglich seien nicht vorgesehen. Die konkreten Planungen beginnen im August/September.

Die Bürgerinitiative hat bereits Flyer in Uckerath verteilt. Ottos Tochter, Andrea Lucht, trägt aus Hamburg Informationen zusammen. An der B8 sind Banner aufgehängt, Wolfgang Gembicki hat seinen Miststreuer bereitgestellt. In Social Media sind sie aktiv, Infostände sind ebenso in Vorbereitung wie eine Unterschriftenliste. Mit Nabu, BUND und Biologischer Station gibt es Kontakt. Ziel ist, die Deponie zu verhindern.

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