Betrüger aus eigenen Reihen?Sparkästchen im Lokal Klein’s Eck in Hennef geplündert

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Wirt Eugen Podgorski vor dem blauen Kästchen, in das die Sparer fleißig eingezahlt haben.

Wirt Eugen Podgorski vor dem blauen Kästchen, in das die Sparer fleißig eingezahlt haben.

Hennef – „Im Moment weiß ich nicht, was ich machen soll.“ Auf die Frage, wie es mit den Sparkästchen in der beliebten Hennefer Gaststätte Klein’s Eck weitergehen soll, zuckt Wirt Eugen Podgorski mit den Achseln. Die Mitglieder der Spargemeinschaft sind – wie es aussieht – um ihr Erspartes aus dem Jahr 2018 geprellt worden. Es geht um rund 30.000 Euro.

Im Verdacht, das Geld unterschlagen zu haben, steht der Mann, der für die Einzahlung auf ein Sparkonto zuständig war. Inzwischen wurde er, für die Redaktion unerreichbar, in ein Landeskrankenhaus eingewiesen. „Glaubt nicht, was über mich erzählt wird“, schrieb er in einem Brief an Freunde. Gegen den Mittfünfziger ist Anzeige erstattet worden.

Anfang Dezember hatte sich herausgestellt, dass das Geld verschwunden ist, das die Sparer das ganze Jahr über in die 40 Kästchen des blauen Metallschranks gesteckt haben. „Alle zwei Wochen ist geleert worden“, berichtet Eugen Podgorski. Außer dem Vorsitzenden des Sparclubs seien immer drei weitere Personen dabei gewesen. Darüber, was mit dem Geld danach passierte, gab es indes keine Kontrolle mehr. Nur ein Bruchteil landete tatsächlich auf dem Bankkonto. Der Jahresauszug weist lediglich zwei Eingänge im Februar und eine Einzahlung Ende März auf, zusammen 3275 Euro – sowie jetzt eine Null. Am 22. November wurde die gesamte Summe abgehoben.

Geld für Zigaretten wanderten stattdessen ins Sparkästchen

Der Gastwirt selbst war vermutlich der eifrigste Sparer. Nachdem er das Rauchen aufgegeben habe, habe er das Geld, das vorher für Zigaretten draufgegangen sei, in sein Kästchen und ein weiteres Kästchen für sein Enkelkind gesteckt, erzählt der 59-Jährige. Insgesamt seien das zirka 5000 Euro gewesen.

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Darüber, was mit dem Geld passiert ist, können die Sparer nur spekulieren. Man wunderte sich über mehrere Urlaubsreisen, die der Verdächtige unternahm, obwohl er Finanzprobleme gehabt haben soll, vertraute ihm aber weiterhin. „Es ging ja jahrelang gut“, sagt ein Betroffener. Aufforderungen, zu den Leerungsterminen einmal das Sparbuch mitzubringen und vorzuzeigen, wich der Mann aus. Er habe es zu Hause vergessen, lautete eine seiner Ausreden.

Am 5. Dezember trafen sich die Sparer in Klein’s Eck zur Auszahlungsfeier. Für die geschlossene Gesellschaft fuhr Eugen Podgorski groß auf: Vorspeisen, Gänsekeule, Reibekuchen, Sauerbraten und Steinpilze hatte er zubereitet, die Wirtschaft dekoriert, einen Geschenketisch vorbereitet. Ein Nikolaus trat auf, der Siegburger Entertainer Siggi Klein hatte sein Keyboard nebst Lautsprecheranlage für Live-Musik aufgebaut. Nur der Mann, der das Geld mitbringen sollte, erschien nicht. Noch am gleichen Abend wurde die Polizei eingeschaltet.

Den Gastwirt trifft ein doppelter Verlust. Für die Speisen hatte Podgorski alles vorgestreckt; bezahlt werden sollte das Essen aus dem Ersparten, wie auch der Alleinunterhalter, der ohne Gage blieb. Trotzdem habe er gespielt, „dem Eugen zuliebe“, sagte Siggi Klein dieser Zeitung.

Der 72-Jährige versuchte noch, ein wenig die Stimmung zu retten. Ob sich die Spargemeinschaft nun auflöst, steht noch nicht fest. „Die Vertrauensbasis ist zerstört“, sagte ein Gast in Klein’s Eck, der auf der Warteliste für ein Sparkästchen stand.

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