Kommentar zum RedeverbotPolitiker sollten Bürgern im Streit um den Wohnungsbau in Lohmar zuhören

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Zuhörer bei der kommunalpolitischen Sitzung.

Rund 100 Anwohner aus Birk waren zum Sonderausschuss gekommen.

Die aufgeheizte Stimmung in Birk hat die Politik noch befeuert, das Redeverbot für die Bürger war falsch, meint unsere Kommentatorin.

Wenn rund 100 Zuhörer zu einer kommunalpolitischen Sitzung kommen, sollte sich die Politik freuen. Klar, den Leuten brennt was unter den Nägeln, Applaus war kaum zu erwarten. Darauf wies schon das provokante Flugblatt der Interessengemeinschaft hin, die für den Besuch des Sonderausschusses Birk getrommelt hat.  

Wie also umgehen mit der aufgeheizten Stimmung, mit den Ängsten, die ein großes Wohnungsbauprojekt wohl immer hervorruft? In Lohmar war es bislang kein Problem, die Sitzung für Wortbeiträge aus der Bürgerschaft zu unterbrechen. Doch diesmal wollte die Mehrheit das nicht.

Buh-Rufe im Bürgerhaus in Lohmar-Birk

Ein unkluger Schachzug, denn wenn Menschen Dampf ablassen dürfen, wenn sie den Eindruck haben, dass ihnen Gehör geschenkt wird, ist oft weniger Druck auf dem Kessel. Die Chance wurde vertan, die Empörung machte sich in Buh-Rufen Luft.

Die Koalition aus Grünen, SPD und UWG hatte ihre guten Gründe für das Redeverbot in der Sitzung, zugegeben. Das Flugblatt wirkt auch auf Außenstehende durchaus Angst schürend, dass die Hochhäuser rechts und links des Kirchturms zudem mit rotem und grünen Filzstift gezeichnet waren, doch kaum ein Zufall. Und über der Kirchturmspitze dräut ein Blitz aus der (CDU-)schwarzen Wolke? Wirkt doch wie ein Witz.       

Auch wenn die CDU-Stadtverordneten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnten, kann man da auch drüber stehen, anstatt so dünnhäutig zu reagieren. Völlig daneben sind indes die Vorwürfe des CDU-Vorsitzenden, die Bürger würden ausgesperrt. Davon konnte wirklich keine Rede sein, wie die Zuhörer selbst erlebten. Sie verfolgten die Sitzung bis zum Schluss.  

Die Birker werden im weiteren Verfahren noch die Möglichkeit haben, ihre Anregungen und Kritik vorzubringen. Dann geht es hoffentlich weniger um Befürchtungen und mehr um Fakten. Am Ende muss die Politik entscheiden, das Für und Wider abwägen und einen Kompromiss finden. Dass er allen gefällt, ist kaum zu erwarten.  

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