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Rasante AusbreitungAsiatische Hornisse ist jetzt etablierte Art - Was heißt das für Rhein-Sieg?

Lesezeit 4 Minuten
Die Asiatische Hornisse ist deutlich dunkler als unsere heimische Hornisse.

Die Asiatische Hornisse gilt jetzt in Deutschland als etablierte Art. Sie ist deutlich dunkler und kleiner als unsere heimische Hornisse.

Die Asiatische Hornisse gilt in Deutschland jetzt als etablierte Art. Sie wird nicht mehr systematisch bekämpft. Was das für die Region bedeutet.

Es summt und brummt in unseren Gärten, Sträuchern und Wiesen. Bienen und Hummeln sind unterwegs, um Nektar zu sammeln. Auch andere summende, gelb-schwarz gestreifte Insekten tummeln sich unter ihnen: Wespen und Hornissen. Dazu gesellt sich seit einigen Jahren auch eine Hornissen-Art, die bei uns in Deutschland eigentlich nicht heimisch ist: die Asiatische Hornisse (Vespa Velutina). 

Sie stammt aus Südostasien und ist 2004 über Warentransporte nach Frankreich eingeschleppt worden. Seitdem breitet sie sich überall in Europa in massiver Geschwindigkeit aus, auch im Rhein-Sieg-Kreis. Sie wurde jedoch bisher als invasive Art systematisch bekämpft. Das fällt jetzt weg. Seit Anfang des Jahres 2025 ist die Asiatische Hornisse in Deutschland als etablierte Art eingestuft, das heißt wir werden mit ihr Leben müssen – auf lange Sicht. Was genau bedeutet das jetzt für uns und unsere Region?

Einstufung als etablierte Art markiert einen Wendepunkt

„Die Asiatische Hornisse gilt offiziell jetzt als Management-Art“, sagt Matthias Overmann. Der Biologe ist beim Rhein-Sieg-Kreis Experte für das Thema Asiatische Hornisse. Zu sogenannten Management-Arten zählten zum Beispiel auch Waschbären, Nil-Gänse und Nutrias - also Arten, die bei uns eigentlich nicht zu Hause sind, sich hier aber so stark ausbreiten, dass sie nicht mehr verschwinden werden.

Die Einstufung als etablierte Art markiert einen bedeutenden Wendepunkt im Umgang mit dieser invasiven Spezies, sagt Lucia Wickert, Vorsitzende des Nabu Rhein-Sieg. Eine flächendeckende Bekämpfung sei demnach nicht mehr realistisch.

„Durch die Neueinstufung besteht keine Tilgungspflicht mehr“, so Matthias Overmann. Bisher galt, dass die Tiere behördlich abgetötet und beseitigt werden mussten, wenn Meldungen über Sichtungen eingingen. Diese Pflicht falle jetzt weg. „Im Rhein-Sieg-Kreis wird sich allerdings erstmal nichts am Vorgehen ändern“, betont Overmann. „Das heißt, wir bekämpfen die Asiatische Hornisse erstmal so weiter, wie in den vergangenen Jahren auch.“ Meldungen würden weiter entgegengenommen.

Stichhaltige Studien zu Auswirkungen auf heimische Bienen fehlen noch

In Rhein-Sieg gab es 2023 die erste Sichtung der Asiatischen Hornisse in Troisdorf. Ab dann verbreitete sich die Art rasend schnell in allen Städten und Gemeinden. Allein in diesem Jahr zeigt sich die hohe Verbreitungsrate. Im ganzen Jahr 2024 wurden 18 Nester im gesamten Kreisgebiet entfernt. Dieses Jahr waren es bis Mai schon 17 Nester.

Sogenannte Embryonal-Nester, erklärt Matthias Overmann, in denen die Königin erste Eier legt. Drei dieser Nester wurden in Alfter und Lohmar gefunden, zwei in Bornheim, Niederkassel und Rheinbach, und jeweils eins in Bad Honnef, Eitorf, Königswinter, Swisttal und Sankt Augustin. Zusätzlich gab es sieben bestätigte Meldungen über Königinnen. „Man sieht also, die Ausbreitung ist einfach super erfolgreich für die Tiere“, sagt Overmann.

Ein noch kleines Nest der Asiatischen Hornisse.

Ein noch kleines Nest der Asiatischen Hornisse.

Grundsätzlich seien sie auch sehr spannende Insekten. „Die können ja auch nichts dafür, dass wir Menschen sie hier eingeschleppt haben. Aber sie stellen durchaus eine Gefahr für heimische Honigbienen und andere Insekten dar, weil sie sie fressen.“ Imker machten sich daher Sorgen, denn gerade geschwächte Bienenvölker, zum Beispiel durch Milben oder ähnliches, bekämen durch die Asiatische Hornisse Probleme.

Das bestätigt auch Peter Heuschen vom Imkerverein Rheinbach, der sich seit drei Jahren intensiv mit den Asiatischen Hornissen auseinandersetzt. Aus seiner Sicht würden allerdings zu viele Horror-Szenarien verbreitet, was die Tiere angeht. „Natürlich sind Asiatische Hornissen unterm Strich ein Problem. Aber wenn wir nach Frankreich schauen, wo die Menschen seit 2004 mit den Tieren leben, sehen wir: Es gibt weder weniger Honig, noch weniger Bienenvölker oder weniger Imker.“

Asiatische Hornisse ist keine Bedrohung für heimische Hornisse

In der Tat zeigten aktuelle Beobachtungen, dass die Auswirkungen auf die heimische Bienenpopulation bisher noch gering seien, bestätigt auch Lucia Wickert vom Nabu Rhein-Sieg. 

Gesunde Bienenvölker sollten mit der Hornisse klarkommen, so Heuschen. Zusätzlich könnten Imker sogenannte Maulkörbe vor ihre Bienenkästen spannen. Das hindere die Asiatischen Hornissen daran, Bienen beim Einflug abzufangen. Auch unsere heimische Hornisse werde wenige Probleme mit ihrer asiatischen Artgenossin haben, so Overmann: „Denn sie ist deutlich größer und kann sich behaupten.“

Die Asiatische Hornisse sei nun mal jetzt keine ausrottbare Art mehr, sie werde bleiben, sagt Peter Heuschen. Er sei sicher, dass wir mit der Hornisse zurechtkommen werden, auch die Imkerschaft. „Ein Thema wird es natürlich sein, wenn Nester an Kitas, Altenheimen oder ähnlichen Einrichtungen gefunden werden. Da kann es auch gefährlich werden, wenn Menschen dem Nest zu nah kommen.“

Gefährlicher als unserer heimische Hornisse sei die Asiatische Hornisse aber an sich nicht. Ihr Stich ist ähnlich schmerzhaft wie ein Bienen- oder Wespenstich. Eine Gefahr ergebe sich höchstens durch die große Zahl der Tiere pro Kolonie: Es werden im Laufe der Saison etwa 7000 bis 8000 Tiere pro Nest. Bei heimischen Hornissen seien es nur etwa tausend.