Vor dem PfingstwochenendeGastronomen an der Sieg freuen sich auch auf Gäste aus Köln

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Alexander Adscheid kontrollierte die Tests von Natalie und Andreas Bußenius. 

Rhein-Sieg-Kreis – Mit einem Glänzen in den Augen setzt Hans-Peter Müller die Flasche an das Weizenbierglas an. Mit einem leisen Gluckern rinnt die goldgelbe Flüssigkeit ins Gefäß. „Ich habe so lange drauf gewartet“, sagt der Radfahrer, der sich in den Biergarten „Zur Heide“ im Camp Spich – direkt am Tor zur Wahner Heide – niedergelassen hat. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir das alle noch einmal so wertschätzen würden.“

Am 1. April haben Jochen und seine Schwägerin Corinna Loschelders mit ihren Partnern die frühere Offizierskantine der Belgier als Gaststätte mit großzügigem Außengelände eröffnet, zunächst als „To go“-Angebot. Mitten in der Corona-Pandemie haben sie den Neustart gewagt. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, stellt Jochen Loschelders fest.

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Corinna (l.) und Jochen Loschelder (r.) haben das „Zur Heide“ mit großem Biergarten erst vor sechs Wochen eröffnet.

Als DJ für Hochzeiten hatte er schon immer so eine Location gesucht, dass er jetzt noch Gastronom wird, quittiert sein Umfeld so: „Alle halten uns verrückt. Wir fummeln uns da rein, das macht Spaß.“

Die Rückmeldungen der Gäste machen den Loschelders Mut. „Beim ersten frisch gezapften Kölsch meinte einer: »Ich habe Pipi in den Augen.«“ Noch erhalten sie von ihrer Brauerei nur Zehn-Liter-Fässer, die Malzmühle muss erst abfüllen. Doch die Reservierungen häufen sich, gerade aus den Nachbarkommunen, liegt „Zur Heide“ doch dicht an der Stadtgrenze zu Köln. Dort ist die Außengastronomie noch geschlossen.

Außengastronomie in Rhein-Sieg: Viele Gäste kommen aus dem Umland

Zur „Sieglinde“ in Hennef-Weingartsgasse kamen sie sogar aus den Niederlanden. Markus Rohloff hatte sein Idyll am Donnerstag geöffnet, zur Mittagszeit füllt sich die Terrasse. Plötzlich rauschen drei Harley-Davidsons und eine Aprilia heran. Die vier Biker sind auf dem Weg nach Italien via Österreich, einen Test zeigen sie sofort vor.

Rohloff berichtet aber auch von Anfragen aus Hürth und Bergisch Gladbach. „Ich bin schon glücklich, dass es wieder los geht“, sagt er, obwohl alles kurzfristig mit heißer Nadel gestrickt sei. Ware ordern, Personal suchen – Corona und das wechselhafte Wetter sind Herausforderungen: „Ich rechne mit dem Schlimmsten und hoffe das Beste.“

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Kundschaft aus dem Oberbergischen oder Bonn erwarten auch Laura und Franz Drecker in ihrem Restaurant „Zum Alten Turm“ in Hennef-Stadt Blankenberg. Sie haben noch mal Geld in die Hand genommen und Pavillons über den Tischen im Freien aufgebaut: „Wir wollen so viel wie möglich anbieten.“

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Nur mit den drei „G“ geht’s rein: getestet, geimpft oder genesen.

Ihr Personal wird täglich getestet, auf Kosten des Hauses. Laura Drecker hat eigens eine Online-Schulung gemacht, zur richtigen Anwendung der Kits. Ihre Festangestellten haben sie ohne Kurzarbeit mit durchgezogen, jetzt suchen sie händeringend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Trotz aller Widrigkeiten überwiegt die Freude über die Gäste: „Das war wie Liebeskummer nach meinem Job.“ Anette Thielen aus Neunkirchen-Seelscheid sowie Karin und Ansgar Hillejan aus Kassel wissen das zu schätzen: Beide genossen es, bewirtet zu werden.

Geschützt sind die Besucher der Außenterrasse der „Mondi Beach Baar“ in Niederkassel-Mondorf. Denn die ist überdacht. Das Personal hat gut zu tun, sind doch alle Tische besetzt. „Endlich, endlich“, jubelt Sonja Schulte aus Bonn, die mit ihrer Großfamilie, sieben Kinder, gleich mehrere mit Plexiglas abgetrennte Abteile belegt, um ihren Geburtstag zu feiern. „Wir freuen uns so, dass es endlich möglich ist auszugehen.“

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In Troisdorf-Bergheim zeigt sich das gleiche Bild, und das ohne Schutz. Vor zwei Jahren wären sie bei diesem Wetter wohl eher nicht in den Biergarten gegangen, räumten Natalie und Andreas Bußenius ein. Aber sie hätten schon lange darauf gewartet, wieder bedient zu werden. Gastgeber Alexander Adscheid macht das gern. „Wir waren gut vorbereitet, mussten nur noch die frische Ware besorgen.“ Er plant eine eigene Teststation. Und resümiert: „Dass die Leute sich so freuen, das haben wir noch nicht erlebt.“

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