70 Jahre GrundgesetzKurdische Gemeinde lud zur Diskussion ein

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Über den Zustand des Landes 70 Jahre nach dem Beschluss des Grundgesetzes sprachen die Teilnehmer der Podiumsdiskussion.

Über den Zustand des Landes 70 Jahre nach dem Beschluss des Grundgesetzes sprachen die Teilnehmer der Podiumsdiskussion.

Sankt Augustin – „70 Jahre Grundgesetz – Demokratie ohne Jugend?“ Einen provozierenden Titel hatten die Kurdische Gemeinde Deutschland, die Kurdische Gemeinschaft Rhein-Sieg/Bonn und die Stadt für ihre Feier gewählt. Ali Ertan Toprak, Vorsitzender auf Bundesebene, war eigens aus Hamburg an den Rhein gekommen.

„Wir sind Deutschland zu großem Dank verpflichtet“

Wie verwurzelt er und seine Landsleute in diesem Land sind, zeigt seine Kandidatur für die Bürgerschaft auf der CDU-Liste. 1,2 Millionen Menschen mit kurdischer Identität lebten in Deutschland, können seit den 50er-Jahren in ihrer Kultur leben. „Wir sind Deutschland zu großem Dank verpflichtet“, sagte der Vorsitzende, „diese Errungenschaften des demokratischen Staates verteidigen wir jederzeit.“ Er skizzierte die gesellschaftlichen Umbrüche der vergangenen Jahre und beschwor die unverhandelbaren, gemeinsamen Grundwerte.

Kritisch merkte er aber an: „Integration kann nicht gegen die Gesamtgesellschaft funktionieren.“ Sein Fazit: „Verschiedene Herkünfte sind unser Reichtum. Seinen Impulsvortrag schloss der Beigeordnete und Sozialdezernent, Ali Dogan, mit einem klaren Appell. Das Kinder- und Jugendparlament müsse mehr Gewicht bekommen, das Wahlalter herabgesetzt werden und Politiker der Fraktionen sollten sich bei den Sitzungen öfter sehen lassen.

Grundwerte im Fokus

In seinem historischen Rückblick hatte er die Grundwerte beleuchtet, die zur Entstehung des Grundgesetzes führten, insbesondere die zentrale Aussage: „Die Menschenwürde ist unantastbar.“ Deutschland war in den Kreis der Völker zurückgekehrt, aus Feinden wurden Feinde. Aber der neue Staat sei als Transitorium angelegt, die Wiedervereinigung immer ein Ziel gewesen.

Die Antwort auf den totalitären Zentralstaat Hitlers nannte er eine Graswurzeldemokratie. „Wir haben eine hervorragende Verfassung, die Gesellschaft aber ist nicht mehr in guter Verfassung“, fasste er zusammen, nachdem er analysiert hatte, wie die politische Ordnung aus den Bahnen gerät. Jugendliche stünden Parteien kritisch gegenüber, diesen gelinge es immer weniger, junge Menschen an der politischen Meinungsbildung zu beteiligen. Unter anderem deshalb wolle er die Kinder- und Jugendrechte im Grundgesetz verankert sehen.

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In der anschließenden Diskussion loteten er, Benedikt Bungarten, Vorsitzender der Jungen Union, Dr. Charlotte Echterhoff, Medienwissenschaftlerin und Vorsitzende der SPD Menden/Meindorf, Ulascan Koku, Bezirkssprecher der Alevitischen Jugend Kölns und Cahit Basar, Oberstudienrat in Köln und Generalsekretär der Kurdischen Gemeinden Deutschlands Möglichkeiten aus, die Jugend am Demokratieprozess zu beteiligen. Zentrale Aussage war vielleicht die von Basar, als Lehrer nicht die Demokratie als Formelsammlung einzupauken, sondern sie erleb- und erfahrbar zu machen.

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