Kinderuni Rhein-SiegBeethoven und die Erfindung der CD

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Eine kurzweilige Beethoven-Vorlesung hielt Prof. Dr. Hektor Haarkötter vom Fachbereich Sozialpolitik an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg  in der Aula der Steyler Mission.

Sankt Augustin – „Ihr dürft ruhig die Augen schließen“, ermunterte Hektor Haarkötter sein junges Publikum, bevor er für die „Mondscheinsonate“ in die Tasten griff. „Viele Erwachsene machen das im Konzertsaal auch, einige schlafen sogar ein. Das ist erlaubt. Aber nicht schnarchen.“ Das war bei der Kinderuni in der Aula der Steyler Mission nicht zu befürchten, gestaltete doch der Professor für Medienwissenschaft eine kurzweilige „Vorlesung“ für die Acht- bis Zwölfjährigen.

„Unerhört!“

Unter dem Motto „Unerhört! Ludwig schnuppert Hochschulluft“ dreht sich im siebten Jahr der Kinderuni alles um den Bonner Komponisten. Lernen und leben mit Beethoven, tanzen und trommeln – bis nach Afrika und Indonesien gehen die Reisen mit Ludwig. Der präsentierte sich diesmal als Youtube-Star, der alle Prominenz der sozialen Netzwerke spielend aus dem Rennen schlägt. Der Klassiker habe „2000 bis sechs Millionen Fans“, schätzten die Kinder. Tatsächlich wurde die neunte Sinfonie bei Youtube 100 Millionen Mal angeklickt.

Kein Zweifel, das Publikum ist auf den Bonner geprägt: „Bei klassischer Musik wird der Beethoven-Schalter umgelegt. Bei mir auch. Das liegt an den ,Peanuts’“, meinte Haarkötter, der zum Auftakt ein Filmchen mit dem unentwegt klavierspielenden Schroeder zeigte, dessen Konzentration durch Snoopy und Woodstock gestört wird. Der kriegt zu hören: „Nein, Beethoven war kein Vogel!“ Wie ein Pinguin, so meinte Haarkötter, sieht man in der Orchesterkleidung eines Berufsmusikers aus, in die er sich eigens für diesen Nachmittag geworfen hatte.

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Natürlich durfte auch eine Klaviereinlage nicht fehlen.

Neben dem Frack sollte auch die Perücke an alte Zeiten erinnern; „es ist allerdings eine Mozart-Perücke aus dem Karnevalsladen“, sagte der Dozent, der Lockerheit mit Professionalität verband. So auch in seinem Spiel am Flügel, wenn er mit Auszügen aus der „Pathétique“ gewaltige Kontraste von Piano und Forte verdeutlichte. Schon als Dreijähriger habe er Klavier gespielt. „Mein Vater war Berufsmusiker, wie der von Ludwig.“

Beethoven und die CD

Viele Fragen stellte Haarkötter den Kindern, die eifrig mitmachten und etliches erfuhren, was auch für die mitlauschenden Eltern interessant war. Etwa, dass Beethoven verantwortlich dafür ist, dass die Compact Disc maximal 74 Minuten Spieldauer hat. So lange nämlich dauert eine bestimmte Version der neunten Sinfonie mit den Berliner Philharmonikern, und die wollte der damalige Sony-Chef bei der Erfindung der CD auf einen einzigen Silberling gebrannt haben. „Bis dahin brauchte man dafür zwei Schallplatten“ – unfassbar!

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Nicht nur dem Musiker, auch dem Medienexperten bietet Beethoven einen unerschöpflichen Fundus, wie Haarkötter am Beispiel Film demonstrierte. Ob Science-Fiction, Western, Liebes- oder Katastrophenfilm – der zweite Satz aus der 7. Sinfonie passt irgendwie immer. Doch zum Mitmachen gab’s schließlich das Finale der Neunten, erst gesummt und dann kräftig mitgesungen und getrommelt, wobei Haarkötter nicht vergaß zu erwähnen: „Alle Menschen werden Brüder – natürlich auch Schwestern, aber das passte nicht mehr in den Vers rein.“

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