Ein starkes Seebeben hat die Pazifikküste erschüttert und Tsunami-Warnungen ausgelöst. Auch bei uns nahmen Sensoren das Beben wahr.
Tsunami-WarnungErdbeben an Pazifikküste war bis in den Rhein-Sieg-Kreis messbar

Russland, Severo-Kurilsk: Luftaufnahme eines von einem Erdbeben und einem anschließenden Tsunami betroffenen Gebiets in der Region Sachalin im Osten Russlands.
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Es war ein Seebeben der Stärke 8,8, das die Erde vor der Halbinsel Kamtschatka erschüttert hat – ein Beben so stark, dass es seit Beginn der Messungen nur von fünf anderen Beben übertroffen wurde. Tsunami-Warnungen für die östlichen Küsten von Russland und Japan sowie in den westlichen US-Bundesstaaten Alaska und Hawaii wurden ausgelöst. Die Erschütterungen des Bebens wurden auch in unserer Region noch gemessen.
Das erklärt Wetterexperte Karsten Brandt. In der Nacht war demnach das Beben auf seinem Seismografen in Bechlinghoven an der Stadtgrenze zu Sankt Augustin deutlich sichtbar. Ein starker Ausschlag des Sensors ist auf dem Seismogramm zu erkennen.

Auf dem Sensor an der Station Bonn-Bechlinghoven an der Grenze zu Sankt Augustin war das Seebeben im Pazifik deutlich sichtbar.
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Selbst gespürt hätten die Menschen im Rhein-Sieg-Kreis das Beben nicht, betont Karsten Brandt. „Dafür war es viel zu weit weg.“ Der Ausschlag sei zwar sehr deutlich zu sehen gewesen, „aber Sie müssen sich das so vorstellen: Ein Tisch wackelt immer wieder vor und zurück. Und die Veränderung dieser Bewegung misst das Gerät.“ Der Ausschlag, der auf dem Seismogramm zu sehen sei, befinde sich unterhalb des Millimeterbereichs. „Das hätte man niemals gespürt.“
Dennoch sei der Ausschlag merkbar anders als die anderen Ausschläge am Sensor. „Daran merkt man, dass das eine sehr schnelle, sehr weit gereiste Welle ist. Man sieht also, wie sehr die Welt miteinander verbunden ist. Obwohl das Beben tausende Kilometer entfernt war, kam es hier an.“
Erdbeben im Pazifik war seit Fukushima 2011 stärkstes Beben weltweit
Während die US-Erdbebenwarte USGS das Beben mit einer Stärke von 8,8 betitelte, gab das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam eine Stärke von 7,8 an, die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass sprach zunächst von 7,9, später von 8,7.
Das Erdbeben in rund 21 Kilometern Tiefe war seit der Havarie durch das Beben vor Fukushima im März 2011 das stärkste Beben weltweit. Und es weckt auch düstere Erinnerungen an die Nuklearkatastrophe, bei der Tsunami-Wellen das Kraftwerk so sehr beschädigten, dass es zu Kernschmelzen kam und große Mengen an radioaktivem Material freigesetzt wurden.
Rhein-Sieg-Kreis liegt in einem der großen Erdbebengebiete Deutschlands
Das AKW Fukushima wurde aus Sicherheitsgründen nach dem aktuellen Beben evakuiert. Alle Mitarbeitenden befänden sich in Sicherheit, teilte eine Sprecherin mit. Am Kraftwerk seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden. Vor Wellen von bis zu drei Metern an der gesamten Nord- und Ostküste Japans warnte die japanische Wetterbehörde. In einem Hafen der Präfektur Iwate im Nordosten wurden 1,30 Meter hohe Wellen gemessen. Rund drei Meter hohe Tsunami-Wellen trafen die Küste Russlands. Die größte Welle soll laut der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti fünf Meter hoch gewesen sein.
Der Rhein-Sieg-Kreis liegt in Teilen in der sogenannten Niederrheinischen Bucht und gehört damit zu einem der drei großen Erdbebengebiete in Deutschland (neben dem Gebiet südlich von Leipzig bis ins Vogtland und der schwäbischen Alb). Das heißt nicht, dass wir das Weite suchen müssen, aber hier in der Gegend sind Erdbeben wahrscheinlicher als in anderen Teilen Deutschlands – mit Tsunamis haben wir hier allerdings weniger zu rechnen.
Im weltweiten Vergleich ist die Gefährdung durch Erdbeben in der Region jedoch eher im mittleren Bereich einzuordnen. Eines der stärksten Erdbeben ereignete sich 1951 in Euskirchen. Dabei stürzte unter andrem das Gewölbe einer Kirche ein. Das stärkste historisch belegte Beben in dieser Gegend ist das große Erdbeben von Düren im Jahr 1756. Das Beben rund um Köln, Aachen, Jülich und Münstereifel war noch bis London und Straßburg zu spüren.
Auch in Rhein-Sieg und Bonn bebt regelmäßig die Erde. Allerdings meist so schwach, dass wir davon gar nichts mitbekommen. Erst kürzlich, am 23. Juli, maß der geologische Dienst NRW in Wachtberg, im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis ein Beben der Magnitude 0,8 in etwa 15 Kilometern Tiefe. Am selben Tag bebte die Erde bei Bonn Röttgen mit einer Magnitude von 1,2. (mit dpa)