JubiläumVor 25 Jahren eröffnete der Bioladen „Vier Jahreszeiten“ in Sankt Augustin

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Ein Mann steht vor einer roten Hausfassade an einem schwarzen Schild mit der Beschriftung „Vier Jahreszeiten“.

1997 eröffnete Michael Stammnitz das „Vier Jahreszeiten“ in Menden.

Vor 40 Jahren gründete Michael Stammnitz eine Demeter-Gärtnerei, vor 25 Jahren sein Geschäft in Menden.

„Stammnitz, du wirst ja depressiv!“ Die Worte seiner Lehrerin wirkten. Es war 1983: saurer Regen, Waldsterben. „Ich wollte was machen, etwas Positives“, erinnert sich Michael Stammnitz – und gründete nach dem Abitur mit zwei Freunden die Biogärtnerei „Biotopia“ in Menden.

Im 1000 Quadratmeter großen Gewächshaus zogen sie Tomaten und Gurken, bauten Feldsalat an. „Wir hatten 50 Sorten Gemüse über das ganze Jahr verteilt“, berichtet der heute 61-Jährige. Im kleinen Hofladen verkauften sie ihre Demeter-Produkte, gingen auf die Wochenmärkte.

Als der Pachtvertrag für die Öko-Gärtnerei nicht verlängert wurde, öffnete Stammnitz ein Geschäft

Einfach sei das nicht gewesen, erinnert sich Stammnitz: „Wir wurden behandelt wie die Aussätzigen.“ Die Überzeugung ließ sie weitermachen, sagt das Gründungsmitglied der Grünen, und auch die Kunden kauften bei ihnen aus politischer Überzeugung. Dann kam der Tag, als der Pachtvertrag nicht verlängert wurde. Seine Frau Monika war mit dem zweiten Kind schwanger. „Wir mussten uns die Frage stellen: Wovon wollen wir leben“, sagt er.

Ein altes Foto, auf dem hinter einem Marktstand mit Dosen, Flaschen und Frischgemüse ein Mann und eine Frau stehen.

Auch auf den Märkten verkauften Monika und Michael Stammnitz (Mitte) ihre Bioprodukte.

Und erneut sprang er ins kalte Wasser: „Das Raiffeisen-Warenlager in Menden war frei, das haben wir zum Ladengeschäft umgebaut.“ Vor 25 Jahren eröffnete das Ehepaar Stammnitz „mit mehr Optimismus als Realismus“, wie der Chef heute sagt, seinen Bioladen „Vier Jahreszeiten“ in der Siegstraße.

Und schon damals richtete seine in diesem Februar verstorbene Frau das Geschäft so ein, wie es heute noch in Teilen aussieht: modern, großzügig, elegant. „Sie wollte die Ökoprodukte aus der Schmuddelecke holen“, erzählt Stammnitz. „Bioprodukte sind doch die wertvollsten.“

Meine Frau wollte die Ökoprodukte aus der Schmuddelecke holen
Michael Stammnitz

2003 wurde der Laden erweitert auf 600 Quadratmeter. Frische Backwaren, ein Café und ein Mittagsbuffet, das Köche jeden Tag frisch zubereiten, Frischetheken mit Obst und Gemüse, ein zehn Meter langes Regal mit vielen Müslisorten. Über 100 Alternativen zur Kuhmilch hat das „Vier Jahreszeiten“ im Angebot, es gibt Wein und Sekt aus ökologischem Anbau, eine große Kosmetikabteilung, Bücher und Geschirr.

Ein Holztisch voll mit Tellern, Tassen und Löffeln, im Hintergrund steht ein langes, schwarzes Regal mit Nudelsorten.

Nicht nur ein langes Regal für Nudeln gibt es in den Vier Jahreszeiten, sondern auch das passende Geschirr. Und wer nicht selber kochen mag, kann sich am Mittagsbuffet bedienen.

2011 eröffnete Stammnitz eine weitere Filiale in Bad Honnef. 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat er, macht einen Millionenumsatz. „Das alles geht nur, weil sich die Kunden jeden Tag entscheiden, das Geld für Ökolandbau auszugeben.“

Monopolisten seien sie anfänglich gewesen, in den vergangenen Jahren spüre er die Konkurrenz der Discounter: „dm gibt den Preis für die Reiswaffel vor, Aldi für Möhren, dieser Situation müssen wir uns stellen.“ Wegen einer Verteuerung von drei Cent werde er aber keine langjährige Geschäftsbeziehung abbrechen: „Da sind über die Jahre tiefe,menschliche Beziehungen entstanden.“ 

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