WaggonsNeue Ratsmehrheit kippt geplantes Jugendzentrum auf Siegburger Brückberg

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Ein Entwurf der ausrangierten Eisenbahnwaggons, die in Siegburg-Brückberg aufgestellt werden sollten.

So sollten die Bahnwaggons als Heimat der mobilen Jugendarbeit auf dem Brückberg in Siegburg aussehen. Daraus wird nun nichts.

Am Brückberg werden nun doch keine Bahnwaggons für die Jugendarbeit aufgestellt. CDU, Grüne, SBU und Volksabstimmung votierten im Siegburger Stadtrat für die Aufgabe des Projekts der ehemaligen Ampel-Koalition.

Von Anfang hatte die CDU sich an die Seite der Gegner gestellt, am Montag sorgte sie im Stadtrat für das Aus für die Jugendarbeit in zwei Bahnwaggons auf dem Brückberg: Fraktionschef Jürgen Becker beantragte, die beiden ausrangierten Reisezugwagen nicht an der Aggerstraße aufzustellen, den Kauf rückabzuwickeln oder, falls das noch möglich sein sollte, nach neuen Standorten zu suchen. Grüne, SBU und Volksabstimmung stimmten mit der CDU.

Becker monierte, das Projekt sei von Anfang an eine „fixe Idee“ gewesen, ein schlüssiges Konzept und eine Bedarfsanalyse aber hätten gefehlt. Aufsicht, Haftung und effiziente Energieversorgung seien nicht geklärt gewesen.

SPD-Chef sieht Fairness in Siegburger Politik komplett aufgekündigt

Bürgermeister Stefan Rosemann (SPD) warf er vor, für seine Aussage, die Bahn habe zum Verkauf gedrängt, keinen Nachweis erbringen zu können. Die Wagen seien zu groß, das Stadtbild werde zerstört. Für die Jugendarbeit auf dem Brückberg solle ein neues Konzept erarbeitet werden. In einem gemeinsamen schriftlichen Antrag mit den Grünen war von einem Aus oder einem anderen Standort für die Waggons keine Rede.

Rosemann räumte ein, nur einen Vermerk zu einem Telefongespräch mit der Bahn zu haben. Es spreche aber für sich, dass Becker keinen schriftlichen Antrag eingereicht habe, auf den die Verwaltung noch hätte reagieren können. Vergeblich bat er um eine Vertagung des Tagesordnungspunkts.

Frank Sauerzweig, Fraktionschef der SPD, sah die „Fairness in der Siegburger Politik komplett aufgekündigt“ und fragte, wie Astrid Thiel und Hans-Werner Müller, Fraktionschefin und Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, „noch in den Spiegel schauen können“.

Grüne hatten Projekt vor Scheitern der Ampel mitgetragen

Vor dem Scheitern der Ampel im Oktober hatten die Grünen das Vorhaben – eines der wenigen im Haushalt angelegten Projekte von SPD, Grünen und FDP – mitgetragen. Thiel wiederum warf Sauerzweig vor, zu polemisieren. Die SPD habe ja auch den Kandidaten Matthias Bamberger nicht zum ersten Beigeordneten mitgewählt, auf den sich zuvor alle hätten einigen können.

„So etwas Schlimmes habe ich noch nie erlebt“, sagte der Stadtverordnete Ömer Kirli (SPD), die Politik müsse zu Entscheidungen stehen und dürfe die Stadtverwaltung nicht aus machtpolitischen Gründen auf halbem Weg stehen lassen.

Befürworter der Bahnwaggons in Siegburg sind enttäuscht und fassungslos

Den Ratsmitgliedern lag eine Übersicht zu den unterschiedlichen Kalkulationen der Kosten für die Waggons vor. Während im Rathaus Gesamtkosten von 170.000 Euro errechnet wurden, kam die IG Brückberg mit 320.000 Euro auf fast das Doppelte.

Der Brückberger Marc Remmel, der mit seiner Frau Paola im Sommer eine Kundgebung organisiert hatte, um zu zeigen, dass es auch Befürworter der Bahnwaggons gebe, zeigte sich am Dienstag „massiv enttäuscht und fassungslos“. Er kündigte an, Unterschriften für das Projekt zu sammeln. Die Waggons könnten „ein toller Treffpunkt für alle Altersklassen werden“.

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