Ausstellung im PumpwerkObjekte, die den Besucher zum Mitmachen animieren

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Christoph Steeger

Christoph Steeger stellt unter dem Titel "Tiefpunkt" kinetische Objekte im Pumpwerk aus.

Siegburg – Das Rauschen im Untergeschoss klingt verheißungsvoll. Sekunden später schiebt sich eine goldglänzende, überdimensionale Gewehrpatrone nach oben ins Parterre, angetrieben nur durch heiße Luft. Kühlt sie ab, fällt das sechs Meter lange Objekt in sich zusammen, und man erkennt: Es ist bloß eine Hülle aus Rettungsfolie.

Steeger Kunst

Christoph Steeger liebt Kunst, die in Bewegung ist – sei es per Sensor oder auf Knopfdruck. Wie das Objekt „Golden Age“.

Im Pumpwerk bläht und pumpt sich in der neuen Schau einiges auf – dafür sorgt Christoph Steeger, der hier einen vergnüglichen kinetischen Erlebnis-Parcours eingerichtet hat. Plastiken und Objekte, die per Sensor oder auf Knopfdruck in Aktion geraten, die rollen und rotieren, sich aufplustern, aneinander reiben oder zusammenkrachen, machen die Besucher zu Mitspielern. „Wer Bewegung erleben möchte, muss sich selbst bewegen“, sagt der 57-Jährige, der an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln studiert hat.

Spiegel der Gesellschaft

Schon damals verschrieb er sich der kinetischen Kunst, die für ihn natürliche und gesellschaftliche Prozesse spiegeln. Im Studium formte er als Bildhauer den Kopf aus Lindenholz, dem die Kinnlade herunterfällt, wenn er dem Betrachter die Zunge herausstreckt: Diese Kunst soll Spaß machen und ist auch geeignet für Kinder, die am schlauchartigen „Epiphyten“ oder dem „Heliofanten“ ihre Freude haben werden – ein Geschöpf, das aus der „Sendung mit der Maus“ stammen könnte.

Tatsächlich hat der gebürtige Engelskirchener auch als Bühnenbildner und Requisiteur für den Film und fürs Theater gearbeitet – etwa für das Tanzforum Köln. Das merkt man seinen Objekten an, die exakt auf Wirkung getrimmt sind. Wie auf einer Bühne schnurren Seegers kleine Könige durchs Obergeschoss. Etwa 60 Zentimeter hohe Kegelformen aus Stacheldraht, jede mit einer individuell geformten Krone verziert. Wie kleine Staubsaugroboter sind sie unterwegs, surren in putziger Geschäftigkeit durch den Raum und auch auf die Besucherin zu, die mit der Strickjacke schon mal an solch einem widerborstigen Kerlchen hängen bleiben kann. Rührend und zugleich beunruhigend wirken sie, wie kleine aggressive Haustiere.

Aus Lindenholz besteht der Kopf, der die Zunge herausstreckt.

Aus Lindenholz besteht der Kopf, der die Zunge herausstreckt.

Wenn das Sextett zum Stromtanken an die elektronische Futterstellen zurückkehrt, kann ein Geschubse und Gedränge entstehen. Kein Zweifel, hier ist Leben in Konkurrenz, Verwirrung und Aufruhr: „Living in Turmoil“ nennt Steeger dieses Ensemble. „Auf die passenden Titel lege ich großen Wert“, betont der Künstler.

Sein Geschoss, das mehrere Etagen durchbricht, heißt „Golden Age“, bedeuten doch Kriege für die Waffenindustrie stets goldene Zeiten: „Es geht um Gewalt, Macht und Fetisch“, erläutert Steeger, der es dem Betrachter leicht machen möchte, Assoziationen zu entwickeln.

Termine

Eröffnet wird die Ausstellung am Samstag, 25. Januar, um 16 Uhr mit einer dialogischen Einführung zwischen Christoph Steeger und dem Fotografen Johannes Göbel. Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch 11 bis 16 Uhr, Donnerstag 13 bis 18 Uhr, Freitag 11 bis 15 Uhr, Sonntag 13 bis 16 Uhr.

Eine Lesung und ein Künstlergespräch mit Seeger und Göbel unter dem Motto „Up and Down“ finden am Sonntag, 16. Februar, um 11 Uhr statt.

„Wege unter die Sieg“ – eine literarische Reise im Pumpwerk mit Paul und Andreas Remmel folgt am Samstag, 7. März, um 16 Uhr.

Finissage ist am Sonntag, 15. März, ab 3 Uhr (morgens!) bis 13 Uhr mit der Performance „Tagsammler“ von Anne Müller. (as)

Dabei kontrastiert er tänzerische Momente mit einer Materialschwere, die freilich manchmal nur vorgetäuscht ist: So besteht der „Äquilibrist“ nicht aus rostigem Stahl oder Stein, wie es die Maserung von Kugel und Rollschiene suggeriert, sondern aus federleichter Pappe. Fast meditativ in diesem kinetischen Zirkus, der auch eine „Betrunkene Flasche“ und ein Mobile-“Planetarium“ beherbergt, das sich wie ein Kettenkarussell dreht, wirkt da ein Wandobjekt namens „Das Paar“. Fast unmerklich langsam verschieben sich zwei Parallelogramme aus Kupferverbindungen. Dafür sollte man sich Zeit nehmen. Ebenso fürs Programm, das die Ausstellung mit dem Titel „Tiefpunkt“ begleitet (siehe „Termine“).

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