Die SPD und Bürgermeister Stefan Rosemann sind trotz anstehender Stichwahl die großen Gewinner in der Kreisstadt.
Kommunalwahl in SiegburgZwischen Ratlosigkeit und Siegerlaune

Spannender Sonntagabend: Zur Wahlparty im Rhein-Sieg-Forum präsentierte die Stadtverwaltung die einlaufenden Ergebnisse.
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Aus Sicht vieler Siegburger Kommunalpolitiker kam der Wahlabend wohl einer Achterbahnfahrt gleich: Einmal lag die SPD vorn, dann die CDU, zeitweise war sogar rein rechnerisch ein rot-rot-grünes Bündnis denkbar. Mit Raunen wurden auf der Wahlparty im Rhein-Sieg-Forum die Ergebnisse der vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuften AfD wahrgenommen.
Schließlich zeigten sich die neuen Machtverhältnisse: Die CDU büßte vier von bislang 19 Sitzen ein, die SPD kommt auf 14. In einer schwarz-roten Koalition, die wahrscheinlichste Konstellation im neuen Rat, käme so ein Patt zustande, wenn Stefan Rosemann die Stichwahl am 28. September für sich entscheidet und eine weitere Stimme einbringt. Zumindest danach sieht es derzeit auch aus: Der Amtsinhaber holte 46,9 Prozent der Stimmen und ließ Harry Schulz (CDU) mit 29,9 Prozent deutlich zurück.
Die großen Verlierer waren die Grünen (11,4 Prozent) mit nur noch fünf statt neun Sitzen sowie die SBU (2,8 Prozent) und die FDP (2,8 Prozent) mit jeweils nur noch einem Sitz. Zwei Mandate holte die Linke (4,8 Prozent), eines die Volksabstimmung (1,2 Prozent), die AfD (10,6 Prozent) fünf Sitze. Entsprechend unterschiedlich fielen die Reaktionen in den Parteien aus.
SPD
„Sehr zufrieden“ zeigte sich Sonja Katzer, Parteivorsitzende der Siegburger SPD. Der Zusammenhalt in der Partei sei groß, eine bedeutende Rolle habe sicherlich Rosemann gespielte, als „genau der richtige Mann, den wir an der Front brauchen“. Die SPD hatte zehn Direktmandate errungen, 2020 waren es noch drei gewesen. Viele Aktionen und der klassische Haustürwahlkampf seien wichtig für den Erfolg gewesen.
CDU
„Wir hätten uns ein besseres Ergebnis gewünscht“, sagt Michael Burgemeister, Parteichef der CDU, auf Anfrage. Parteivorstand und Kandidat Harry Schulz hätten sich getroffen, um Ursachenforschung zu betreiben. Nach einem positiven Haustürwahlkampf habe er mit solchen Verlusten nicht gerechnet. Eine Zusammenarbeit mit der AfD schloss er „definitiv“ aus. „Wir konzentrieren uns jetzt auf die Stichwahl.“
Die Grünen
„Wir lassen keinen Stein auf dem anderen“, kündigt Nadine Kutz, Sprecherin der Grünen, an. Genau analysiert würden jetzt das Team, das angetreten sei, der Wahlkampf und die zurückliegende Ratsperiode. Trotz allem sei sie „froh und stolz“, dass die Grünen jetzt neue Gesichter im Stadtrat hätten. „Wir müssen durch gute Arbeit überzeugen und klare Kante gegen die AfD zeigen.“
FDP
Tristan Roggendorf, noch Fraktionschef der FDP, will sich zu dem Ergebnis nicht äußern. „Wir sind da als Team reingegangen und gehen als Team raus“, sagt er über sich und Bürgermeisterkandidat Thomas Obst. Er selbst habe Glück gehabt und bleibe Ratsmitglied. Für eine rot-rot-grün-gelbe Ampel, die es auf 22 Stimmen plus Bürgermeisterstimme bringen würde, sei er zu liberal und habe zu viel Unternehmergeist.
Siegburger Bürgerunion
„Das Angebot, das wir den Bürgern gemacht haben, ist nicht angenommen worden“, stellt der Bürgermeisterkandidat der SBU, Hans-Joachim Neumes, fest. Verstehen könne er das nicht, da die SBU sehr viel Zuspruch in der Bevölkerung bekommen habe. Klar sei ihm, dass er bei einem SPD- und einem CDU-Kandidaten nicht habe dagegen halten können. „Möglicherweise hätte die SBU besser Rosemann unterstützt.“
Die Linke
Raymund Schoen vom Sprecherrat der Linken hätte sich einen weiteren, dritten Sitz im Rat gewünscht, dem er selbst nur noch als Sachkundiger Bürger angehören wird. Als Schwerpunktthemen der Linken nannte er Wohnungspolitik, Jugendpolitik mit einem Kinder- und Jugendparlament, eine Wiederbelebung des Selbstverwalteten Jugendzentrum sowie Verkehrspolitik nach der Devise „Straßen für alle“.