SiegburgRosa Aussicht ist nicht schutzwürdig

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Aus der Schreinerei Wellmann an der Albertstraße wurde das Kulturzentrum „Rosa Aussicht“. Jetzt soll dort gebaut werden.

Aus der Schreinerei Wellmann an der Albertstraße wurde das Kulturzentrum „Rosa Aussicht“. Jetzt soll dort gebaut werden.

Siegburg – Eine kulturelle Institution ist die „Rosa Aussicht an der Albertstraße“, seitdem Martina Clasen vor elf Jahren aus der alten Schreinerei Wellmann ein kleines Kulturzentrum gemacht hat, mit Kursen, Konzerten und Lesungen und vielem mehr. Doch um die Zukunft ist es schlecht bestellt: Der Kölner Vermieter hat bei der Stadt einen Bauantrag für ein Mehrfamilienhaus auf dem Grundstück eingereicht.

Clasen fürchtet, dass das Gebäude abgerissen wird. Ihre Hoffnung, die alte Schreinerei könne unter Denkmalschutz gestellt werden, zerschlug sich jetzt: Das Technische Dezernat hatte sich im Zuge des Antragsverfahrens noch einmal mit der Denkmalwürdigkeit beschäftigt und den Architekten Stephan Strauß um eine Stellungnahme gebeten: Dessen Büro erarbeitet derzeit einen Denkmalpflegeplan für Siegburg.

Für den Experten ist das Gebäude der Schreinerei und sein Interieur nicht denkmalwürdig.

Für den Experten ist das Gebäude der Schreinerei und sein Interieur nicht denkmalwürdig.

Doch der Experte konnte kein einziges der nötigen Kriterien für eine Unterschutzstellung ausmachen. Eine „Bedeutung für die Geschichte der Menschen“ sieht er nicht, das Haus rage aus der Masse vergleichbarer Gewerbebauten nicht heraus. Gestalterische Merkmale verwiesen auf das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts, die Schreinerei sei eher ein „Nachzügler“. Im Straßenraum sei das Gebäude nicht wahrzunehmen und habe keine herausragende Bedeutung für die Stadt. Auch eine Bedeutung für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse kann Strauß nicht erkennen.

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Martina Clasen kämpft um Rosa Aussicht

Gerade bei einem häufig anzutreffenden Handwerk sei eine „hinreichende Ablesbarkeit des jeweiligen historischen Stands der Produktions- und Arbeitsweise in quantitativem und qualitativem Sinne erforderlich, um ein denkmalwertes Zeugnis darzustellen“. Das aber sei bei dem werkstatthaften Gebäude nicht gegeben. Es sei 1919 ohne baukünstlerischen Anspruch errichtet worden. Auch wissenschaftliche Gründe für Erhaltung und Nutzung gebe es nicht. Volkskundliche Gründe schieden aus, da die Werkstatt „weder hinreichend spezifisch noch hinreichend in der Überlieferungsdichte ist, um als Zeugnis der Alltagsgeschichte zu dienen“.

Das LVR-Amt für Denkmalpflege bestätigte die Einschätzung, bittet aber zu prüfen, ob die Schreinerei als erhaltenswerte Bausubstanz in den Denkmalpflegeplan aufgenommen werden könnte. Das jedoch „entfaltet keinerlei rechtliche Bindung“, teilt Stephan Marks mit, Leiter des Planungsamts.

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Martina Clasen kämpft derweil weiter um den Erhalt der Rosa Aussicht und sorgt dafür, dass der Fall zu einem Politikum wird. 1637 Unterschriften hat sie auf der Internet-Plattform „Open Petition“ gesammelt, davon 899 aus Siegburg: „Mir geht es darum, den Ort »Rosa Aussicht« zu retten.“ Am 30. November sollen die Unterschriften an Bürgermeister Stefan Rosemann übergeben werden. Open Petition bittet um Stellungnahmen seitens der Stadtverordneten.

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