Das hat Troisdorf 2023 bewegtHunde-Besitzer drohen mit Vergiftung der Tiere wegen Überfüllung

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Der Staffordshire-Mischling Dia springt durch einen Reifen. Man kann ihm viel beibringen.

Staffordshire-Mix Dias aus dem Tierheim in Troisdorf ist sehr gelehrig. Er sucht ein neues Zuhause.

Verzweifelte Hundebesitzer wissen nicht mehr weiter. Anrufe aus ganz Deutschland erreichen das Tierheim in Troisdorf.

„Mir bleibt nichts anderes übrig, als meinen Hund zu vergiften oder auszusetzen.“ Das habe ein verzweifelter Hundehalter am Telefon gesagt, berichtet Kerstin Weise, Vorsitzende des Tierschutzvereins für den Rhein-Sieg-Kreis mit Sitz in Troisdorf. „Bei uns rufen inzwischen Hundebesitzer aus ganz Deutschland an, weil die Tierheime bei ihnen überfüllt sind.“


Dieser Text gehört zu unseren beliebtesten Inhalten des Jahres 2023 und wurde zuerst am 30. Juli veröffentlicht. Mehr der meistgelesenen Artikel des Jahres finden Sie hier.


Im Tierheim des Vereines in Troisdorf sei aber auch „kein Platz mehr. Wir sind bis unters Dach voll“. Es sei dramatisch, was einige Tierbesitzer erzählten. Oft seien die Tiere nicht richtig sozialisiert und hätten daher Probleme im Umgang mit Menschen.

Probleme mit Listenhunden können im Tierheim Troisdorf gelöst werden - das braucht jedoch seine Zeit

Es gebe sogenannte Euthanasieverfügungen, die das Einschläfern von Hunden erlaubten, wenn er verhaltensauffällig sei – also: bissig. Doch das liege an der falschen Erziehung des Tieres. „Mit viel Liebe und Geduld gelingt es, die Tiere für den Umgang mit Menschen zu schulen“, betont Weise.  Das funktioniere jedoch nicht „von heute auf morgen“. Es brauche Zeit und Menschen mit entsprechender Ausbildung. Das Hundehaus an der Siebengebirgsallee kann bis zu 65 Hunde aufnehmen. Etliche der Tiere sind schon lange dort untergebracht.

Mit einem Maulkorb trainiertStaffordshire-Mix Brunhilde aus dem Tierheim in Troisdorf.

Brunhilde aus dem Tierheim in Troisdorf ist ein Staffordshire-Mix. Sie sucht eine neues Zuhause.

Zudem, berichtet Weise, erhöben die meisten Kommunen des Kreises eine Sondersteuer auf sogenannte Listenhunde, die bis zu 800 Euro im Jahr ausmache. Das könne sich nicht jeder leisten, denn die Hunde bräuchten auch noch Verpflegung sowie tierärztliche Versorgung. „Da wird die Hundehaltung schnell zur Geldfrage, was eigentlich nicht sein sollte.“ Für viele einsame Menschen seien Tiere eine wichtige Kontaktquelle. Im Tierheim gebe es auch gut erzogene Listenhunde.

Tierschutzvereine aus dem Ausland vermitteln Hunde nach Deutschland, ohne Verantwortung zu übernehmen

Ein weiteres Problem sei in jüngster Zeit verstärkt aufgetaucht: besitzerlose Hunde aus anderen Ländern, die nach Deutschland gekommen sind. „Die Tierschutzvereine dort leisten eine wichtige und gute Arbeit“, betont Weise. Aber wenn es Probleme mit den Vierbeinern gebe, dann seien sie nicht mehr erreichbar.

Staffordshire-Mix Appo wird an einer Leine ausgeführt.

Staffordshire-Mix Appo aus dem Tierheim in Troisdorf wartet auf eine Vermittlung.

Die überforderten Besitzer versuchten dann, die Hunde im Tierheim abzugeben. Weise fordert eine einheitliche Regelung, dass die Vereine vor Ort auch weiterhin eine Verantwortung für die Tiere hätten. „Wir vermitteln unsere Hunde auch nicht an jeden, sondern schauen uns vorher genau an, ob die neuen Besitzer auch mit dem Tier zurechtkommen.“

Auch in den Tierheimen in Deutschland gibt es inzwischen einen Mangel an Fachkräften

Auch nach der Vermittlung könnten die Mitarbeitenden des Tierschutzvereines bei Problemen jederzeit angesprochen werden. Fachkräftemangel sei inzwischen auch ein Problem im Tierheim. Auf der Internetseite des Vereines werden zurzeit ein Einsatzfahrender in Vollzeit und Tierpflegende gesucht. Es gebe jedoch nicht immer genügend Bewerber. Um auf diese Probleme aufmerksam zu machen, haben die Tierschützer in Troisdorf einen Brandbrief an die Bundesregierung unterschrieben.

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