Gericht31-jähriger Troisdorfer in 37 Fällen freigesprochen – und für vier Taten verurteilt

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Im Hintergrund ist das Amtsgericht in Siegburg zu sehen. Vor dem Gebäude steht eine Hecke, daneben ein Schild, auf dem „Amtsgericht, Arbeitsgericht“ steht.

Das Amtsgericht in Siegburg (Symbolfoto)

Widersprüchliche Aussagen und Unausgeglichenheit in der Beziehung: Ein 31-Jähriger musste sich vor Gericht für Betrügereien verantworten. Doch nicht alle Fälle konnten dem Schummler nachgewiesen werden. 

„Im Zweifel für den Angeklagten“ hieß es am Ende eines langen Prozesses vor dem Amtsgericht: Ein 31-Jähriger soll vom Konto seiner damaligen Freundin heimlich Geld abgehoben und überwiesen und dafür ihre Unterschrift gefälscht haben. Schaden: zwischen 5000 und 9000 Euro.

So genau konnte das selbst die vermeintlich Geschädigte nicht beziffern. 37 ähnliche Fälle waren angeklagt, doch in keinem konnte dem Mann die Schuld zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Betrugsprozess in Troisdorf: Hauptbelastungszeugin erhielt Inkassobriefe

Die Hauptbelastungszeugin, eine 33-jährige Krankenschwester, verwickelte sich zudem in Widersprüche. „Ich war dumm“, räumte sie ein. Sie habe meistens mit Karte bezahlt, beim Tanken, im Lebensmittelladen, im Sonnenstudio, nur das Cannabis, das das Pärchen exzessiv konsumierte, bezahlte sie bar. Das Geld habe ihr Freund mit ihrer Karte abgeholt, sie habe ihm die PIN gegeben.

Einen Überblick über ihre Geldangelegenheiten habe sie nicht gehabt. Erst als sie an der Kinokasse keine Karte kaufen konnte, weil das Konto leer war, habe sie sich die Kontoauszüge angeschaut. Später dann seien Schreiben von Inkassofirmen bei ihr eingetrudelt, sie habe von nichts gewusst. Um die Forderungen zurückweisen zu können, habe sie Anzeige erstattet.

Warum das erst Monate nach den ersten Unregelmäßigkeiten geschehen sei, fragte Richterin Dr. Alexandra Pohl. Die Antwort der Zeugin: Sie habe ihrem Verflossenen nicht schaden wollen, dieser sei depressiv gewesen. Daraufhin schüttelte der Angeklagte den Kopf und lachte.

Zu Geldstrafe verurteilt: Betrüger hatte bereits Vorstrafe

Sie habe sich zwei Jahre lang ständig bei ihm aufgehalten, auch übernachtet, aber keinen Mietanteil getragen und sich auch sonst nicht an den Kosten beteiligt. Der Ungelernte jobbte nur in dieser Zeit, das Geld war knapp. Die Überweisungen von ihrem auf sein Konto seien ein Ausgleich gewesen. In allen 37 Fällen wurde er freigesprochen, in vier anderen Fällen aber verurteilt.

Die Betrügereien seien im Zuge seiner Wohnungsauflösung geschehen, sagte der Angeklagte, der aktuell als „Reiseberater“ im Ausland monatlich 1800 Euro verdient. Er verkaufte alles, bot aber auch Sachen im Internet an, für die er nur das Geld kassierte (insgesamt 225 Euro), ohne zu liefern. Für ihn ein Versehen, für das Gericht vier Betrugstaten.

Dafür wurde er zu einer Geldstrafe von 4200 Euro (140 Tagessätze à 30 Euro) verurteilt. Schwer wog dabei seine Vorstrafe von 2021: Er hatte vom Konto seines Vaters 1200 Euro auf sein eigenes überwiesen und dafür die Unterschrift des Vaters gefälscht. Der Schaden sei beglichen, die 900 Euro Geldstrafe zahle er noch ab.

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