Trauer um BaumStadt Troisdorf fällt rund 150 Jahre alte Rotbuche – Spicher sind schockiert

Lesezeit 2 Minuten
Anwohner aus Spich stehen rund um abgesägten Baumstumpf.

In Troisdorf-Spich wurde ein alter Baum gefällt. Die Anwohner sind entsetzt.

Plötzlich war die rund 150 Jahre alte Rotbuche im Park in Spich gefällt. Die Anwohner sind schockiert, doch die Stadt verteidigt die Fällung.

Die Spicher seien „schockiert“, sagt Gisela Schnüttgen. Die 85-Jährige berichtet, sie könne sich noch gut erinnern, als sie 1953 von Köln aus in den Ortsteil gezogen sei. „Uns ist damals der mächtige Baum sofort aufgefallen.“ Und das geht vielen Spichern so. Jetzt ist die frei stehende Buche im Park gefällt worden.

Helga Schmelz erzählt von ihren Erinnerungen an den Baum. „Früher war das Haus Broich noch ein Bauernhof. Die Buche stand am Rande der Wiese, und Kühe suchten unter ihren Blättern kühlen Schatten im heißen Sommer.“ Auf dem Weg zum Kindergarten und später zur Schule sei sie dort immer gern kurz stehen geblieben.

Ein Loch in der Mitte des abgesägten Stammes ist deutlich zu erkennen.

Das Innere des Stammes war schon hohl. Der Baum drohte umzustürzen.

Ein Spaziergänger nach dem anderen kommt hinzu, Autos bremsen, die Fahrer steigen aus und zeigen sich schockiert. Hans Willy Milatz ist Ehrenvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt. Auch der 81-Jährige „kann das alles einfach nicht verstehen“.

Der prächtige Baum hat doch gesund ausgesehen
Hans Willy Milatz, Ehrenvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt

Der prächtige Baum habe doch gesund ausgesehen. Dem schließt sich Werner Fuchs an, der mit seinem Rennrad eine Vollbremsung macht, als er die Gruppe am Baumstumpf stehen sieht. Rote Grablichter stehen auf dem Stumpf, zwei Laternen kommen dazu. Auch eine Rose liegt als Abschiedsgruß dazwischen. Die Szene wirkt wie eine Trauerfeier – und das ist es auch.

Buche, du fehlst, ist auf einem Zettel am abgesägten Baumstamm zu lesen.

Zettel am abgesägten Baumstamm zeigen, dass die Rotbuche vermisst wird.

Gemeinsam werden die Zettel gelesen, die an einem Teil des abgesägten Baumstammens geheftet sind: „Dieser Baum hat sich über ein Jahrhundert gut gehalten, aber gegen den Menschen kam er nicht an.“ Ein anderer schreibt: „Buche, du fehlst“. Auch Sophia Liebig hält an der Stelle an, als sie mit ihren Hund Peanuts unterwegs ist. „Die Stadt hätte informieren müssen“, kritisiert sie. Mindestens 70 Jahresringe hat sie flüchtig am Stamm gezählt.

Rotbuche in Spich von Pilz befallen – Fällung nötig

„Die rund 150 Jahre alte Rotbuche war vom Riesenporling befallen. Sie musste gefällt werden, weil sie sonst umgestürzt wäre“, entgegnet Bettina Plugge vom Presseamt der Stadt auf Nachfrage der Redaktion. Eine Rettung sei nicht möglich gewesen. Das hätten Fachleute bei Untersuchungen bestätigt.

Ein zerfallener Pilz ist am Stamm der Rotbuche zu erkennen. Es ist der aggressive Riesenporling.

Die Reste des aggressiven Pilzes Riesenporling sind am Stamm der Rotbuche noch zu finden.

Im Frühjahr würden an der Stelle zwei Laubbäume neu gepflanzt. Gerüchte, dass die Fläche bebaut werden solle, seien „völlig aus der Luft gegriffen“, betont Plugge. Das bestätigte Bürgermeister Alexander Biber ausdrücklich auf Nachfrage der Redaktion. Gerade deswegen würden nun die beiden neuen Bäume gepflanzt.

KStA abonnieren