Zwei Punkte aus sechs Spielen – der 1. FC Köln hat nach starkem Saisonbeginn den Schwung verloren.
1. FC Köln vor der WeihnachtspauseDer Trend zeigt nach unten – und Kwasniok wirkt vom Glück verlassen


Lukas Kwasniok erlebte am Samstag im Rhein-Energie-Stadion die nächste Enttäuschung.
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Zwei Zähler aus sechs Spielen – keine Mannschaft der Liga hat in den vergangenen Wochen schwächer gepunktet als der 1. FC Köln. Daran wird sich auch über die Feiertage nichts ändern, wenngleich den FC-Verantwortlichen und ihren Familien wie den Kölner Fans zu wünschen bleibt, dass die Lichter der Weihnacht nun nicht weniger strahlen als nach einem Sieg zum Jahresausklang.
Dennoch sollte die jüngste Serie den Kölner Aufsteigern eine Mahnung sein. Ein 0:1 gegen eine Berliner Mannschaft, die seit 2019 ununterbrochen in der Bundesliga spielt und vor zwei Jahren noch in der Champions League aktiv war, ist kein Untergang. Doch selbst wenn es für jede Niederlage Erklärungen gibt und nach 16 Punkten aus 15 Saisonspielen noch nicht der Moment gekommen ist, in Panik zu verfallen, bleibt der Trend eindeutig. Zugleich wirkte Lukas Kwasniok zuletzt nicht in der Lage, diesen Trend zu brechen.
An taktischen und personellen Ideen mangelte es in diesem ersten Halbjahr nie, manches Mal hätte man dem Trainer jedoch gewünscht, stärker auf Konsistenz zu setzen als darauf, jedem seiner Gedanken zu folgen. Kwasniok wirkte in den vergangenen Spielen vollständig vom Glück verlassen. Darauf mit immer neuen Ideen zu antworten, schien die Krise zuletzt eher zu verschärfen als sie zu beenden. Womöglich wird es allen Beteiligten – Mannschaft, Trainerstab, sportlicher Leitung – guttun, einander für ein paar Tage nicht über den Weg zu laufen.
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Ein Bundesligaspiel hängt von vielen Faktoren ab, und es wäre absurd unterkomplex, die Kölner Niederlage gegen Union Berlin mit Kwasnioks Kleiderwahl zu erklären. Doch als Dominique Heintz nach der Partie auf seinen Trainer angesprochen wurde, der im lustig gemeinten Weihnachtspullover gecoacht hatte, war auch der Kölner Abwehrspieler an die Grenzen seines Humors gelangt: „Wenn wir gewonnen hätten, könnte ich darüber vielleicht besser schmunzeln“, sagte Heintz tonlos.
Es ist nicht davon auszugehen, dass Lukas Kwasniok der Ernst der Lage entgeht. Doch schien er zuletzt seine Außenwirkung nicht vollständig zu erfassen. Der Trainer hat sich voll auf den FC und den Standort Köln eingelassen, hat für die Fans Bier gezapft, Karneval gefeiert und seiner Mannschaft immer wieder Freiheiten eingeräumt. Damit ist er phasenweise überragend gefahren.

FC-Sportchef Thomas Kessler muss bis zum Jahresauftakt in Heidenheim einige Gespräche führen.
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Doch Kwasniok, selbst Liga-Debütant, braucht Rückmeldung, und da wird Thomas Kessler nun gefragt sein. Der Sportchef, der bald Geschäftsführer sein soll, muss seinem Trainer nun zu verstehen geben, dass er nicht verändern soll, wer er ist. Aber stärker hinterfragen muss, was er tut. Denn auf der Bundesligabühne hat alles eine Wirkung. Dafür braucht es den Austausch mit Kessler, womöglich unter vorsichtiger Einbeziehung von Vizepräsident Ulf Sobek, dessen Nähe zum Sport helfen könnte.
Kessler wird in seiner ersten Saison als Verantwortlicher nun beweisen müssen, dass er mehr kann als einen Kader zu planen. Gelingt das, spricht vieles dafür, dass Lukas Kwasniok die Krise überwindet und eine langfristige Zukunft in Köln hat.

