Der FC gerät gegen Frankfurt scheinbar aussichtslos in Rückstand, darf beim 3:4 aber bis zuletzt hoffen
FC beim 3:4 gegen FrankfurtZu viele Kölner Systemausfälle

FC-Keeper Marvin Schwäbe ist geschlagen, der 1. FC Köln unterlag Eintracht Frankfurt am Samstag 3:4.
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Dino Toppmöller meinte zwar etwas anderes, doch nach dem 4:3 gegen Köln sprach er damit letztlich genau das aus, was auch die Kölner selbst beschäftigte: „Das sind ja keine Blinden, das sind ja schon auch gute Spieler“, sagte er über die Mannschaft des Aufsteigers, der im eigenen Stadion zwar geführt, dann aber vier Tore kassiert hatte und dennoch bis in die Schlussminuten auf einen Punkt hatte hoffen dürfen.
Dass Köln ohne „Blinde“ aufgelaufen war, hatte Toppmöller zwar unglücklich formuliert, aber durchaus respektvoll gemeint und eher als Erklärung dafür, dass seine Champions-League-erprobte Mannschaft trotz einer 4:1-Führung nach einer Stunde beim Aufsteiger noch schwer in Bedrängnis geraten war.
Erinnerungen an Mönchengladbach
Was für die Kölner jedoch übrig blieb von diesem Zitat, war das hohle Gefühl, eigentlich zu gut zu sein für einen 1:4-Zwischenstand – in Mönchengladbach hatten sie ähnlich empfunden, als sie nach einer Stunde 0:3 zurückgelegen hatten.
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Jakub Kaminski hatte die Kölner nach vier Minuten sehenswert in Führung gebracht, der Treffer war das Ergebnis eines sauber vorgetragenen Angriffs über Heintz und Ache. Doch die Führung war nicht von Dauer. Noch vor der Pause fingen sich der FC zwei Gegentreffer, die anschließend weniger mit fehlender individueller Qualität zu begründen waren als mit grundsätzlichem Fehlverhalten. Zunächst versuchte die Mannschaft, gegen das Frankfurter Pressing tief in der eigenen Hälfte flach aufzubauen, verlor dabei den Ball und musste auf Kosten einer Ecke klären. Theate setzte sich am Kölner Fünfmeterraum viel zu leicht gegen Ache durch und traf zum Ausgleich. Schon wieder hatten die Kölner ein Gegentor nach einem Eckball kassiert.
Vor dem 1:2 spielte Schmied auf die rechte Seite zu Sebulonsen, obwohl der gedeckt war. Der Norweger probierte es mit einem Pass durch die Beine des Gegenspielers, was schiefging und in Dahouds Treffer zur Frankfurter Führung mündete. Lukas Kwasniok sprach später von zwei unnötigen Ballverlusten, die vor allem deshalb ein Ärgernis waren, weil die Situationen in seinem System nicht vorgesehen sind. „Ich will die Außenverteidiger nicht flach angespielt haben“, sagte der Trainer.
Man habe andere Auswege besprochen als das in diesem Fall fatale Klein-Klein. „Man hat die Möglichkeit, einen Exit-Ball auf Ache zu spielen. Das haben wir zweimal nicht getan“, konstatierte Kwasniok.
Ache soll als Auswegspieler aus der eigenen Hälfte geschlagene lange Bälle festmachen, bei gegnerischen Standards Stabilität bringen und im letzten Drittel selbst für Torgefahr sorgen. Nur eine dieser Aufgaben erfüllte der Stürmer am Samstagabend. Angesichts der Detailversessenheit des Kölner Trainerstabs sowie Aches individueller Qualität war das schwierig hinzunehmen.
Nach einer Stunde spielte erst Ritsu Doan Kölns Kristoffer Lund brutal aus und passte dann nach innen, wo Jonathan Burkardt das Duell mit Schmied am kurzen Pfosten für sich entschied. Dabei prallte Bundesliga-Spitzenniveau auf Spieler, die noch vor wenigen Monaten in der Zweiten Liga aktiv gewesen waren. Solche Zweikämpfe zu verlieren, ist Teil des Lehrgeldes, das Aufsteiger gegen Topmannschaften üblicherweise bezahlen müssen.

Said El Mala hatte ein frühes 3:4 auf dem Fuß, traf jedoch nur den Pfosten.
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Und auch Kwasniok hatte zu leiden: Weil sich Schmied beim Abwehrversuch verletzt hatte, wollte der Kölner Trainer seinen vorbereiteten Wechsel überdenken und ließ seine Leute für ein paar Extra-Momente in Unterzahl spielen. Ein riskanter Moment, den Frankfurt gleich bestrafte. Denn Jonathan Burkardt traf Momente nach seinem 3:1 auch zum 4:1, als er Lund derart ausdribbelte, dass der Kölner Verteidiger ausrutschte. Schmied, das ergab eine MRT-Untersuchung am Sonntag, wird den Kölnern vorerst fehlen, womöglich für den Rest des Jahres.
Kwasniok musste sich hinterher dafür verantworten, er tat das ruhig und besonnen. „Es ist in der Kürze der Zeit nicht immer alles so leicht zu überblicken. Wir hatten den Doppelwechsel geplant, dann kam die Verletzung. Ich durfte da nicht aus der Emotion handeln, sondern musste kurz in mich gehen“, beschrieb Kwasniok. Es sei ja nicht so, dass man im Fußball zwangsläufig ein Gegentor kassiere, „wenn man eine Minute mit elf gegen zehn spielt“. In Tornähe seien seine Leute ohnehin in Überzahl gewesen, das sei also „nicht ausschlaggebend“ gewesen.
Die Wechsel veränderten das Spiel, wenngleich Said El Mala erst wirklich zur Entfaltung kam, als Kwasniok das System anpasste und in der 76. Minute auch noch Marius Bülter und Luca Waldschmidt brachte. Köln spielte alles oder nichts, gleichzeitig zerstörte Dino Toppmöller mit drei Wechseln innerhalb von zwei Minuten das Spiel seiner Mannschaft derart nachhaltig, dass Bülters 2:4 in der 83. Minute fast postwendend der Anschluss gefolgt wäre. Doch erst verpasste Waldschmidt eine Hereingabe im Strafraum, dann traf El Mala nur den Pfosten, bevor er mit starker Flanke Waldschmidts 3:4 auflegte.
Dass die mit ihren Qualitäten das eine oder andere Tor schießen können, das ist ja normal
Der FC war entfesselt, Frankfurt zerfiel. Doch es reichte nicht mehr für den Ausgleich. „Als wir nichts mehr zu verlieren hatten, hatten wir eine tolle Bank, die unabhängig von Spielständen und Gegnern zeigen will, dass es sich lohnt, hier ins Stadion zu kommen“, sagte Kwasniok und schien einer Chance nachzutrauern: „Wer weiß – wenn das dritte Tor einen Ticken früher fällt, was noch möglich gewesen wäre.“
Toppmöller hatte viel Kölner Qualität gesehen, und bei allem Ärger über seine versagenden Einwechselspieler schloss er doch mit einer Art Lob an die Kölner: „Dass die mit ihren Qualitäten das eine oder andere Tor schießen können, das ist ja normal.“

