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FC unterliegt den BayernMutige Kölner ohne Glück gegen den Rekordmeister

5 min
Kane hat getroffen, Zieler und Martel sind geschlagen – der FC Bayern führt 2:1 in Müngersdorf.

Kane hat getroffen, Zieler und Martel sind geschlagen – der FC Bayern führt 2:1 in Müngersdorf. 

Die Führung durch Ragnar Ache hat nur kurz Bestand, dann spielt der Rekordmeister seine Klasse aus und gewinnt 4:1. 

Die Partie war ein wenig ausgetrudelt, mit dem Schlusspfiff waren Mannschaft und Fans des 1. FC Köln bereits einigermaßen versöhnt mit dem Ausgang dieses Pokalabends. Die Partie endete mit prasselndem Applaus von den Rängen, das hatte anderthalb Stunden zuvor noch anders ausgesehen.

Der Bundesliga-Aufsteiger war gegen den Rekordmeister nach einer hervorragenden Anfangsphase 1:0 in Führung gegangen, Ache hatte getroffen. Doch dann hatte Luis Diaz aus klarer Abseitsposition ausgeglichen, aber in Ermangelung eines Video-Assistenten hatte Schiedsrichter Tobias Welz den Treffer nicht annulliert. Noch bevor die Empörung verebbt war, hatte Kane mit dem 2:1 die Partie gedreht – unumkehrbar, wie sich später erweisen sollte.

1. FC Köln schlägt sich achtbar

Nach dem Seitenwechsel schlugen sich die Kölner zwar achtbar, konnten sich aber trotz einiger aussichtsreicher Szenen nicht mehr entscheidend durchsetzen. Stattdessen kassierten sie durch Kane (64.) und Olise (72.) zwei weitere Treffer. So verabschiedeten sich die Kölner mit einem 1:4 gegen die Bayern aus der Pokalsaison 2025/26; sie werden angesichts des soliden Bundesligastarts damit leben können. „Wir haben alles reingehauen, der Glaube war da. Aber es hat nicht gereicht“, sagte Ragnar Ache nach dem Spiel.

Harry Kane war am Mittwoch zu stark für FC-Abwehrspieler Joel Schmied und seine Kollegen.

Harry Kane war am Mittwoch zu stark für FC-Abwehrspieler Joel Schmied und seine Kollegen.

Die Kölner hatten gut ins Spiel gefunden und Zuversicht aus ihren ersten Aktionen geschöpft. Isak Johannesson schoss nach einer Ecke mit Links aufs Tor, Jonas Urbig flog spektakulär. Nach einer Viertelstunde musste der ehemalige FC-Keeper im Münchner Kasten erneut einen Reflex zeigen, als er einen Kopfball Ragnar Aches aus dem Tor schlug.

Die Kölner behielten im Angesicht des Rekordmeisters ihre Nerven. Zwar hatten auch die Bayern erste Aktionen. Doch die großen Gelegenheiten hatte Köln. In der 25. Minute tauchte Kaminski frei vor Urbig auf, platzierte seinen Schuss jedoch nicht gut genug.

Wir haben alles reingehauen, der Glaube war da. Aber es hat nicht gereicht
FC-Torschütze Ragnar Ache

Es ging weiter mit Kölner Gelegenheiten. Tah rettete gegen Schmied im Fünfmeterraum, nach einer halben Stunde ging der FC in Führung: Johannesson schlug die vierte Kölner Ecke des Abends vor das Tor der Münchner, Ache setzte sich leicht gegen Upamecano durch und bescherte den Kölnern eine doppelte Premiere: Es war das erste Pflichtspieltor des Zugangs vom 1. FC Kaiserslautern und der erste FC-Treffer nach einem ruhenden Ball.

Köln führt einige Minuten gegen die Bayern

Für ein paar traumhafte Minuten führte der 1. FC Köln gegen die Bayern, doch die Phase endete schnell und tragisch. Laimer entkam erstmals seinem Schatten Kaminski, Johannesson versuchte, den rasend schnellen Österreicher aufzunehmen, kam aber nicht einmal in dessen Nähe. Stanisic schloss ab, Zieler parierte vor die Füße von Diaz, der Kolumbianer traf aus kurzer Distanz. Und sorgte damit nicht nur für den Ausgleich. Sondern auch für die Fortsetzung der Debatte um den Video-Schiedsrichter, der in der zweiten Pokalrunde noch nicht amtiert.

Wäre der Kölner Keller am Mittwochabend besetzt gewesen, wäre Diaz’ klare Abseitsstellung aufgefallen, die das Gespann im Stadion unerklärlicherweise übersah. Offenbar sind die Assistenten mittlerweile derart an den VAR gewöhnt, dass sie kaum mehr bereit sind, aus eigener Anschauung spontan die Fahne zu heben. „Wenn du immer mit Navi fährst, lernst du die Straßen nicht mehr“, kommentierte Kwasniok später.

Was sich der Bundesliga-Aufsteiger in einer hervorragenden halben Stunde erarbeitet hatte, war durch eine Fehlentscheidung egalisiert. Das war bitter, und es kam noch bitterer. Keine zwei Minuten nach dem Ausgleich steckte Olise durch zu Kane, der am Fünfmeterraum zwar eng, womöglich aber zu eng von Eric Martel gedeckt wurde. Der Engländer vollführte eine atemberaubende Drehung um den FC-Verteidiger herum und schoss aus dem Fußgelenk ins lange Eck. Unhaltbar – das Tor eines Weltklasse-Stürmers.

Kölner Fans empört über Schiedsrichter

Die Kölner gingen nach acht Torschüssen unter Beifall in die Kabine, für den Schiedsrichter dagegen hatten die Fans nur „Schieber“-Rufe übrig. Um die Stimmung nicht weiter anzuheizen, verzichtete die Stadionregie in der Halbzeit darauf, den Münchner Ausgleich noch einmal auf den Anzeigetafeln zu zeigen – „weil sonst die Abseitsstellung deutlich geworden wäre“, wie Stadionsprecher Michael Trippel die 50.000 wissen ließ.

Als Said El Mala in der 53. Minute den Ball verlor, schickte Kane Diaz steil und auf den Weg zur Vorentscheidung. Doch der Flügelstürmer lief zwar frei durch auf das Kölner Tor, jagte den Ball aber aus vollem Lauf über die Latte. Der Kölner Traum lebte weiter.

Ache blieb im Zentrum bei hohen Bällen gefährlich, Köln behielt die Zuversicht und arbeitete hart. Es war ein gutes Fußballspiel, wenngleich nach einer guten Stunde klar war, dass die Bayern die nächste Runde erreichen würden und nicht der FC. Joshua Kimmich zog eine Ecke scharf in den Kölner Fünfmeterraum, Ron-Robert Zieler blieb im Verkehr stecken, aus dem Gedränge setzte sich, was dann kein Zufall war, Harry Kane durch, der per Kopf auf 3:1 erhöhte.

Lukas Kwasniok wechselte mit Said El Mala die Hoffnung auf einen letzten großen Highlightmoment aus, der Rest war eine Schlussphase, in der die Kölner und ihre Fans ihre Tapferkeit unter Beweis stellen mussten. In der 72. Minute erhöhte Olise nach einem Traumkonter über Pavlovic und Diaz auf 4:1, was dann etwas zu viel war. Für Köln war es ein Abend ohne Glück. So wunderte sich niemand, als Linton Mainas Abschluss kurz vor dem Ende vom Innenpfosten zurück ins Feld sprang und nicht ins Tor.

Immerhin blieb es beim 1:4, den Kölnern blieb eine womöglich folgenschwere Pleite gegen das bayrische Starensemble erspart. So können sie sich aufrappeln, um bereit zu sein für ein Spiel, das für ihre Ziele ungleich wichtiger ist: Am Sonntag (15.30 Uhr) begrüßt Kwasnioks Mannschaft in Müngersdorf Mit-Aufsteiger Hamburger SV.