Der neue Vorstand des 1. FC Köln treibt die Satzungsreform voran. Auch eine mögliche Änderung der Unternehmensform wird geprüft. Philipp Herpel wird Leiter des Vorstandsbüros.
FC-Vorstand treibt Projekte voranNeue Satzung, neuer Büroleiter – und eine angepasste Vergütung

Jörg Alvermann, Jörn Stobbe und Ulf Sobek bilden seit Ende September den Vorstand des 1. FC Köln.
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Strategiepapiere sind geduldig, doch der neue Vorstand des 1. FC Köln präsentierte den Mitgliedern beim jüngsten Stammtisch im Rhein-Energie-Stadion bereits nach weniger als drei Monaten im Amt erste Resultate. Der Zeitstrahl, den Präsident Jörn Stobbe mit seinen Stellvertretern Jörg Alvermann und Ulf Sobek zur Satzungsreform an die Wand projizierte, hatte seinen Startpunkt nicht in ferner Zukunft. Erste Punkte sind bereits erledigt.
Die Satzungs- und Strukturkommission ist seit dem 20. November konstituiert. Durch die Information der Mitglieder beim Stammtisch im Dezember ist zudem der Punkt „weiterer Ausblick“ umgesetzt. „Wir haben vor unserer Wahl versprochen, unsere Satzung und unsere Struktur auf den Prüfstand zu stellen. Und was man verspricht, muss man auch halten“, sagte Alvermann.
Der Zeitstrahl endet mit der Mitgliederversammlung im September 2026, auf der die Vereinsführung eine „grundlegend reformierte Satzung vorstellen“ will. Um eine breite Wissensbasis zu schaffen, wird der Klub Anfang des neuen Jahres eine großangelegte Befragung seiner mehr als 155.000 Mitglieder durchführen, zu der per E-Mail eingeladen wird. Darin werde es nicht allein um Satzung und Struktur gehen. Auch zu anderen Themen habe man sich Fragen überlegt. Man habe sich überlegt: „Vielleicht fragen wir einfach mal die Mitglieder“, erklärte Alvermann. Das setze man nun um.
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Es war eines der Wahlversprechen des seit September amtierenden Trios, intensiver auf die Wünsche der Mitglieder einzugehen. Ulf Sobek, im Vorstand für Mitgliederfragen zuständig, nannte ein Beispiel, für das er nicht „belächelt“ werden wollte, weil es dafür stehe, dass jeder die Chance habe, Veränderungen anzustoßen. Bislang umfasste das Getränkeangebot im Kölner Stadion keinen Kakao. Das hat sich mittlerweile auf Initiative mehrerer Mitglieder hin geändert. „Das ist eine Kleinigkeit, zeigt aber, dass wir etwas bewegen können, wenn wir uns bewegen“, sagte Sobek.
Eine neue Klub-Verfassung zu entwickeln, dürfte deutlich sperriger werden. Man wolle aus den Erfahrungen der jüngsten Mitgliederversammlung lernen. „Wir hatten drei Vorstandsteams zur Wahl, das wollen wir analysieren – was war gut, was war schlecht?“, beschrieb Alvermann. Die Zeit bis zum nächsten Herbst werde man brauchen; noch länger werde man für die Suche nach einer neuen Rechtsform benötigen. Der Profibetrieb des 1. FC Köln ist derzeit in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) ausgegliedert. In den Protokollen der Sitzungen von vor 23 Jahren ist nachzulesen, warum damals diese Unternehmensform gewählt wurde: Man wollte „maximale Investorenbeteiligung“ ermöglichen; es waren die Zeiten, in denen in der Bundesliga die stärkere Einbindung externer Geldgeber begann. Beim FC blieb dieses Thema umstritten. Mittlerweile haben sich die Mitglieder mehrfach klar dagegen ausgesprochen, Anteile an ihrer Spielbetriebsgesellschaft abzugeben. Allein deshalb liegt es nahe, über eine Änderung der Rechtsform nachzudenken.

Jörn Stobbe, Jörg Alvermann und Ulf Sobek nach ihrer Wahl im September im Rhein-Energie-Stadion
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„Wir finden uns in einer KGaA nicht wieder“, sagte Alvermann. Man werde sich mehrere Möglichkeiten genau anschauen, teilte der Vizepräsident mit. Das sei allerdings nicht in einem Jahr zu erledigen, schließlich müssten vertragliche und steuerliche Fragen geprüft werden. Das schafft selbst Sport- und Steuerrechtler Alvermann nicht an einem Nachmittag. Auch die Rückführung in den Verein werde man prüfen. Ein großes Projekt, das unter Gesellschaftsrechtlern umstritten ist sowie viel Zeit und Geld kosten würde.
Die Satzungsvorschläge sollen im Herbst vorliegen. Nach der Auswertung der Umfrage werde es im Frühjahr einen weiteren Mitgliederstammtisch geben. Im Sommer soll dann ein Entwurf vorliegen, der nach finalen Anpassungen im Herbst auf der Mitgliederversammlung eingebracht werden soll. Alvermann sprach von einer „Satzung, die jeder versteht und die von Mitgliedern für Mitglieder entwickelt wurde“. Die derzeitige Satzung stammt aus dem Jahr 2012 und zählt grundsätzlich zu den demokratischsten im deutschen Fußball. Darauf aufbauend strebt der Verein nun eine Evolution an und nahm dafür auch Urheber der aktuellen Satzung in die neue Kommission auf. Darunter Stefan Müller-Römer, ehemaliger FC-Vorstand, früherer Vorsitzender des Mitgliederrats und nimmermüder Streiter für Mitgliederbeteiligung beim FC.
Wir haben jemanden mit FC-DNA gesucht; jemanden, der im Kontext des FC unterwegs und mit uns auf einer Wellenlänge ist. Wir freuen uns sehr, dass wir in Philipp Herpel jemanden mit diesen Qualifikationen einstellen konnten
Erstmals in offizieller Rolle beim 1. FC Köln ist seit dem 1. Dezember Philipp Herpel. Der Sportökonom erlangte 2016 größere Bekanntheit, als er die Initiative „100 % FC – Dein Verein“ ins Leben rief. Damals konnte der Vorstand laut Satzung noch bis zu 25 Prozent der KGaA-Anteile verkaufen, ohne die Mitglieder zu befragen. Diese Möglichkeit wollten Herpel und seine Mitstreiter streichen lassen, womit sie in einen schweren Konflikt mit dem damaligen Vorstand um Präsident Werner Spinner gerieten, der darin einen Ausdruck des Misstrauens sah. Der Antrag wurde damals von den Mitgliedern noch deutlich abgelehnt. Inzwischen hat sich die Stimmung zum Thema Investoren jedoch endgültig gedreht. Seit 2022 ist sogar die Notverkaufsklausel gestrichen; der Vorstand des 1. FC Köln hat nun keine Möglichkeit mehr, Anteile abzugeben, ohne die Mitglieder dazu zu hören.
Herpel blieb dem FC stets als kritischer Geist verbunden. Nun ist er Leiter des Vorstandsbüros im Geißbockheim, eine Vollzeitstelle. „Wir haben jemanden mit FC-DNA gesucht; jemanden, der im Kontext des FC unterwegs und mit uns auf einer Wellenlänge ist. Wir freuen uns sehr, dass wir in Philipp Herpel jemanden mit diesen Qualifikationen einstellen konnten“, sagte Jörg Alvermann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Vorstand verteilt Geld gleichmäßig
Herpels Stelle soll mit einem sechsstelligen Salär dotiert sein. Auch der Vorstand hat sich mittlerweile mit dem Mitgliederrat des 1. FC Köln über die Höhe seiner Aufwandsentschädigung verständigt. Bislang standen insgesamt 350.000 Euro zur Verfügung. Präsident Werner Wolf erhielt 150.000 Euro jährlich, für seine Stellvertreter Carsten Wettich und Eckhard Sauren waren jeweils 100.000 Euro vorgesehen. Sauren verzichtete allerdings auf seinen Anteil.
Das Präsidium um Jörn Stobbe hat sich nun dafür entschieden, die Summe gleichmäßig zu verteilen. Weil sich 350.000 Euro allerdings nur unter Schmerzen durch drei teilen lassen und nach sechs Jahren eine leichte Anpassung angezeigt war, darf man davon ausgehen, dass der Gesamtbetrag erhöht wurde – allerdings nicht auf insgesamt 450.000 Euro. Dem Vernehmen nach erhält Stobbe also weniger Geld als sein Vorgänger Wolf.

