Der FC-Trainer ist von den Bayern und ihrem Coach angetan, doch ab dem Anpfiff soll es mit der Bewunderung vorbei sein.
Vor dem Pokal-DuellDarum wäre Lukas Kwasniok gerne wie Vincent Kompany

FC-Trainer Lukas Kwasniok will mit seinem Team im Pokal die großen Bayern von Coach Vincent Kompany ärgern.
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„Ich wäre gerne er.“ Als Lukas Kwasniok am Dienstag diese Worte über Vincent Kompany aussprach, mussten alle Anwesenden im Raum kurz schmunzeln. Sie waren der Abschluss einer Eloge des Trainers des 1. FC Köln über den Coach des FC Bayern München, die sich bei einer Trainer-Fortbildung mal persönlich kennengelernt hatten. Von der Art und dem Wirken des erst 39-jährigen Belgiers beim Rekordmeister zeigte sich Kwasniok höchst beeindruckt.
Bei dem Treffen sei Kompany „unfassbar sympathisch“ gewesen, habe „ganz offen aus dem Nähkästchen geplaudert. Das war wie eine interne Fortbildung – ich habe mit großen Augen zugehört. Er ist so ein Bär, so ein Riese, aber hat ein ganz weiches Herz. Ich merke schon, ich komme aus der Lobeshymne gar nicht mehr raus“, sagte der 44-Jährige, der vor allem die Mentalität im Star-Ensemble von der Isar hervorhob – insbesondere dank Kompany: „Die Bayern sind gierig. Da herrscht extremer Fokus, extreme Gier. Das ist die Kunst eines Trainers, so etwas in eine Mannschaft zu bringen, die schon erfolgreich war. Mit Vincent Kompany hat Bayern den Jackpot gelandet – inhaltlich und menschlich überragend.“
Doch spätestens mit dem Anpfiff des Zweitrunden-Duells im DFB-Pokal am Mittwochabend (20.45 Uhr, ARD und Sky live) im Rhein-Energie-Stadion zwischen dem Aufsteiger und dem Liga-Dominator werden Kwasniok und seine Spieler mit lobenden Worten und Nettigkeiten nicht groß weiterkommen, wollen sie ihre kleine Chance auf das Weiterkommen nutzen. Zumal der große Favorit aus München personell aus dem Vollen schöpfen kann, im Pokal einiges gutzumachen und sich in dieser Saison auch in dem Wettbewerb viel vorgenommen hat, schließlich standen die Bayern seit 2020 nicht mehr im Finale. Sportdirektor Christoph Freund gab das Ziel aus: „Der Hunger ist sehr groß. Wir freuen uns auf das Spiel in Köln. Alle haben den großen Wunsch, nach Berlin zu kommen.“
Kwasniok weiß aber auch, dass sein Team mit einer mutlosen, ängstlichen Herangehensweise erst recht keine Chance haben wird: „Man braucht sehr aktive Spieler, die auch Eier in der Buchse haben. “ Aber zu übermütig und naiv solle seine Elf auch nicht agieren, das gehe nach hinten los: „Wenn du Underdog bist, musst du auch so spielen. Wenn du glaubst, dass du gegen Bayern fußballerisch mithalten kannst, bist du geistig verwirrt.“
Er ist so ein Bär, so ein Riese, aber hat ein ganz weiches Herz, habe ich das Gefühl. Ich merke schon, ich komme aus der Lobeshymne gar nicht mehr raus – ich wäre gerne er.
Auch wenn der Aufsteiger am Samstag nach einem ganz bitteren Abend, der von der schweren Knieverletzung von Timo Hübers überschattet war, in Dortmund durch ein Tor in der siebten Minute der Nachspielzeit seine dritte Saisonniederlage kassierte, so bleibt zu konstatieren, dass der FC erneut nicht enttäuschte und keinesfalls chancenlos war. Die Basics wie Kampf, Einsatz, Laufbereitschaft stimmten immer – nur so kann es auch am Mittwoch gehen. „Gegen die Bayern ist es immer schwierig – aktuell so gut wie unmöglich. Doch wir freuen uns auf das Spiel und werden nicht mit weißer Fahne auftreten. Wir wollen den Bayern alles abverlangen“, kündigte Kwasniok an.
Seinen Matchplan verriet der Coach natürlich nicht im Detail. Es müsse ganz viel zusammenkommen, um die Überraschung zu schaffen, die für einige vielleicht auch eine Sensation wäre. Kwasniok zählte auf: „Ein herausragender Torhüter, die Fans, ein schlechter Tag der Bayern. Dann kann vielleicht etwas entstehen.“ Der Glaube an die eigene Chance entstünde durch bestimmte Aktionen, durch gewonnene Zweikämpfe, Standard-Situationen. Wie in Dortmund. „Da haben wir ein, zwei Umschaltmomente gehabt und gespürt, dass etwas geht“, sagte der Coach, der nach dem Drama um Hübers Joel Schmied von Beginn in die Dreierkette beordern wird, die neben Eric Martel entweder Dominique Heintz oder Cenk Özkacar komplettieren, der nach dem BVB-Spiel angeschlagen war und sich sogar einer MRT-Untersuchung unterzog, aber wohl einsatzfähig ist.
Die Kölner werden in der 4:3:3-Grundordnung gegen den Ball und im 5:1:3:1 im Ballbesitz agieren. Und dann versuchen, ihre kleine Chance zu nutzen. „In einem Spiel ist alles möglich. Die Bayern haben in den letzten Jahren im Pokal nicht immer optimal performt. Da kann ein Spiel kippen – eine Rote Karte, ein Zufall“, meinte Kwasniok und führte aus: „Dann steigt die Chance vielleicht von einem auf drei Prozent.“
Dass der von Kwasniok so gelobte Kompany dem FC den Gefallen tun wird, den Aufsteiger zu unterschätzen, damit sollten die Kölner aber eher nicht rechnen. Denn auch Kompany warnte sein Team: „Die Kölner spielen mit hoher Bereitschaft, sie schließen die Räume sehr schnell. Sie sind bei Kontern unglaublich gefährlich und haben damit vielen Mannschaft wehgetan.“
Mögliche Aufstellungen:
1. FC Köln: Zieler - Schmied, Martel, Heintz - Sebulonsen, Krauß, Johannesson, Lund - El Mala, Bülter, Kaminski.- FC Bayern München: Urbig - Guerreiro, Upamecano, Tah, Laimer - Kimmich, Pavlovic - Olise, Gnabry, Luis Diaz - Kane.- Schiedsrichter: Welz (Wiesbaden).

