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Kommentar

WM-Ticket
Es geht also auch überzeugend – doch Titel-Favoriten bleiben andere

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3 min
17.11.2025, Sachsen, Leipzig: Fußball: WM-Qualifikation Europa, Deutschland - Slowakei, Gruppenphase, Gruppe A, 6. Spieltag, Red Bull Arena. Julian Nagelsmann, Bundestrainer (Deutschland, l), und Joshua Kimmich (Deutschland) reagieren nach dem Schlusspfiff. Foto: Jan Woitas/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der Druck war immens, die Freude nach dem 6:0-Sieg der DFB-Auswahl gegen die Slowakei war bei Bundestrainer Julian Nagelsmann und seinem Kapitän Joshua Kimmich war entsprechend groß.

Das Beste kam zum Schluss: Was man aus dem fulminanten 6:0-Sieg der Nationalmannschaft gegen die Slowakei ableiten kann – und was eben nicht.

Das Beste kam zum Schluss. Die deutsche Nationalmannschaft hat abgeliefert. Unter immensem Druck, unter dem sowohl die DFB-Auswahl als auch ihr selbstbewusster Trainer Julian Nagelsmann standen, hat sie durch eine 6:0-Gala gegen die Slowakei ihre beste Leistung in der Qualifikation geboten. Und löste somit das direkte WM-Ticket und muss nicht den befürchteten Weg über die Playoffs gehen, der auch im Debakel hätte enden können.

Das diesmal hervorragend eingestellte Team behielt nach dem desillusionierenden Auftritt nur drei Tage zuvor in Luxemburg die Nerven, zeigte von Beginn an, dass es nur einen Sieger geben kann und ließ mit dem Ergebnis auch endlich wieder aufhorchen. Dafür gebühren der Mannschaft und ihrem Trainer Respekt.

Doch die starke Leistung täuscht nicht darüber hinweg, dass die Qualifikation zuvor quälend bis ernüchternd verlaufen war. Mannschaft und Trainer standen für müde bis schlechte Leistungen zu Recht in der Kritik. Die Phrase, dass die vermeintlich Kleinen im Weltfußball aufgeholt haben, mag zutreffen. Doch alles andere als die direkte WM-Qualifikation in einer Gruppe mit dem 46. (Slowakei), dem 69. (Nordirland) und dem 97. (Luxemburg) der Weltrangliste aus Ländern, die zusammen rund ein Zehntel der deutschen Bevölkerung aufweisen, wäre in der Heimat des vierfachen Weltmeisters auch keinem mehr ernsthaft zu vermitteln gewesen.

Nach der Gala von Leipzig gibt es immer noch Baustellen im Kader von Nagelsmann, allerdings auch mehrere Hoffnungsschimmer und Mutmacher. Die Mannschaft ist besser und kann vor allem besser spielen, als es zuletzt zu oft der Fall gewesen war. Mit Jamal Musiala, Antonio Rüdiger oder Kai Havertz, wenn er fit wird, kehren Eckpfeiler zurück. Dazu hat Nagelsmann Ausnahmetalente wie Said El Mala, Assan Ouédraogo oder Tom Bischof in der Hinterhand.

Auf das Wesentliche konzentriert – Nicht die Zeit für markige Sprüche

Der Bundestrainer selbst hatte zuletzt einige Widersprüche und Sprunghaftigkeit offenbart, doch vor dem Endspiel lag er mit seinen personellen Entscheidungen und im Umgang mit der Mannschaft dann doch richtig. Der angezählte Leroy Sané glänzte, die Mannschaft, auf die Nagelsmann nicht „draufhauen“ wollte, folgte bedingungslos ihrem Trainer.

Der mittlerweile 38-jährige Chefcoach ist offenbar gereift. Und es war gut und richtig, dass er auch nach dem starken Sieg die angebrachten Worte fand, demütig blieb oder sich einfach auf die Zunge biss. Was nach der vielstimmigen Kritik dann vielleicht doch nicht so einfach war. Nach dem bitteren EM-Aus im Viertelfinale gegen Spanien hatte Nagelsmann noch trotzig getönt: „Dass man zwei Jahre warten muss, dass man Weltmeister wird, tut weh.“ Jetzt verkniff er sich solche markigen Sprüche.

Denn zur Wahrheit gehört auch: Favoriten auf den WM-Titel in den USA, Kanada und Mexiko sind andere. Doch vielleicht tut Deutschland diese Rolle auch mal gut. Nach den Blamagen bei den Endrunden 2018 und 2022 mit dem Aus in den Vorrunden kann es für die DFB-Auswahl nur besser werden. Dafür ist sie qualitativ doch zu gut. Voraussetzung ist, dass sie abliefert. Und sich rein auf das Wesentliche konzentriert. So wie am nasskalten Montag in Leipzig.