Bayer 04Das verlorene Derby ist vergessen, es zählt nur noch Rom

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Robert Andrich (links) ärgerte sich, dann richtete er seinen Blick nach vorn.

Robert Andrich (links) ärgerte sich, dann richtete er seinen Blick nach vorn.

Die Scharmützel der Leverkusener mit FC-Trainer Steffen Baumgart waren von Robert Andrich und Simon Rolfes schnell abgehakt.  

Xabi Alonso, der Sachliche, blieb auch in der Stunde der Niederlage bei seinem ersten Gedanken. „Ich bin froh, dass dieses Spiel am Freitag stattgefunden hat“, sagte der Trainer von Bayer 04 Leverkusen direkt nach der 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Köln, „wir haben jetzt zwei Tage mehr Zeit, um uns auf das Spiel gegen Rom vorzubereiten. Das ist gut.“

Die Umstände des für den Werksklub missratenen Derbys gegen den Rivalen von der anderen Rheinseite hätten unter anderen Vorzeichen zumindest ein Grund zur Sorge sein müssen. Nach 14 Spielen ohne Niederlage, in denen es Gegnern kaum gelungen war, eine richtige Torchance zu erspielen, erlaubte sich Bayer 04 einen Rückfall in die Zeit der Schlampigkeiten und Abwehrfehler. Die zumindest vage Chance auf eine Qualifikation für die Champions League durch Platz vier in der Liga exisitiert nun nicht mehr. Die Aussichten auf Platz fünf oder sechs sind auch nicht besser geworden.

Und da war der Schmerz über die Demütigung durch den Nachbarn, der sich bei der Terminverlegung erst übergangen fühlte und danach im ungeliebten Stadion Feierlichkeiten abhalten durfte, die nahe an die eines Pokalgewinnes reichten. Außerdem hatte er als Sieger das Recht, zu spotten. Nachdem er zunächst mit Simon Rolfes und dann mit Robert Andrich aneinandergeraten war, wurde Steffen Baumgart gefragt, über was er sich mit Leverkusens Geschäftsführer Sport unterhalten hatte. „Wir haben uns über die Heimfahrt unterhalten. Und ich habe ihm für Donnerstag viel Glück gewünscht“, sagte der Kölner Trainer spitz.

Rolfes hatte diese Situation schnell abgehakt. „So etwas gehört in solchen Spielen halt mal dazu. Damit kann ich umgehen“, sagte der Leverkusener und ging sogleich in die Analyse über: „Was wir in den letzten Wochen gut gemacht haben, kontrolliert und seriös zu spielen, wenige Ballverluste zu haben, das haben wir diesmal einfach nicht gemacht. Ich glaube, das lag an uns, dass wir das Spiel verloren haben. An keinem anderen. Jetzt liegt der Fokus auf Rom. Dennoch müssen wir daraus lernen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen, denn auch in Rom wird es ein hitziges Spiel und ein Hexenkessel. Aber auch wenn die Serie jetzt gerissen ist, sind wir gut in Form und werden es am Donnerstag zeigen.“

Das ist die bitterste Art, wie eine Serie reißen kann
Robert Andrich

Robert Andrich tat sich etwas schwerer, die Niederlage zu akzeptieren. „Das ist die bitterste Art, wie eine Serie reißen kann. Im Derby gegen Köln, schlimmer geht es nicht“, sagte der Vorkämpfer im Bayer-Mittelfeld, der sich während des Spiels mit dem Doppel-Torschützen Davie Selke („er fällt mir zu theatralisch“) verbale Scharmützel geliefert hatte. Aber weil er seine Wut-Kontrolle als erfahrener Profi gut kennt, prophezeite Andrich direkt nach der Partie: „Wir werden uns noch ein, zwei Tage über diese Niederlage ärgern. Dann freuen wir uns aber auf Rom. Ein Europa-League-Halbfinale ist auch für mich das Größte. Ein wichtigeres Spiel habe ich auch noch nicht gespielt.“

Xabi Alonso steht in Rom fast der gesamte Kader zur Verfügung

Auch wenn es niemand zugeben wollte, war es doch deine Tatsache, dass dieses Highlight nach 21 Jahren ohne internationales Halbfinale auch dieses Derby überlagert hatte. Alleine die Verlegung des Spieles von Sonntag auf Freitag war das deutliche Signal dafür, dass dieses große Ereignis einem noch viel größeren im Weg stand. Jetzt ist es zum Preis einer Niederlage aus dem Weg geräumt. Und immerhin hat sich kein Profi verletzt. Leverkusens Trainer Xabi Alonso steht abgesehen von Patrik Schick (Leistenproblematik) der gesamte Kader zur Verfügung. „Für den Verein, für den Klub wird es sehr schön sein. Im Halbfinale in Europa zu stehen, ist in der Geschichte nicht oft passiert. Wir wollen es so gut wie möglich machen.“ Er selbst müsste wissen, wie man mit solch großen Ereignissen umgeht als Weltmeister, zweimaliger Europameister und Gewinner von zwei Champions-League-Titeln.

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