Bayer-04-Wahnsinn geht weiterLeverkusen freut sich auf acht Tage als Krönung einer Traumsaison

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Pure Freude nach dem Einzug ins Europa-League-Finale (v.l.): Jonas Hofmann, Xabi Alonso und Granit Xhaka.

Pure Freude nach dem Einzug ins Europa-League-Finale (v.l.): Jonas Hofmann, Xabi Alonso und Granit Xhaka.

Bayer 04 Leverkusen freut sich auf drei Höhepunkte: die erste Meisterschale der Klubgeschichte, der mögliche zweite Europapokal und das DFB-Pokal-Finale.

Eine kleine Spitze konnte sich die Stadionregie nicht verkneifen. Zum Einzug ins Europa-League-Finale dröhnte am Donnerstagabend „Bella Ciao“ aus den Boxen der Bay-Arena. Ein spezieller Gruß an Gegner AS Rom, der Bayer 04 noch im Vorjahr an gleicher Stelle mit ultra-defensivem Anti-Fußball ausgeschaltet hatte.

Auch diesmal waren die Römer knapp dran, doch mit einem 2:2 nach 0:2-Rückstand veredelten die Leverkusener den 2:0-Sieg aus dem Hinspiel und fordern nun im Endspiel eine andere italienische Mannschaft heraus: Atalanta Bergamo.

Die Partie in Dublin ist dabei eingebettet in eine Fußballwoche, wie man sie sich schöner nicht vorstellen kann. Am Samstag, den 18. Mai, wird Bayer 04 nach dem letzten Saisonheimspiel gegen den FC Augsburg die erste Meisterschale der Klubgeschichte in Empfang nehmen. Vier Tage später geht es nach Irland, zum Versuch, den zweiten Europapokal nach 1988 zu gewinnen. Wiederum nur drei Tage später wartet das Endspiel im DFB-Pokal in Berlin gegen Zweitligist 1. FC Kaiserslautern. 1993 war man dort bisher das einzige Mal erfolgreich. Tags darauf steigt die Meisterfeier mit Autokorso und Empfang in der Bay-Arena – im besten Fall mit zwei weiteren Pokalen in den Händen.

Xabi Alonso ist nach Rom-Spiel sprachlos

„Unglaublich. Ich bin irgendwie ein bisschen sprachlos“, sagte Trainer Xabi Alonso, nachdem seine Mannschaft an Christi Himmelfahrt mal wieder eine kritische Situation gemeistert und – ebenfalls mal wieder – in der Nachspielzeit eine Niederlage verhindert hatte. Dadurch brach sie einen Uralt-Rekord von Benfica Lissabon zu Zeiten von Eusebio und ist nun alleiniger europäischer Rekordhalter der Serie von ungeschlagenen Spielen.

Granit Xhaka attestierte seiner Mannschaft erneut eine „unfassbare Mentalität“ und zog als Beispiel dafür heran, dass er uns seine Mitspieler beim Stand von 1:2, der für das Erreichen des Finals gereicht hätte, nicht etwa auf dem Boden gelegen und Zeitspiel betrieben hätten, sondern unbedingt das 2:2 machen wollten. Eben nicht so, wie es die Römer im Vorjahr vollführt haben. „Es war eine etwas komische Situation“, sagte Alonso. „Das 1:2 war genug, aber die Spieler wollten mehr. Ich konnte sie nicht mehr kontrollieren.“

Und so setzte Josip Stanisic in der siebten Minute der Nachspielzeit den Schlusspunkt in einer dramatischen Partie, die zunächst durch zwei vertretbare, aber nicht unumstrittene Elfmeter Richtung Rom gekippt war. Ein Eigentor und das Stanisic-Solo rückten den Spielverlauf wieder gerade. Deshalb gab Alonso seiner Mannschaft, seinem Staff und auch sich selbst einen Tag frei. Erst am Samstag startet die Vorbereitung auf das Sonntagsspiel in Bochum (19.30 Uhr, Dazn), das vor allem für den Abstiegskampf von Bedeutung ist.

Aber auch Bayer 04 hat gute Gründe, eigenmotiviert in diese Partie zu gehen. Schließlich war es der VfL, der Leverkusen im Mai 2023 die bisher letzte Pflichtspielniederlage zufügte. Das 0:3 am letzten Spieltag hat keiner vergessen, wie Alonso bestätigte. Während der VfL das Kunststück wiederholen will, sich erneut mit einem Sieg gegen die Werkself die Klasse zu sichern, hat Leverkusen eine magische Zahl vor Augen: Gewinnt Bochum nicht, steht Bayer bei 50 Pflichtspielen in Folge ohne Niederlage.

Dann würde nur noch eine Partie fehlen, um ungeschlagen Meister zu werden – und weitere zwei, um ungeschlagen alle Wettbewerbe zu gewinnen. „In einer Woche zwei Finals zu haben, ist unglaublich“, sagte Alonso mit Blick nach vorne. Und Stanisic spricht den Fans sicher aus den Herzen, als er sagte: „Es könnte eine sehr geile Woche werden.“

Bochum: Riemann - Passlack, Ordets, Schlotterbeck, Bernardo - Losilla, Osterhage - Broschinski, Stöger, Wittek - Hofmann Leverkusen: Hradecky - Kossounou, Tah, Tapsoba - Stanisic, Andrich, Xhaka, Arthur - Tella, Hofmann - Boniface

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