Vor Topspiel in MünchenBayer 04 möchte sich nicht an das Debakel erinnern

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Hängende Leverkusener Köpfe nach einem von insgesamt fünf Gegentoren im Hinspiel

Leverkusen – Wie abrupt eine Erfolgsserie durch den FC Bayern München beendet werden kann, musste Bayer 04 Leverkusen am 17. Oktober des vergangenen Jahres erleben. Fünf Partien in Folge hatte die Werkself damals gewonnen und war durchaus ambitioniert ins Heimspiel gegen den Rekordmeister gegangen. Doch erwischten die Bayern in der Bay-Arena einen besonders brillanten und die Leverkusener einen fürchterlichen Tag. Folgerichtig stand es nach 37 Minuten 0:5 und Bayer 04 war blamiert.

Dem 1:5-Debakel folgten weitere schlechte Wochen inklusive des Aus im DFB-Pokal. „Wir haben an dem Tag eine Lehrstunde bekommen. Über das, was in kurzer Zeit gegen eine Top-Mannschaft passieren kann“, sagte Leverkusens Trainer Gerardo Seoane am Dienstag. „Top-Mannschaften sind einfach dazu fähig, dich in nur einer Halbzeit zu zerstören.“

Bessere Vorzeichen für Bayer 04

Viereinhalb Monate später steht der Werksklub wieder hervorragend da. Die Formdelle ist fast vergessen, fünf der letzten sechs Spiele wurden gewonnen. Trotz des Ausfalls von Topstürmer Patrik Schick gelang am vergangenen Spieltag ein ungefährdetes 3:0 gegen Bielefeld und das erste Zu-Null-Spiel nach drei Monaten. Erneut ist das Selbstvertrauen groß vor dem Aufeinandertreffen mit den Bayern am Samstag (15.30 Uhr/Sky), dem Härtetest im Kampf um die Champions-League-Plätze.

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„Das Hinspiel spielt keine Rolle mehr in den Köpfen der Spieler. Es ist lange abgehakt“, sagte Trainer Seoane. Ob der Schweizer davon wirklich überzeugt ist oder nur besonders viel Stärke vermitteln will, lässt sich nur mutmaßen. Doch sind die Vorzeichen aus Sicht von Bayer 04 besser als in der Hinrunde. Damals hatte Leverkusen aus der Not heraus mit Nadiem Amiri und Kerem Demirbay im defensiven Mittelfeld agieren müssen, das sich gegen die Bayern in Bestbesetzung als nicht im Ansatz konkurrenzfähig erwies.

 Nun hat Bayer 04 mit wenigen Ausnahmen alle Stammkräfte an Bord. Mittelfeldspieler Robert Andrich wird nach seinen Knieproblemen zur Verfügung stehen. Winter-Zugang Sardar Azmoun soll in München erstmals zum Kader der Werkself gehören. Bayern-Coach Julian Nagelsmann war in den vergangenen Wochen wegen Verletzungen und Corona-Fällen hingegen zum Improvisieren gezwungen. Auch am Samstag drohen Probleme.

Bayern mit Start-Problemen

„Ich sage explizit nicht, dass ich hoffe, dass die Bayern einen schlechten Tag erwischen. Wir müssen durch unsere Spielweise erwirken, dass die Bayern einen schlechten Tag haben“, sagte Seoane. „Das ist in dieser Rückrunde schon der einen oder anderen Mannschaft sehr gut gelungen.“

 München kassierte in diesem Jahr Niederlagen gegen Gladbach und Bochum, kam nur mit Mühe zu einem 1:1 in Salzburg und konnte auch bei den Siegen gegen Fürth und Frankfurt nicht glänzen.

In den letzten drei Partien offenbarten die Bayern vor allem in der ersten Halbzeit Schwächen und bekamen den Gegner jeweils nur im Ansatz in den Griff. Darin könnte auch für Bayer 04 eine Chance liegen. „Wir brauchen eine gute Einstellung und spielerische Lösungen“, sagte Seoane, es werde eine Frage der Balance zwischen den Mannschaftsteilen: „Wir haben nichts zu verlieren, dürfen aber auch nicht nur blind und waghalsig nach vorne laufen.“ Ohne eine Miene zu verziehen sagte der Schweizer: „Wir müssen versuchen, uns im Vergleich zum Hinspiel zu verbessern.“

Das dürfte am Samstag in München die am leichtesten zu erfüllende Aufgabe sein.

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