Ehefrau von MichaelCorinna Schumacher zeigt Stärke

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Köln/Grenoble – Es sind Bilder, die man nicht sehen will, aber sich trotzdem anschaut. Corinna Schumacher, 44, steigt aus dem Fond einer Limousine, es sind nur wenige Schritte bis zum Eingang der Grenobler Klinik, in der ihr Mann Michael seit über einer Woche im künstlichen Koma liegt. Neu ist für sie dieser Gang durch das Spalier der Kameraobjektive nicht, aber kann man in solchen Momenten von Routine sprechen? Sie könnte, wenn sie wollte, ihre langen blonden Haare so tragen, dass sie ihr Gesicht wenigstens teilweise verbergen. Sie könnte eine Sonnenbrille benutzen, um wenigstens ihre Augen zu verbergen. Sie tut nichts dergleichen.

Sie hat ihre Haare in einem Zopf gebändigt, sie blickt starr geradeaus in ihren eigenen Tunnel, der durch den elektronischen Dschungel und den Akustikterror klickender Verschlüsse führt, ihre Miene wirkt ausdruckslos. Sie wirkt gefasst, sie zeigt, man kann es nicht anders sagen: Stärke und Zielstrebigkeit. Nach allem, was man über das Ehepaar Corinna und Michael Schumacher weiß, ist es auch das, was die beiden seit 22 Jahren verbindet.

Vielleicht hat sich das niemand so vorstellen können, 1995, als der amtierende Formel-1-Champion die gelernte Bürokauffrau Corinna Betsch heiratet, standesamtlich in Kerpen, kirchlich in der Kapelle auf dem Petersberg, mit Sondergenehmigung. Dafür gesorgt hatte Schumacher-Manager Willi Weber, ihm war es gelungen, die Hochzeit des zu ungeahnter Popularität stürmenden Rennfahrers zu einem Event aufzublasen, inklusive exklusiver Berichterstattung in einer Illustrierten. Daraus den Schluss zu ziehen, die Liaison sei einer der üblichen Promi-Inszenierungen mit kurzer Halbwertzeit, erwies sich jedoch als voreilig.

Weder gefiel sich Corinna Schumacher als angeheiratetes Mitglied der Formel-1-Society, noch eröffnete sie dem Boulevard die Möglichkeit zu genreüblichen Tuschel-tuschel-Texten. Die Öffentlichkeit erlebt die erst in Monaco, später in der Schweiz angesiedelte Ehe Schumacher als skandalfreie Zone. Für Zoff sorgt der Mann, den alle Welt „Schumi“ nennt, nur auf der Strecke – meist in Abwesenheit seiner unprätentiös und bodenständig wirkenden Frau.

Es war die Zeit, in der die Formel 1 und ihre Stars sich in gewisser Weise emanzipierten, hin zum Hightech-Image. In einem ihrer letzten „SZ“-Texte schreibt die Ex-Journalistin und heutige Schumacher-Managerin Sabine Kehm: „Die Frauen versinnbildlichen den Wandel der Königsklasse des Motorsports: Sie stehen nicht mehr im Mittelpunkt, sondern unauffällig hinten in der Box.“ Wenn überhaupt.

Corinna Schumacher ist da schon zweifache Mutter, ihre Kinder Gina Maria (heute 16) und Mick (14) tauchen in der Öffentlichkeit nicht auf, so wollen es die Eltern und deren in der Sache knallharte Anwälte. Nur selten gewähren die Schumachers Einblick in ihr abgeschirmtes Schweizer Privatleben, das sich zunächst in einer Villa in Vufflens-le-Château und später auf großen Anwesen am Genfer See abspielt – wie in einem Bilderbuch. Eine Idylle mit vielen Tieren, vorzugsweise Hunden und in zunehmend größerem Stil: Pferden. Sehr teuren Pferden.

Corinna Schumacher, in Halver geboren, hat das Westernreiten und dessen Dressur-Disziplin Reining für sich entdeckt. Heute führt sie zwei Ranches, eine in Texas, eine im schweizerischen Givrins. Wie ambitioniert sie das Geschäft betreibt, verrät eine Kleinigkeit. Das Heu lässt sie aus Italien importieren, denn, sagt sie: „Das ist das beste für die Pferde.“ Insider glauben, dass Corinna Schumacher es in puncto Detailversessenheit mit ihrem Mann locker aufnimmt.

Ein Detail ihrer Vita ist deshalb, dass man ihr vor der Klinik ins Gesicht schauen kann. Sie ist stark.

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