KommentarCristiano Ronaldo ist nun das oberste Werbegesicht eines totalitären Regimes

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A handout picture released by Saudi Arabia's Al Nassr football club on their Twitter account shows Portugal's forward Cristiano Ronaldo being presented with the club's number seven jersey by club president Musalli Al-Muammar in Madrid on December 30, 2022 upon signing for the Saudi Arabian club. - Ronaldo signed for Al Nassr of Saudi Arabia, the club announced, in a deal believed to be worth more than 200 million euros. The 37-year-old penned a contract which will take him to June 2025. (Photo by Al Nassr Football Club / AFP) / == RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / HO /AL NASSR FOOTBALL CLUB" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS ==

Cristiano Ronaldo erhält bei Al-Nassr seine Nummer 7.

Der Superstar wechselt nach Saudi-Arabien und dürfte das Aushängeschild für eine Bewerbung für die WM 2030 werden. Eine wichtige Frage wurde allerdings beantwortet.

Die ewig brennende Frage nach dem größten Fußballer des aktuellen Jahrtausends konnte in den vergangenen Tagen final beantwortet werden: Während Argentinien vor allem dank Lionel Messis Genialität Weltmeister wurde und der kleine Mann mit den magischen Füßen in der Heimat seiner Pariser Geldgeber einen späten Karriere-Höhepunkt erlebte, bearbeitete Cristiano Ronaldo seinen Legendenstatus mit der Abrissbirne.

Christian  Krämer

Christian Krämer

Head of Digital Lokalsport. Arbeitet seit 2008 beim „Kölner Stadt-Anzeiger“, absolvierte 2014 ein Digital-Volontariat beim „Express“ und kehrte 2017 als Sportredakteur mit den Schwerpunkten Bayer 04 L...

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CR7 bearbeitet seinen Legendenstatus mit der Abrissbirne

Beginnend mit seiner 90-minütigen Abrechnung im Interview mit seinem britischen Moderatoren-Buddy und Dampfplauderer Piers Morgan, als CR7 mit Absicht alle Brücken zu seinem damaligen Klub Manchester United demolierte. Es folgte die Vereinslosigkeit, die WM-Demütigung – als portugiesischer Reservist gegen Marokko zu scheitern. Und, als härtester Volltreffer, der mit einer halben Milliarde Euro fürstlich entlohnte Selbstverkauf in die sportliche Bedeutungslosigkeit an Al-Nassr nach Saudi-Arabien.

In meiner Vorstellung beende ich meine Karriere auf Top-Niveau. In Würde bei einem großen Klub
Cristiano Ronaldo im Jahr 2015

Nach der Verkündung des Deals, der den Portugiesen zum bestbezahlten Sportler aller Zeiten macht, dauerte es nur wenige Minuten, bis entlarvende Interview-Auszüge aus der Vergangenheit im Netz die Runde machten. 2015 sagte Ronaldo in der „Jonathan Ross Show“: „In meiner Vorstellung beende ich meine Karriere auf Top-Niveau. In Würde bei einem großen Klub.“ Und erst vor etwa einem Monat stellte TV-Mann Morgan in dem aufsehenerregenden Interview für sich fest: „Wenn es Ihnen nur um Geld ginge, würden Sie in Saudi-Arabien das Lösegeld des Königs verdienen. Aber das motiviert Sie nicht. Sie wollen an der Spitze bleiben.“ Ronaldo entgegnete: „Genau.“

Cristiano Ronaldos Hauptjob ist nun: Werbegesicht für Saudi-Arabien

Doch hatte kein Topverein Interesse, ein Millionengehalt an einen alternden Egozentriker zu überweisen, der jede Teamstruktur zerstört hätte. Von allen Angeboten aus Rückzugsorten für Fußballrentner wie die USA oder der Golfregion entschied sich CR7 für das lukrativste. Grundsätzlich ist es nachvollziehbar, für eine halbe Milliarde Euro auf die allermeisten sportlichen Ansprüche zu verzichten, für weit weniger Geld haben dies in der Vergangenheit auch andere große Namen getan.

Doch Ronaldo ist auf einen Schlag vom Weltfußballer zum größtmöglichen Werbegesicht eines totalitären Regimes geworden, das keine Hemmungen hat, einen Journalisten in einer Botschaft zu ermorden und zu zerstückeln. Dieses Regime nutzt nun Cristiano Ronaldo, wie auch schon namhafte Golfer, Boxer, Wrestler und die Formel 1, um seine in Teilen mittelalterliche Herrschaftsform mit Hochglanzbildern des Weltsports aus dem Fokus zu verdrängen („Sportswashing“) und sich für eine Austragung der Fußball-WM 2030 in Stellung zu bringen. Dank Cristiano Ronaldos Selbstdemontage ist Saudi-Arabien diesem Ziel ein großes Stück näher gekommen.

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