Erste WM-Medaille seit 70 JahrenTiffels-Traumtor im Vido – DEB-Team schlägt USA und steht im Finale

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Riesenjubel beim DEB-Team nach dem Overtime-Sieg gegen die USA.

Riesenjubel beim DEB-Team nach dem Overtime-Sieg gegen die USA.

Das DEB-Team steht nach dem 4:3 gegen die USA im Endspiel. Die erste WM-Medaille seit 70 Jahren ist sicher.

Arm in Arm schmetterten Matchwinner Frederik Tiffels und die deutschen Eishockey-Nationalspieler aus voller Kehle die Nationalhymne, Bundestrainer Harold Kreis lauschte ergriffen. Dann hüpften und tanzten die WM-Helden ausgelassen über das Eis.

Mit einem dramatischen Halbfinalsieg hatten sie gerade Geschichte geschrieben und die erste WM-Medaille seit 70 Jahren gewonnen. Doch bei Silber soll es nicht bleiben. „Wir sind als Mannschaft und als Typen gereift“, sagte Kapitän Moritz Müller nach dem dramatischen 4:3 (2:2, 0:1, 1:0, 1:0) nach Verlängerung im Halbfinale gegen die USA, „reif genug zu sagen, dass wir jetzt auf jeden Fall Weltmeister werden wollen.“

Im Endspiel am Sonntag (19.20 Uhr MESZ/Sport1 und MagentaSport) ist Rekordweltmeister Kanada der Gegner. „Der Glaube an uns im Vorfeld des Turniers war aus der Heimat nicht unglaublich groß“, meinte der Kölner, der bereits zum Silber-Team bei Olympia 2018 gehört hatte, „aber wir haben gemerkt: Diese Mannschaft hat unglaublich viel Potenzial und ist mental stark. Deswegen sind wir im Finale.“

Tiffels trifft per Traumtor zur Entscheidung

Mentale Stärke war auch gegen die bis dato ungeschlagenen Amerikaner gefragt, die früh durch Tore von Alex Tuch (2.) und Rocco Grimaldi (4.) mit 2:0 in Führung gingen. Doch die Münchner Tiffels (13.) und Maksymilian Szuber (17.) glichen aus. Nach dem erneuten Rückstand durch Michael Eyssimont (29.) erzwang der Berliner Marcel Noebels (59.) die Verlängerung. Dann sorgte erneut Tiffels mit einem Traumtor vor 8011 Zuschauern in Tampere für die Entscheidung (68.).

„Es gibt nix Geileres als das, unglaublich, was die Jungs da heute gerissen haben“, sagte der junge Star-Verteidiger Moritz Seider bei Sport1: „Wir waren vielleicht in den ersten 15 Minuten ein bisschen überwältigt von den Emotionen, sind aber super zurückgekommen. Wir haben zwar nicht das meiste Talent auf dem Papier, aber wir haben unsere Qualitäten und lassen uns nicht kleinkriegen.“

Für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), die zuletzt 1953 als Zweiter eine WM-Medaille gewonnen hatte, war es bereits der sechste Sieg in Folge bei diesem Turnier. Gestartet war das Kreis-Team mit drei knappen Niederlagen. Für die Amerikaner, die in der Vorrunde die deutsche Mannschaft noch mit 3:2 besiegt hatten, geht es am Sonntag (14.20 Uhr MESZ/Sport1 und MagentaSport) im kleinen Finale gegen Lettland wieder nur um Bronze.

DEB-Team muss herben Dämpfer nach 71 Sekunden hinnehmen

Seit dem letzten WM-Titel 1960 sprangen nur noch sieben dritte Plätze heraus. Mit viel Selbstvertrauen und Zuversicht startete die DEB-Auswahl in ihr drittes WM-Halbfinale nach 2010 und 2021 - doch nach 71 Sekunden gab es bereits den ersten herben Dämpfer. Eine sehenswerte Kombination in Hochgeschwindigkeit schloss Tuch mit dem frühen Führungstreffer der Amerikaner ab. Nur zweieinhalb Minuten später hatte Torhüter Mathias Niederberger erneut das Nachsehen, als Grimaldi die Scheibe in den Winkel schoss.

Das deutsche Team brauchte nach dem Schock zehn Minuten, um ins Spiel zu kommen. Im ersten Powerplay gelang etwas glücklich der Anschluss: Daniel Fischbuchs Schuss fälschte Tiffels ab, der Puck rutschte US-Goalie Casey DeSmith durch die Schienen. Der Ausgleich gehörte zu großen Teilen Nico Sturm, der Szuber freispielte, der WM-Debütant traf genau in den Winkel. Als Kreis Niederberger vom Eis genommen hatte, gelang Noebels das 3:3, dann tanzte Tiffels in der Overtime seinen Gegenspieler aus - und der Jubel kannte keine Grenzen mehr. (sid)

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