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Enkel von Aufstiegsheld Wolfgang ThierNico Thier sorgt bei Fortuna Köln für Furore

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Nico Thier jubelt nach seinem Tor zum 1:0 gegen Rot-Weiß Oberhausen

Nico Thier jubelt nach seinem Tor zum 1:0 gegen Rot-Weiß Oberhausen 

Fortuna Kölns Neuzugang Nico Thier sorgt für eine starke Chancenverwertung und knüpft an eine Familientradition an.

In Köln-Zollstock ist ein leiser Aufschwung zu spüren. Nach der Partie beim Bonner SC (3:0), die aufgrund von Pützchens Markts vorgezogen worden war, hatte Regionalligist Fortuna Köln zehn Tage spielfrei. Die Pause kam zu einem günstigen Zeitpunkt. In den letzten vier Partien sammelte die Mannschaft von Trainer Matthias Mink beachtliche zehn Punkte und konnte sich nun verdient erholen. In der Tabelle bedeutet das Rang drei, nur drei Zähler hinter Spitzenreiter Sportfreunde Siegen sowie zwei Zähler hinter dem Tabellenzweiten Gütersloh.

Nico Thier mit starker Chancenverwertung

Ein wichtiger Faktor in der aktuellen positiven Entwicklung ist Angreifer Nico Thier, der im Sommer von den Sportfreunden Lotte in die Südstadt wechselte. Was der Fortuna in der Rückrunde der vergangenen Saison oft fehlte, Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, bringt der 27-jährige Offensivmann ein: Fünf Treffer stehen für ihn bislang zu Buche, viele Chancen braucht er dafür nicht. „Die Chancenverwertung von uns ist stark. Beim 3:0 in Bonn waren wir eiskalt“, erklärte Thier im Gespräch mit dieser Zeitung. Manchmal „läuft es eben, dann denkt man weniger nach, geht mit leichterem Schritt in die Spiele und bekommt immer mehr Selbstvertrauen und ein gewisses Selbstverständnis“, so Thier. Bei Lotte habe er in der vergangenen Saison Bälle vergeben, über die er sich ärgerte. Nun sei er „in einem Flow“.

Für Thier dürfte der Wechsel zum Südstadt-Klub allerdings mehr als nur einen sportlichen Schritt bedeuten. Schon sein Großvater Wolfgang Thier trug das Fortuna-Trikot von 1972 bis 1975 und schaffte mit der Fortuna den Sprung in die Bundesliga. Genau wie sein Großvater spielt Nico Thier auf den Außen, kann aber auch als offensiver Mittelfeldspieler agieren. „Ich kannte den Verein durch meinen Opa, zu Hause habe ich noch alte Zeitungsartikel“, erzählt der Enkel. Als er seinem Großvater vom Wechsel berichtete, brachte er gleich ein Fortuna-Trikot mit seinem Namen mit. Der war, wie Thier berichtet, „erstmal fix und fertig – im Guten wie im schlechten Sinne.“ Durch den Enkel, sagt dieser, „lebt der Fußball in ihm wieder auf.“ Erinnerungen seien da hochgekommen, sagt Thier. Geschichten über Köln, die Stadtteile, das Leben rund um den Fußball.

Auch Nico Thier lernt Köln auf und neben dem Platz intensiver kennen: „Man merkt, was alles hier dahintersteckt, von den Sponsoren bis zu den Zuschauern. Die Fans kommen, weil es ihnen etwas bedeutet. Es ist ein schönes Gefühl“, sagt Thier. Und sportlich? Die Konkurrenz in der Regionalliga West ist groß, ein klarer Aufstiegsfavorit schwer auszumachen. „Bei mindestens zehn Mannschaften sitzen die Jungs in der Kabine und sagen: Wir wollen aufsteigen“, meint Thier. Entscheidend sei „Konstanz, dazu die Kaderbreite und das Mannschaftsgefüge“.

Englische Woche steht vor der Tür

Fortuna Köln gehört zum Favoritenkreis und hat in den kommenden Tagen Gelegenheit, diese Ambitionen zu untermauern. Am Dienstag gastiert der 1. FC Bocholt im Südstadion (19.30 Uhr), unter anderem mit den Ex-Fortunen Stipe Batarilo und Arnold Budimbu. Am Samstag folgt die Partie gegen Aufsteiger Velbert (Südstadion, 14 Uhr). Während die Fortuna zuletzt spielfrei hatte, verlor Bocholt hingegen am vergangenen Freitag mit 0:2 gegen Siegen.

Von einem Vorteil geht Thier aber nicht aus: „Die erste Stunde im Spiel geht meist noch, danach geht es an die Substanz. Aber ich glaube, dass es trotzdem nicht spielentscheidend sein wird.“ Bocholt suche „immer wieder fußballerische Lösungen, Velbert hingegen wird eher ein Kampfspiel.“ Der Vertrag von Thier ist für zwei Jahre datiert, was danach kommt, weiß er noch nicht, sagt aber: „Im Fußball kann vieles passieren. Mit der Fortuna aufzusteigen, wäre natürlich toll.“ Und somit auch die Fortsetzung einer Familiengeschichte und das Wiederaufleben eines alten Aufstiegshelden.