Handball-WMFrankreich ist in allen Bereichen gehobene Weltklasse

Lesezeit 3 Minuten
Nikola Karabatic bringt Abwehrreihen mit seinen kräftigen Vorstößen zur Verzweiflung. Hier setzt er sich gegen einen Montenegriner durch.

Kräftig und durchsetzungsstark: Frankreichs Superstar Nikola Karabatic.

Der deutsche Gegner im Viertelfinale ist Rekordweltmeister und aktueller Olympiasieger – und er verfügt über ein Team voller Stars.

Im Mai 1995 passierte auf der Insel Island etwas sehr Erstaunliches. Nicht, dass die französische Handball-Nationalmannschaft im Norden den WM-Titel eroberte, verblüffte. Dafür war das Team von Trainer Daniel Constantini um den damaligen Weltstar Jackson Richardson durchaus prädestiniert. Die Sportnation Frankreich jedoch eroberte im Finale gegen Kroatien erstmals einen Weltmeister-Thron in einer Teamsportart.

„Das ist wirklich verblüffend, dass so etwas erst 1995 passiert ist“, sagt dazu Nikola Karabatic, der fast 39-jährige Rückraum-Veteran, der wie kein Zweiter für die Gold-Sammlung steht, die der französische Handball seit jenen Mai-Tagen von Island erobert hat.

Sechs Mal Weltmeister, drei Mal Olympiasieger

Frankreich ist: sechsmaliger Weltmeister, dreimaliger Olympiasieger und Europameister. Karabatic, dessen Bruder Luca aktuell Kapitän der Auswahl ist, war bei vier WM-Erfolgen und allen Olympia- und EM-Siegen dabei. Das ist unglaublich und Teil eines Prinzips, mit dem die deutsche Nationalmannschaft in ihrem Viertelfinale gegen Frankreich am Mittwoch (20.30 Uhr/ZDF) klarkommen muss: Die Mannschaft des einstigen Rückraumspielers Guillaume Gille, als Spieler dreimal Weltmeister, verfügt über durchweg herausragendes Spielerpotenzial von gehobener Weltklasse.

Die Karabatic-Brüder gehören in diese Kategorie genauso wie Dika Mem, der treffsichere Rückraumspieler des FC Barcelona, der einstige Deutschland-Legionär Kentin Mahé oder Torhüter Vincent Gérard (36), der im mit 28:26 gewonnen letzten Hauptrunden-Spiel gegen die ebenfalls herausragenden Spanier eine fabelhafte Leistung bot. Frankreichs Handball steht neben offensiver Klasse vor allem für solide Abwehrarbeit.

Dika Mem setzt sich gegen zwei Spanier am Kreis durch und erzielt ein Tor.

Kaum zu stoppen: Frankreichs Dika Mem (r.).

Als sich das Team, in der zweiten Hälfte gegen Spanien mit drei Toren zurückliegend, darauf einigte, dieses Spiel nun gewinnen zu wollen, funktionierte der Deckungsverbund wie ein stählernes Tor. Der Rückstand war schnell aufgeholt und in einen eigenen Vorsprung verwandelt. Hinzu kommt, dass dieses Team in engen Situationen die Ruhe bewahrt, denn es hat alle möglichen Situationen bereits sehr oft durchlebt und erfolgreich überstanden.

Und dennoch: Auf Seiten der Franzosen ist der Respekt vor den Deutschen groß. Mahé ist verblüfft über die Leistungen von Spielmacher Juri Knorr: „Es freut mich, dass die Deutschen auf dieser Position endlich über einen großartigen Spieler verfügen.“ Zudem haben deutsche Teams die Franzosen bei Weltmeisterschaften in bisher 15 Spielen bereits zehn Mal geschlagen – bei vier Niederlagen und einem Unentschieden. Dieser Fakt hinterlässt bei den Titelsammlern durchaus Eindruck.

Und so warnt Nikola Karabatic vor allem vor Juri Knorr: „Er ist ihre Waffe Nummer eins. Wir müssen ihn besonders im Auge behalten.“ Gille spricht ebenfalls voller Respekt von Alfred Gislasons Team: „Sie mögen jung sein auf wichtigen Positionen, aber sie stehen für enorme Schnelligkeit und Frische in ihrem Spiel.“ Mahé wiederum sagt: „Es liegt an uns, den Deutschen zu zeigen, dass unsere Abwehr stabil und besser ist als ihre.“

KStA abonnieren