„Nicht die Opfer bestrafen“Watzke und Rummenigge für Russland-Rückkehr im Jugendfußball

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Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Russlands Rückkehr in den Nachwuchs-Fußball erhitzt weiter die Gemüter.

Die dringende Bitte aus der Ukraine brachte die Meinung von Karl-Heinz Rummenigge und Hans-Joachim Watzke nicht ins Wanken. In einem emotionalen Schreiben hatte der Verband UAF alle UEFA-Verbände dazu aufgerufen, die Wiederzulassung russischer Nachwuchsteams zu boykottieren. Die deutschen Mitglieder der UEFA-Exekutive hielten jedoch dagegen. Kinder seien „die Opfer des Krieges“ und dürften „nicht zusätzlich bestraft“ werden, sagte Rummenigge.

Damit wurde die deutsche Sichtweise zumindest ein wenig klarer. Wie Rummenigge bestätigte auch Watzke der Bild, bei der Abstimmung am Dienstag mit „Ja“ votiert zu haben. Dies sei „definitiv keine Aufweichung unserer ablehnenden Haltung Russland gegenüber“, sagte der DFB-Vizepräsident: „Im Gegenteil: Die Erwachsenen-Teams bleiben weiterhin ausgeschlossen. Hier geht es um Kinder, die nichts für den abscheulichen Krieg können.“

Könnte Deutschland mit seiner U17 gegen Russland antreten?

Ob daraus folgt, dass Deutschland etwa mit seiner U17 in der EM-Qualifikation gegen Russland antreten würde, blieb zunächst offen - eine verbindliche Aussage des DFB gab es noch nicht. Andere Verbände waren da deutlich schneller: England, Polen, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Lettland und Litauen haben Spiele gegen Russland bereits ausgeschlossen.

Damit entsprachen sie dem eindringlichen Wunsch aus der Ukraine. In seinem Schreiben hatte der Verband von einem „gefährlichen und erschreckenden Trend“ gesprochen, der sich abzeichne. Dieser bedeute „nichts anderes als die Unterstützung des russischen Terrorstaats und all seiner in der Ukraine begangenen Verbrechen“.

Die norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness sieht das ähnlich. „Wir sind der Meinung, dass es in dieser außergewöhnlichen Situation zu schwierig ist, den Nationalmannschaftsfußball von der Nation Russland zu trennen, und dass das Regime den Spitzenfußball als Teil seiner Propaganda nutzen wird“, sagte sie.

Rummenigge: Kindern „die Teilnahme am Spiel wieder zu erlauben“

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hatte dagegen betont, Jugendliche dürften „nicht für Handlungen bestraft werden, für die ausschließlich Erwachsene verantwortlich sind“. Die Meinung soll auch bei der Abstimmung umstritten gewesen sein, Rummenigge und Watzke schlossen sich ihr jedoch ebenso wie später der italienische Verband an. Er habe mit „ja“ gestimmt, um Kindern „die Teilnahme am Spiel wieder zu erlauben“, sagte Rummenigge.

Zudem würden die Teams nicht unter russischer Flagge auflaufen, betonte Watzke, eine „politische Willensbildung“ habe bei den Betroffenen noch gar nicht stattgefunden: „Daher diese Bewertung, wohlgemerkt im Wissen, dass ohnehin noch diverse Bedingungen erfüllt werden müssten, damit Dinge umgesetzt werden könnten.“

Dennoch rückte die UEFA mit ihrem Vorstoß erstmals von ihrer bislang harten Linie ab. So hatte der Verband nach Ausbruch des Krieges schnell alle russischen Klubs vom Europapokal ausgeschlossen, Russland wurden das Champions-League-Finale 2022 (St. Petersburg) und der Supercup 2023 (Kasan) entzogen, der Sponsorenvertrag mit dem staatlichen Energieriesen Gazprom wurde gekündigt.

Nun aber ist diese harte Linie aufgeweicht. Mit Folgen, die auch nach drei Tagen noch kaum zu überblicken sind. (dpa)

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