Slowenien-Superstar in KölnWarum die Fans den Magier Luka Doncic so lieben

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Luka Donic im EM-Vorrundenspiel gegen Litauen.

Köln – Das Genie lebt von der Leichtigkeit. Luka Doncic hat das am Sonntagabend am dritten Vorrundenspieltag der Basketball-Europameisterschaft in der Lanxess-Arena wieder einmal ganz nebenbei demonstriert.

Die Partie zwischen Slowenien und Bosnien und Herzegowina war nach einem Pfiff der Schiedsrichter unterbrochen, als der Star den Ball aus acht, neun Metern Entfernung nonchalant im hohen Bogen Richtung Korb schleuderte. Die Kugel schwebte für Bruchteile von Sekunden weit über der Anlage, bevor sie mit sanfter Netzberührung durch den Ring rauschte. Die Zuschauer raunten und jubelten, während auf dem Gesicht des 23-Jährigen das für ihn typische schelmische Grinsen lag.

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Sein Ziel ist Platz eins: Luka Doncic

Der Magier erledigt Spektakuläres mit Selbstverständlichkeit, dafür lieben ihn die Fans. Und an ihrer Zuneigung für den Zauberer gibt es nicht den geringsten Zweifel, wenn sie sich mit dem Oberkörper beängstigend weit über die Absperrgitter der Tribünen lehnen, um ihn abzuklatschen oder sich ein Autogramm zu sichern.

Der NBA-Profi von den Dallas Mavericks ist eine der schillernsten Persönlichkeiten dieses Turniers, neben dem Serben Nikola Jokic und dem Griechen Giannis Antetokounmpo die wohl größte Attraktion. Ihre Präsenz fasziniert das Publikum, weil sie über außergewöhnliche Qualitäten verfügen. Bei Antetokounmpo ist es die pure Athletik und primär muskulöse Masse von 110 Kilo, die sich auf 2,11 Meter verteilt.

Triumphe mit Real Madrid in jungen Jahren

Bei Jokic ist es das für einen 2,11 Meter großen und 129 Kilogramm schweren Center außergewöhnliche Spielverständnis, das ihn neben seinen Qualitäten als Scorer in den vergangenen beiden Jahren bei den Denver Nuggets zum wertvollsten Spieler der regulären NBA-Saison aufsteigen ließ.

Und Doncic umgibt die Aura des Wunderkindes, das in jungen Jahren große Erfolge gefeiert hat und das Versprechen für weitere Triumphe in sich trägt. „Luka ist einer der besten Spieler der Welt, der mit seinem ganz eigenen Tempo agiert“, sagt Deutschlands Kapitän Dennis Schröder voller Anerkennung. Diese individuelle Geschwindigkeit ist nicht mit dem explosiven Antritt zu vergleichen, mit dem Schröder seine Kontrahenten düpiert. Doncic bevorzugt das gedrosselte Tempo, das aber doch stets hoch genug ist, um zum gegnerischen Korb zu gelangen. Und falls ihm der Weg doch einmal zu weit wird, wählt er den Dreier, den er auch aus dem weit entlegenen Areal rund um den Mittelkreis noch bemerkenswert mühelos verwandelt.

Starke Statistiken bei den Dallas Mavericks

Die Fähigkeiten des 2,01 Meter großen und 104 Kilogramm schweren Flügelspielers resultieren aus guten Genen, natürlicher Begabung und einer Ausbildung auf höchstem europäischen Niveau: Der in Ljubljana geborene Sohn des ehemaligen slowenischen Nationalspielers Sasa Doncic zog nach seiner ersten Station bei Union Olimpija als Zwölfjähriger weiter zu Real Madrid, wo er von der U14 an im Jugendbereich spielte, ehe er als 16-Jähriger sein Debüt in der ersten Mannschaft gab.

Auch bei den Königlichen gab sich Doncic nicht damit zufrieden, nur dabei zu sein. Er dominierte mit der Unbekümmertheit des Jugendlichen und gewann mit dem Team sowohl die spanische Meisterschaft als auch die Euroleague. Die Spielzeit des wichtigsten internationalen Wettbewerbs beendete der Hochtalentierte sowohl als wertvollster Spieler der regulären Saison als auch als MVP des Final-Four-Turniers.

Das Genie hat ein paar Kilo zu viel

Auch nach seinem Wechsel in die NBA hat sich Doncic nicht lange akklimatisieren müssen. Schon in seiner Debütsaison 2018/2019 – der letzten von Dirk Nowitzki – erzielte der Mann mit der Trikotnummer 77 durchschnittlich 21,2 Punkte und verbesserte seine Statistiken seitdem kontinuierlich. Zuletzt sorgte Doncic für starke 28,4 Punkte, 9,1 Rebounds und 8,4 Assists, doch auch er konnte die Niederlage der Texaner in den Finals der Western Conference gegen den späteren Champion Golden State Warriors nicht verhindern.

Die Jagd nach Gold hat Doncic auf die EM vertagt, zu der er mit Slowenien als Titelverteidiger angereist ist und am Dienstag im vierten Match der Vorrundengruppe B in der Lanxess-Arena auf Deutschland trifft (20.30 Uhr, live und kostenlos bei MagentaSport). „Es ist egal, wo wir antreten – der erste Platz ist für uns immer das Ziel. Dafür werden wir alles geben“, hat Doncic betont.

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Doch es läuft noch nicht rund für den Mitfavoriten: Am Sonntagabend musste Slowenien eine überraschende 93:97-Niederlage gegen Bosnien und Herzegowina hinnehmen und auch Doncic rangiert in der Scorerwertung mit 16,7 Punkten nur auf Platz 22.

Vielleicht liegt es daran, dass der Ehrgeiz der Konkurrenz geweckt ist, was der Gejagte durchaus zu schätzen weiß. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn du weißt, dass jeder Gegner eine Schippe drauflegen will, um uns zu schlagen“, so Doncic.

Eventuell liegt es aber auch daran, dass der Schlüsselspieler offensichtlich das eine oder andere Kilo zu viel auf den Rippen hat. „Es gibt eben verschiedene Körpertypen. Ich finde, Luka ist in Luka-Form“, sagte Jason Kidd, sein Trainer bei den Mavericks, in einem Interview mit dem Fernsehsender Sky dazu. „Klar wollen wir manchmal mehr. Aber ich denke, Luka ist perfekt, so wie er ist.“

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