Kölner Golf-ProfiSupertalent Nick Bachem erinnert an den jungen Bernhard Langer

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Nick Bachenbild

Nick Bachem

Köln – Nick Bachem ist 21 Jahre alt und darf unter "Berufsbezeichnung" wahrheitsgemäß angeben: Golf-Profi. Damit zählt er zu einer kleinen Gruppe von weniger als 20 deutschen Männern, die das von sich behaupten können, ohne zu lügen. Dass er für den Golfclub Marienburg startet, verleiht ihm weitere Besonderheiten: Er ist in der neueren Geschichte des Sports der einzige Kölner Golf-Profi neben Heinz-Peter Thül (58), der vor einem Vierteljahrhundert als deutsche Nummer zwei nach Bernhard Langer galt.

Damit könnte die Geschichte schon enden. Sie soll allerdings damit erst beginnen, denn Nick Bachem gilt als Golfer, dem die ganze Welt seines Sports offensteht, wenn es ihm gelingt, seine Möglichkeiten auszuschöpfen. Von Donnerstag an kann sich ein größeres Publikum davon überzeugen, wie weit er damit schon gekommen ist. Bachem startet bei den Porsche European Open in Winsen bei Hamburg. Der Platz mit seinen riesigen Dimensionen sollte ihm entgegenkommen. Schon als Jugendlicher und Amateur hat der gebürtige Troisdorfer, der in Neunkirchen-Seelscheid aufwuchs, die Fachwelt mit seinen spektakulären Drives von 300 Metern Länge und mehr beeindruckt. Trainer Peer Sengelhoff wäre zufrieden damit, wenn sein Schützling den Cut am Freitag überstehen würde.

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„Wir wollen nicht zu viel Druck aufbauen, Nick soll sein Spiel solide halten und keine verrückten Dinge machen“, erklärt er im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sein Schützling will dem Ratschlag folgen. „Ich freue mich einfach, vor deutschen Zuschauern und vor meiner Familie zu spielen und auf eine schöne Woche in Hamburg“, sagt Bachem.

Zwei Jahre lang war der Sportsoldat von der Pandemie und diversen Verletzungen aufgehalten worden. Erst seit drei Monaten spielt er beschwerdefrei und regelmäßig auf der Challenge Tour, in der am Ende der Saison die Tickets vergeben werden für die DP World Tour, wie der europäische PGA-Ableger seit Jahresbeginn heißt. Nach Top-Platzierungen in Blomfontein/Südafrika, Cadiz/Spanien und Aberdeen/Schottland hat sich der Kölner auf Platz zehn der Gesamtwertung vorgespielt, die besten 20 erhalten am Ende der Saison das Ticket für die große Bühne und dürfen permanent auf der DP World Tour spielen.

Den Start bei den mit 1,8 Millionen Euro dotierten European Open bietet die seltene Gelegenheit, sich einem größeren Publikum zu präsentieren. Gregor Biernath wird die Runden in Winsen bei Hamburg auf dem Golf-Sender "Sky" kommentieren. Als ehemaliger deutscher Top-Amateur und anerkannter Golf-Experte kennt er das Supertalent aus dem Rheinland seit Jahren aus der Nähe. Noch vor wenigen Wochen haben die beiden  in Refrath eine Runde Golf zusammen gespielt. „Nick hat so viele Anlagen, nicht nur sein langes Spiel, da müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn er den Sprung auf die DP World Tour nicht schaffen würde, mit seinen aktuellen Längen ist er vermutlich schon unter den Top 10 der Welt“, sagt Biernath.

Kein Caddie, kein Management, kein schweres Gepäck

Trainer Peer Sengelhoff mag die in Fachkreisen wachsende Popularität seines Schützlings, er will ihn jedoch in jeder Hinsicht mit leichtem Gepäck reisen lassen. Auf der Challenge Tour spielt Nick Bachem noch ganz ohne Caddie. Auch ein professionelles Management sucht man bei ihm noch vergebens. „Die Agenturen sind schon wie die Hyänen hinter ihm her“, sagt Sengelhoff, der mit seinem Schützling aber streng einen Schritt nach dem anderen gehen will: Zuerst der Erfolg, dann die Vermarktung, dann das große Geld. Der Marienburger Club-Präsident und Bauunternehmer Paul Bauwens-Adenauer unterstützt seinen Top-Spieler bei dessen Aufstieg.

Unter den Fachleuten besteht kein Zweifel daran, dass Nick Bachem zu einem der Gesichter einer neuen deutschen Golf-Generation werden kann, wenn er von schweren Verletzungen verschont bleibt. „Er ist einfach ein Sonnyboy, mehr Surfer als Golfer“, sagt Peer Sengelhoff, „und wenn er mit seinen blonden Locken vor einem steht, kann man schon glauben, dass man da den jungen Bernhard Langer sieht.“

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