Kommentar zu Flicks WM-ChancenSo zählt Deutschland zu den Außenseitern

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Flick Kommentarbild

Hansi Flick und Jamal Musiala

Köln – Ein deutsches 3:3 gegen eine mit Top-Spielern besetzte englische Nationalmannschaft in Wembley könnte das Resultat hinter einem fußballerischen Spektakel sein, das nur Gewinner produzierte. Weniger als zwei Monate vor dem Beginn der Weltmeisterschaft ist es allerdings etwas völlig anderes. Das für die Nations League bedeutungslos gewordene Match wurde zum Dokument der Unfähigkeit beider Schwergewichte, ein Fußballspiel zu gewinnen. England befindet sich immer noch in der schwersten Krise der letzten Jahre. Deutschland wird ohne jeden Rückenwind und ohne das Vertrauen in die Zauberhände seines immer noch neuen Bundestrainers Hansi Flick zur umstrittenen WM nach Katar fliegen müssen.

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Die Zweifel betreffen alle Bereiche und werden durch die Statistik der letzten Monate hinreichend gedeckt. Zwar hat der ehemalige Wundertrainer des FC Bayern vergangenen Freitag beim 0:1 gegen Ungarn im 14. Spiel seiner Amtszeit erst seine erste Niederlage hinnehmen müssen. Inzwischen gilt aber auch: Sechs der letzten sieben Spiele wurden nicht gewonnen.

Auf keiner der vielen Baustellen gab es sichtbare Fortschritte, vielmehr sind neue hinzugekommen. Abgesehen von Marc-André ter Stegen im Tor, Jamal Musiala in der Spielzentrale und Kai Havertz als Not-Mittelstürmer hat kein Spieler überzeugt. Die BVB-Abwehr Niklas Süle/Nico Schlotterbeck trat auf, als wollte sie ein Plädoyer für den abwesenden Klub-Kollegen Mats Hummels halten. Die Außenseiten blieben harmlos und durchlässig zugleich. Und sogar Joshua Kimmich, das deutsche Symbol von Zuverlässigkeit, zeigt regelmäßig Schwächen. Mindestens so schlimm: Keine der eingewechselten Spieler machte die Sache besser.

Das alles verheißt nichts Gutes für eine Weltmeisterschaft, die bis zur letzten Sekunde Skandal, Ärgernis und Politikum bleiben wird. Allerdings kann die Teilnahme in schlechter Verfassung nicht zur inhaltlichen Distanzierung von dieser Veranstaltung umgedeutet werden. Wenn die deutsche Nationalmannschaft schon hinfliegt, was inzwischen unvermeidlich ist, sollte sie es konkurrenzfähig tun. Oder, was historisch oft eine Stärke deutscher Mannschaft war, während des Turniers irgendwie zu Konkurrenzfähigkeit finden. Das ist inzwischen die realistischste Prognose für ein gutes Abschneiden des DFB-Teams in Katar. Bis dahin zählt Deutschland jedoch zu den Außenseitern.

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