VolleyballBayer-Coach Dirk Sauermann tankt Kraft in Finnland und will wieder angreifen

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17.09.2022, Volleyball-Bayer - Dingden

hinten: TR: Dirk Sauermann (bayer)

Foto: Uli Herhaus

Trainer Dirk Sauermann im Gespräch mit seinen Volleyballerinnen

Der Trainer der BayerVolleys hat ein Haus im beschaulichen Städtchen Porvoo. Dort sortiert er seine Gedanken.

Porvoo ist vermutlich nur Skandinavien-Kennern ein Begriff. Vielleicht auch nur Finnland-Liebhabern. Die Stadt liegt knapp 50 Kilometer von Helsinki entfernt, direkt am Finnischen Meerbusen. Sie soll die schönste Altstadt des Landes vorweisen, gilt auch als die charmanteste Stadt Finnlands.

Dirk Sauermann und seine Ehefrau Riikka hätten eine schlechtere Wahl treffen können, als sie sich vor ein paar Jahren, Sauermann war noch Volleyball-Trainer im Land der 1000 Seen, für den Erwerb einer Immobilie entschieden haben.

In Porvoo nimmt der Coach der BayerVolleys derzeit etwas Abstand vom Tagesgeschäft. Sofern ein Trainer überhaupt Abstand nehmen kann. Das klappt auch bei Dirk Sauermann nicht so ganz. Die alte Saison ist gerade abgelaufen, die Planungen für die nächste Spielzeit sind in vollem Gange. Da fällt es schwer, Gedanken nicht auch um „seine“ Sportart kreisen zu lassen.

Waldspaziergänge mit Border-Collie Sisu

Seinen Spielerinnen hat er empfohlen, sich alternative Sportarten auszusuchen; den Volleyball für zwei, drei Wochen nicht anzufassen. „Es ist wichtig, dass wir alle uns mal mit anderen Dingen beschäftigen“, erklärt der Coach. Er selbst verbringt viel Zeit in der Natur, von der es in der nächsten Umgebung reichlich gibt.

Zusammen mit Border-Collie Sisu streift er durch die Wälder, „da trifft man auch mal eine Stunde lang keinen anderen Menschen“, so Sauermann. Überhaupt sei das Leben in Finnland entspannter, stressfreier, ruhiger. „Das kommt mir entgegen. Meine Frau sagt schon, ich sei mehr Finne als sie“, erzählt der 48-Jährige grinsend.

Trio verlässt Leverkusener Volleyballerinnen

Er kann die Zeit in der Heimat seiner Ehefrau auch entspannt verbringen, schließlich sind in Leverkusen keine gravierenden Veränderungen zu erwarten. Dass Julia Hartmann (Karriereende), Finja Schul (Wechsel auf ein Junior-College in den USA) und Alexa Kaminski (Master-Studium in Zürich) nicht mehr zur Verfügung stehen würden, war schon lange bekannt.

Aktuell gibt es nur eine personelle Hängepartie: Nicola Schmidt will Medizin studieren. Am liebsten in Köln. Klappt das, so wird sie weiter bei den Volleys spielen. Muss sie weiter auf einen Studienplatz warten, bleibt sie ebenfalls hier. Alle anderen Akteurinnen haben – Stand heute – ihren Verbleib erklärt.

„Das spricht schon ein bisschen für den Verein“, merkt Sauermann an. Immerhin erreichte das Team sein Ziel, unter die besten Drei zu kommen. „Vielleicht wäre noch mehr drin gewesen, wenn wir kompletter hätten spielen und trainieren können. Man muss auch sehen, dass wir den Verlust von mehreren Leistungsträgerinnen kompensieren mussten, dazu mit mir ein neuer Trainer und auch ein neuer Co-Trainer“, sagt Sauermann.

Dirk Sauermann vom Potenzial seiner Mannschaft überzeugt

„Jürgen Rothe (Abteilungsleiter, Anm. d. Red.) und ich hatten gedacht, das könnte eine Übergangssaison werden. Nach den ersten Ergebnissen sah es auch noch nicht so rosig aus, dann haben wir uns aber erstaunlich schnell gefangen und letztlich eine starke Saison gespielt. Vermeidbar waren sicherlich die Niederlagen gegen Ostbevern und Dingden. Ohne die hätten wir ganz oben angreifen können“, glaubt der Trainer an das Potenzial seiner Mannschaft.

Allerdings besteht das ganze Team aus Studentinnen oder Spielerinnen, die einem Job nachgehen. „Wir können als Trainer dann eben nicht erwarten, dass uns die Spielerinnen jederzeit zum Training zur Verfügung stehen. Studium und Job gehen vor. Und trotzdem hatten wir für diese Rahmenbedingungen eine sehr gute Beteiligung“, lobt Sauermann.

„Spielerinnen wie Laurine Vinkesteijn oder Lena und Sarah Overländer stehen im Berufsleben, konnten daher nicht am Vormittag trainieren. Dafür kamen sie am Wochenende für Extra-Schichten in die Halle. Andere wiederum erschienen, wenn es zeitlich machbar war, eben auch vormittags. Aber Studium oder Job führten dazu, dass wir manchmal auf eine Spielerin zu einer Partie verzichten mussten. Umso höher ist unsere Platzierung zu bewerten“, so Sauermann.

Highlights gegen Borken und Stralsund

Fragt man den Trainer nach Highlights aus der letzten Saison, so nennt er spontan zwei Begegnungen: „Beim Sieg über Borken, den wir mit den beiden Youngstern Wiebke Ritter und Finja Schul auf dem Feld errungen haben, war unsere Einstellung fantastisch. Und auch bei der Niederlage gegen Stralsund am letzten Spieltag konnten wir im ersten Satz, phasenweise auch in den anderen Sätzen, eine klasse Leistung abliefern.“

Daran will Sauermann mit seinem neuen Team – es soll zwei Ergänzungen geben: Eine Libera und eine Spielerin für die Mitte – ab August anknüpfen. Vorher wird es Krafttrainingseinheiten, offene Trainingseinheiten und noch mal im Sommer eine Pause geben. Die Zusammenarbeit mit Co-Trainer Frank Görlach wird weitergehen, möglicherweise kommt Unterstützung für die Bereiche Athletik und Technik hinzu.

Bis dahin hat Dirk Sauermann noch viel Zeit, sich weitere Gedanken über noch bessere Darbietungen seiner Mannschaft zu machen. Solche Gedanken kann man bestens in Ruhe anstellen. In Finnland. In Porvoo.

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