Patrik Kühnen und Andrea Petković glauben an Zverevs Potenzial, trotz körperlicher Herausforderungen nach einer intensiven Saison.
Andrea Petković glaubt an den HamburgerZverevs Kampf gegen den eigenen Körper

Alexander Zverev hat immer wieder mit körperlichen Problemen zu kämpfen.
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Die Tennissaison 2025 biegt auf die Zielgerade ein. Während in Riad derzeit die besten Spielerinnen der Welt bei den WTA-Finals um den prestigeträchtigen Titel kämpfen, richtet sich der Blick schon jetzt nach Turin. Ab dem 9. November treffen dort bei den ATP-Finals die acht erfolgreichsten männlichen Profis der Welt aufeinander – darunter auch Alexander Zverev.
ATP-Turnier beginnt am Sonntag
In Saudi-Arabien sorgten zum Auftakt vor allem Elena Rybakina und Iga Świątek für Schlagzeilen. „Es war ein super Einstieg. Rybakina war sehr dominant im Spiel gegen Ekaterina Alexandrova. Das Spiel zwischen Amanda Anisimova und Świątek war unglaublich. Es war ein hochspannendes Match. Riad liegt auf 600 Höhermetern, sich da einzuspielen ist schwer. Es war der erste Tag, wo man sah, dass sich alle Spielerinnen eingefunden haben“, erklärte Sky-Expertin Andrea Petković am Donnerstag in einer Talkrunde.

Andrea Petković
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Die 38-Jährige gewann sieben WTA-Titel im Einzel und gilt bis heute als eine der prägenden Figuren des deutschen Damentennis. Einer ihrer männlichen Pendants ist Alexander Zverev, Deutschlands derzeit prominentester Vertreter auf der ATP-Tour. Der 28-Jährige steht nach einem intensiven Jahr vor der inoffiziellen Tennis-Weltmeisterschaft – allerdings nicht ohne Blessuren. Immer wieder plagten ihn Rückenprobleme, zuletzt in Paris kam eine Knöchelverletzung hinzu.
Beim Masters in der französischen Hauptstadt verlor Zverev deutlich gegen Italiens Nummer eins Jannik Sinner mit 0:6, 1:6. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich mühevoll an sein Topniveau herangearbeitet und darauf spekuliert, Sinner und Alcaraz im Kampf um die Nummer eins ernsthaft unter Druck zu setzen. Das knappe Dreisatzduell im Wiener Endspiel gegen Sinner wirkte wie ein zusätzlicher Motivationsschub – doch dieser Effekt ist mittlerweile fast vollständig verflogen.
Trotz dieser Rückschläge glaubt Patrik Kühnen, ehemaliger Davis-Cup-Kapitän und ebenfalls Sky-Experte, an Zverevs Chancen: „Nach dem sich die Wochen bis Wien für Zverev schwierig gestaltet haben, war zu sehen, dass er aufsteigende Form hatte. Er gewann ein paar enge Matches, dann kann man sehen, wie der Turnierverlauf beeinflusst wird und das Selbstvertrauen zurückkommt“, sagte der 59-Jährige. „In Paris hat er sich durchgekämpft, da war Biss und Wille. Ich rechne in Turin mit einem starken Alexander.“
Die Gruppenauslosung ergab für Zverev machbare Aufgaben: Zwar trifft er erneut auf Sinner, aber auch auf den US-Amerikaner Ben Shelton und entweder Félix Auger-Aliassime (Kanada) oder Lorenzo Musetti (Italien). Ist Zverev in Normalform, sollten zumindest die letzten beiden Aufgaben lösbar sein. Doch Petković sieht bei Zverev vor allem die körperliche Komponente als entscheidenden Faktor. „Dieses Jahr war das erste, in dem man gemerkt hat, dass er kleinere Verletzungen mit sich herumgeschleppt hat“, sagt sie.
Zverevs Probleme mit dem Körper
Zverev sei „nicht wirklich richtig fit“ gewesen. Die ehemalige Tennisspielerin hofft, „dass er seinen Turnierplan straffe“. Denn wenn der Deutsche gesund bleibe, „sei das Halbfinale sicher“, erklärte sie. „Für mich ist er nach wie vor die Nummer drei der Welt – vom Potenzial, vom Talent und von der Athletik.“ Die Herausforderung für Zverev liegt im Balanceakt zwischen Formaufbau und Überlastung.
Kühnen mahnte: „Man muss den Plan so gestalten, dass man bei den Saisonhöhepunkten in Bestform ist. Das liegt beim Spieler selbst. Wenn man Woche für Woche spielt, wird es schnell zur Pflicht. Der Unterschied liegt darin, wirklich heiß zu sein, mental frisch zu bleiben. Genau das ist die Herausforderung.“ Neben Fitness und Matchpraxis zählt zum Saisonende die mentale Energie. Nach Monaten des Reisens, Trainings und Wettkämpfens sind viele Profis ausgelaugt – die Kunst liegt darin, im entscheidenden Moment noch einmal über sich hinauszuwachsen.

Patrik Kühnen (l.) mit Alexander Zverev (r.)
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Petković formulierte es so: „Nach einer langen Saison, in der man müde ist, braucht man einen Auslöser, der einen noch mal pusht. Wer dieses Extra findet – die Motivation, die ein Stück größer ist als bei den anderen –, der macht am Ende den Unterschied.“ Dieses „gewisse Etwas“ verkörperte bisher Jannik Sinner, der in Turin vor heimischem Publikum als Nummer eins der Welt aufschlägt. „Bei Sinner hat man gesehen, wie sehr er vor heimischem Publikum 2024 gewinnen wollte – das war seine zusätzliche Triebfeder. Jeder Spieler muss etwas finden, das ihm diese Extra-Motivation gibt“, sagte Petković.
In Turin fällt für Titelverteidiger Sinner und Alcaraz die Entscheidung, wer das Jahr auf Platz eins beendet. Die Finals starten mit einer Gruppenrunde. Aus den beiden Vierergruppen qualifizieren sich die jeweils zwei besten Spieler für das Halbfinale. Das große Finale ist für den 16. November angesetzt.
