Franz-Josef Wernze im Interview„FC hat uns noch nicht einmal zum Aufstieg gratuliert“

Lesezeit 4 Minuten
bopp_19_07297

Viktoria-Mäzen Franz-Josef Wernze gemeinsam mit Trainer Pavel Dotchev

  • Viktoria-Mäzen Franz-Josef Wernze spricht im Interview über den Aufstieg in die Dritte Liga, die neuen Herausforderungen – und warum eine Kooperation mit dem 1. FC Köln aktuell schwer vorstellbar wäre.

Köln – Herr Wernze, Sie müssen erleichtert gewesen sein, als Mike Wunderlich am 18. Mai das entscheidende 1:0 gegen Mönchengladbach II erzielte und Viktoria Köln den Drittliga-Aufstieg bescherte?

Das war ein unbeschreibliches Gefühl für mich. Sie können sich gar nicht vorstellen, welch riesiger Stein mir da vom Herzen gefallen ist. Gleichzeitig stieg aber auch Angst in mir auf, dass wir vielleicht doch noch alles verspielen könnten.

Haben Sie zwischenzeitlich am Aufstieg gezweifelt? Im Saisonfinale ging der Mannschaft ja gehörig die Puste aus.

Eigentlich nicht. Ich bin immer fest davon ausgegangen, dass wir in diesem Jahr dran sind und es auf jeden Fall schaffen.

bopp_19_07285

Der sportliche Leiter und der Mäzen: Franz Wunderlich und Franz-Josef Wernze haben derzeit gut lachen.

Hätten Sie sich eine weitere Saison in der Regionalliga als Viktoria-Mäzen überhaupt angetan?

Selbstverständlich. Da gab es in keinem Augenblick einen anderen Gedanken.

Im siebten Anlauf hat es der Verein in den Profifußball geschafft. Was erwarten Sie vom FC Viktoria als künftigem Drittligisten?

Zunächst einmal muss es darum gehen, uns in dieser schweren Liga zu etablieren. Und natürlich möchten wir alle die wunderbaren Stadien genießen, die uns die Dritte Liga bietet: Betzenberg in Kaiserslautern, Stadion an der Grünwalder Straße in München – das ist schon etwas ganz Besonderes.

Wie müssen in sportlicher Hinsicht die Ziele lauten?

Der Klassenerhalt muss das oberste Credo sein. Alles, was darüber hinaus gehen sollte, wäre natürlich eine Zugabe, der wir uns andererseits aber natürlich nicht verschließen würden.

Ist der Kader denn schon reif für die Dritte Liga?

Einige neue Leute haben wir ja schon dazu geholt. Was wir aber unbedingt noch brauchen, ist eine typische Nummer neun, ein Knaller in der Spitze, der uns Tore garantiert.

Seit 2011 unterstützen Sie den Klub in finanzieller Hinsicht außerordentlich. Werden Sie Ihr Engagement noch erweitern?

Ich würde es mal so ausdrücken: So wie es jetzt ist, ist es gut.

Das könnte Sie auch interessieren:

Könnte die Viktoria ohne Sie und Ihre Unterstützung in der Dritten Liga überhaupt existieren? Trotz steigender Fernsehgelder und zentraler Vermarktung?

Entscheidend muss es sein, dass wir die Basis unserer Sponsoren erweitern und auf breitere Füße stellen. Auf Dauer ist es dann natürlich auch mein Anspruch, dass Viktoria Köln ohne meine Zuwendungen bestehen kann und gut aufgestellt ist.

Wie wird und muss sich der Verein in naher Zukunft weiter entwickeln? Der Profifußball ist eine andere Hausnummer.

In erster Linie müssen wir unsere Infrastruktur im Rechtsrheinischen verbessern. Da haben wir noch deutlich Nachholbedarf. Trotzdem bin ich unendlich erleichtert, dass wir in der Dritten Liga in unserem Stadion in Höhenberg bleiben dürfen.

Und irgendwann womöglich in einer neuen Arena Fußball spielen, zum Beispiel in Stammheim?

Na ja, dem Rat der Stadt Köln kann ich diesbezüglich nicht ins Handwerk pfuschen. Im Jahr 2020 geht das Thema „Stadionneubau“ noch einmal in den Ratsausschuss, dann wird sich entscheiden, ob eine neue Arena errichtet wird oder eben nicht. Wobei ich davon ausgehe, dass es ein schwieriges Unterfangen wird, weil die Fortuna in die Regionalliga abgestiegen ist.

Haben Sie Mitleid mit Fortuna? Ein Derby wird es in der nächsten Saison ja nicht geben.

Vorab bin ich natürlich unheimlich froh darüber, dass wir jetzt die Nummer zwei in der Stadt hinter dem FC sind. Denn genau da wollten wir ja immer hin. Aber selbstverständlich tut mir die Fortuna auch leid. Ein Derby wäre sportlich und wirtschaftlich äußerst reizvoll gewesen.

Ist es für Sie auch gegenüber dem 1.FC Köln eine Genugtuung, die zweite Kraft in der Stadt zu sein?

Ach, darüber mache ich mir eigentlich gar keine Gedanken. Ich bin FC-Anhänger und seit vielen Jahren Mitglied im Verein. Das ist die Position, aus der ich den 1.FC Köln verfolge.

Wäre eine Kooperation mit dem FC denkbar? Gerade im Hinblick auf Talente, die bei der Viktoria als Leihspieler den nächsten Schritt machen könnten?

Im Einzelfall vielleicht schon. Da müssten vorweg aber noch einige Gespräche laufen, bevor ein solcher Austausch stattfinden könnte. Der FC hat uns ja noch nicht einmal zum Aufstieg gratuliert. Und ein geplantes Testspiel gegen uns abgesagt, was aber vielleicht ja noch nachgeholt wird.

KStA abonnieren