Den „sozialen Profit“ im FokusProjekt Dorfladen für Buschhoven aus der Taufe gehoben

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Der Verein „Bürgerprojekt unser Dorfladen“ in Buschhoven will dazu beitragen, den Toniusplatz wieder zum Dorfmittelpunkt werden zu lassen.

Swisttal-Buschhoven – Die Gründungsversammlung war erfolgreich, der Verein „Bürgerprojekt unser Dorfladen“ in Buschhoven ist aus der Taufe gehoben. 27 Buschhovener bestätigten mit ihrer Unterschrift, dass sie den Zweck des Vereins unterstützen und als Mitglied mitmachen, mitreden und mitgestalten wollen. Unter dem Leitmotiv „Miteinander für unsere Nahversorgung“ will der nun in Gründung befindliche Verein dazu beitragen, den Ortskern von Buschhoven wiederzubeleben. Dazu soll insbesondere ein Dorfladen beitragen, der im jetzigen Feuerwehrgerätehaus am Toniusplatz seinen Standort haben soll.

Das Gerätehaus soll von einem Neubau am Finacker ersetzt werden, dafür sei ein Zeitrahmen bis 2024 nicht unrealistisch. Mehr als 100 Bürger aus Buschhoven und Morenhoven bevölkerten das Pfarrheim, denn um das Projekt Dorfladen voranzutreiben, sollte nach umfangreichen Vorarbeiten ein Trägerverein gegründet werden. Dessen Aufgabe soll es sein, die Bürger der beiden Nachbarorte für die Mitwirkung bei dem Projekt zu begeistern und die erforderlichen Finanzmittel zur Verwirklichung einzuwerben. Schließlich biete ein Dorfladen nicht nur eine ortsnahe Rundumversorgung, sondern sorge auch für kürzere Einkaufswege und ein besseres Klima, für mehr Lebensqualität in jedem Alter und für Begegnungen von Mensch zu Mensch. Der Dorfladen sei ohnehin nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu bestehenden Angeboten zu sehen. Vielmehr würden sogar Kooperationen mit bereits vorhandenen Anbietern angestrebt. Da man keine Rücksicht auf vorgegebene Sortimente nehmen müsse, könnten Angebote ganz verschiedener Anbieter zusammengestellt werden, die von den Bürgern benötigt würden, so die Initiatoren.

Förderzusage für das ISEK-Konzept

„Das ist ein Meilenstein für das Bürgerprojekt“, fand Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (CDU) bei ihrer Begrüßung und lobte besonders die Arbeit des Arbeitskreises, der schon seit 2018 in der Sache aktiv ist. „Aber das Wichtigste bei einem Bürgerprojekt sind die Bürger“, machte sie darauf aufmerksam, dass ohne die Unterstützung der Menschen in Buschhoven und Morenhoven das Vorhaben von vorneherein zum Scheitern verurteilt sei. Erfreulicherweise sei vor wenigen Tagen auch die Förderzusage der nordrhein-westfälischen Landesregierung für das ISEK-Konzept der Gemeinde Swisttal eingegangen, das auch einige Maßnahmen zur Belebung des Ortskerns in Buschhoven vorsieht. Der Verein solle nun mithilfe des Dorfladens dafür sorgen, dass rund um den Toniusplatz wieder etwas passiert und der Ort als lebendiger Treffpunkt und beliebte Einkaufsmöglichkeit wiederentdeckt wird. „Hier kann der Plausch zum Bestandteil der Geschäftsstrategie werden, denn der Dorfladen muss nicht den Gewinn maximieren, sondern nur sich selbst tragen“ und könne somit den „sozialen Profit“ in den Mittelpunkt stellen.

Fachbereichsleiter Jürgen Funke wies darauf hin, dass die Gemeinde auf Fördermittel angewiesen sei und ohnehin das Ganze auf mehrere Jahre verteilen müsse. So werde 2023 das Hof- und Fassadenprogramm gestartet, bei dem private Hausbesitzer im Ort Zuschüsse für Sanierungsmaßnahmen erhalten. Außerdem soll es einen Verfügungsfonds geben, aus dem kleinere Projekte von Vereinen mit bis zu 50 Prozent bezuschusst werden. In den Jahren 2024/25 werde ein Ideenwettbewerb zur zukünftigen Gestaltung des Toniusplatzes gestartet, außerdem beginne die Sanierung des Dietkirchenhofes. Ab 2026 beginne dann die eigentliche Umgestaltung des Toniusplatzes und eventuell auch des Weiherumfeldes.

Ortsvorsteher Dieter Ramershoven freute sich, dass das Projekt endlich Fahrt aufnimmt. Denn am Toniusplatz müsse etwas passieren, nachdem immer mehr Geschäfte dort aufgegeben hätten oder umgezogen seien. „Selbst diejenigen, die noch dort sind, überlegen sich, ob es noch sinnvoll ist, dort zu bleiben“, wusste er. Deshalb hoffe er auf das Engagement und die Eigeninitiative der Bürger, die bei der Sicherung der Nahversorgung im Ort mitmachen, mitreden und mitgestalten wollten.

Uwe Jülichs von der Arbeitsgruppe stellte die Projektidee vor und machte gleich deutlich: „Wir sind keine Träumer!“ Buschhoven mit 3400 Einwohnern in knapp 2000 Haushalten und Morenhoven mit 1800 Einwohnern bei knapp 1000 Haushalten und einer Kaufkraft leicht über dem Bundesdurchschnitt hätten durchaus das Potenzial, den Dorfladen auch wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben. Dafür sei Überzeugungsarbeit zu leisten, damit die Bewohner ihr Einkaufsverhalten ändern.

Neues Feuerwehrhaus am Fienacker

Als Standort wurde das Feuerwehrgerätehauses am Toniusplatz auserkoren, das dafür aber noch umgebaut werden müsse. Derzeit stelle sich die Frage, wann das Gebäude frei werde, was wiederum von den Neubauplänen der Gemeinde für ein Feuerwehrhaus am Fienacker abhänge. Auf eine konkrete Zeitangabe wollte sich Kalkbrenner auf Nachfrage nicht einlassen, fand aber eine Zeitspanne bis 2024 „nicht unrealistisch“. Uwe Jülichs machte außerdem klar: „Ohne eine auch finanzielle Beteiligung der Bürger wird es wahrscheinlich nicht funktionieren.“

Dr. Ralf Petzold wartete mit konkreten Zahlen auf. Für den Dorfladen solle lediglich das Erdgeschoss des Feuerwehrhauses mit seinen 135 Quadratmeter Fläche genutzt werden. Wenn man anhand von Erfahrungswerten von 500 Euro pro Quadratmeter für die Ladeneinrichtung und 200 Euro pro Quadratmeter für die Warenerstausstattung ausgehe, seien zum Start rund 95.000 Euro zu finanzieren – den Umbau selbst noch nicht mitgerechnet.

Um die Fixkosten von etwa 100.000 Euro zu verdienen, benötige der Dorfladen einen Nettoumsatz von 400.000 Euro pro Jahr. Petzold rechnete zudem vor: Dafür müsse nur jeder zweite Haushalt in Buschhoven und Morenhoven 8,36 Euro pro Woche oder 36 Euro im Monat im Dorfladen ausgeben.

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